Bochum. Der VfL Bochum steckt ganz tief im Kampf um den Klassenerhalt. Ein Spieler im Kader kennt die Situation bestens: Maximilian Wittek.

Maximilian Wittek war genervt. Gerade hatte der 28-Jährige mit seinem Team noch im intensiven Trainingsspiel geführt, um am Ende doch als Verlierer vom Platz zu gehen. Ein Gefühl, dass er in dieser Saison mit dem VfL Bochum schon so häufig wahrnehmen musste. Ein Gefühl, dass er langsam leid ist. Auch im Training. „Das spiegelt etwas die letzten Wochen wider und das ärgert mich. Da rege ich mich auf, persönlich ist das nicht gemeint“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Es ist diese Einstellung, die sie an der Castroper Straße dieser Tage so dringend brauchen. Erstmals seit Monaten steht die Mannschaft von Heiko Butscher wieder unter dem Strich. Der große Vorsprung auf den Relegationsrang wurde sukzessive verspielt, acht Spiele in Folge feierten sie keinen Sieg mehr. Stand jetzt geht die Saison für den VfL Bochum in die Verlängerung mit zwei K.o.-Spielen. Es herrscht Frust – vor allem bei Reservespielern wie dem langjährigen Leistungsträger Danilo Soares, der beklagte, dass er keine Chance bekäme. Entsprechend versuchten die Verantwortlichen dieser Tage entgegenzuwirken. VfL-Sportvorstand Patrick Fabian bat schon vor dem Auswärtsspiel in Wolfsburg am vergangenen Samstag mehrere Führungsspieler zum Krisengespräch in sein Hotelzimmer. Nach der Niederlage gab es mehrere Aussprachen innerhalb des Teams, mal in Kleingruppen, mal mit der ganzen Mannschaft. Es soll mächtig zur Sache gegangen sein.

VfL Bochum: Maximilian Wittek plötzlich Startelf-Kandidat

Ob das es ein reinigendes Gewitter im Binnenklima der Mannschaft war oder nur ein fehlgeschlagender Versuch des Aufbäumens, wird sich am Freitagabend im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr, DAZN) zeigen. Was feststeht: dass Butscher seine Mannschaft umstellen muss nach den Sperren von Patrick Osterhage und Christopher Antwi-Adjei. Einer, der deshalb unter der Woche seine Chance witterte, war Wittek. Er ging im Training voran, zeigte vollen Einsatz, rannte und ackerte. „Es sind die grundlegenden Dinge, die jetzt wichtig sind“, sagte er. „Die Einsatzbereitschaft, um auch Fehler von Mitspielern auszubügeln. Wir müssen den Kopf oben behalten, wir dürfen nicht mit uns hadern. Wir müssen auch mal kritisch miteinander umgehen, wenn wir die zweite oder dritte Chance vergeben“, so der als Schienenspieler geholte Wittek.

Zuletzt häufiger auf der Bank: Maximilian Wittek.
Zuletzt häufiger auf der Bank: Maximilian Wittek. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

In dieser Saison kam Wittek bislang nur sporadisch zum Einsatz, nachdem der VfL Bochum nach einem schwachen Saisonstart mit vielen Gegentoren das System umstellte und zurück zur Viererkette wechselte. Wittek, der die linke Seite beackern sollte, fand sich auf der Bank wieder. Auch er gehört zu den enttäuschten Spielern dieser Mannschaft. In den letzten Wochen sammelte er immerhin Kurzeinsätze. Am Freitagabend könnte der im vergangenen Sommer von Vitesse Arnheim geholte Bayer dann als Linksverteidiger oder eine Position davor wieder von Beginn an auflaufen. Hinten fühle er sich zwar wohler. Aber: „Ich bin ein gradliniger Spieler, der versucht, den Ball vor die Kiste zu bringen oder selbst abzuschließen“, so Wittek.

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Genau das, was Bochum braucht. Die Torausbeute ist erschreckend, gute Chancen wurden teils dilletantisch liegen gelassen. „Wir haben daran gearbeitet, dass wir den Ball häufiger in die Box kriegen“, erklärte Wittek. „Gerade wenn der Ball außen frei ist, müssen wir den Ball einfach reinjagen. In der Box entstehen die Tore, dort wird es gefährlich. Wenn der Ball in diese Zone kommt, kann auch mal ein Eigentor passieren.“ Dies habe sich die Mannschaft in dieser Woche erarbeitet und auch Trainer Butscher hat die Zeichen der Zeit erkannt, ließ fleißig Torabschlüsse und Spielformen üben. Selbstvertrauen vor dem Tor sammeln lautete die Devise.

Maximilian Wittek kennt den Abstiegskampf

Aber es ist noch mehr nötig im Kampf gegen den Abstieg. Leidenschaft – und Erfahrung. Auch das spricht für Wittek. In den ersten fünf Jahren seiner Profikarriere spielte er bei 1860 München und der SpVgg Greuther Fürth stets gegen den Abstieg. „Ich habe früh schon vieles durchgemacht mit dem Klassenerhalt in der Relegation in der letzten Minute. Oder einmal mit dem Klassenerhalt am vorletzten Spieltag. Abgestiegen bin ich leider auch schon. Ich weiß, worauf es jetzt ankommt“, sagt Wittek.

Traf gegen Leipzig: Maximilian Wittek.
Traf gegen Leipzig: Maximilian Wittek. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Sieht das Butscher ähnlich? „Ich weiß, was Maxi Wittek kann. Er kann einer Mannschaft viele Impulse geben“, sagte der Trainer unter der Woche. Bei seinem Kurzeinsatz in Wolfsburg konnte Wittek seinen Trainer aber offenbar nur bedingt überzeugen. „Gegen Wolfsburg haben wir als Mannschaft phasenweise unsere Prinzipien verlassen. Da geht es um Positions-Disziplin, davon war auch Maxi betroffen“, sagte er. „Das sind aber sportliche Themen, die wir schon aufgearbeitet haben.“ Da bleibt aus Bochumer Sicht die Hoffnung, dass nach einer Krisensitzung der Mannschaft unter der Woche nun jeder verstanden hat, dass es jetzt einzig und allein um den Klassenerhalt geht. „Wir haben am Freitag ein Heimspiel, Flutlicht in unserem Stadion. Da müssen wir alles reinhauen, es Hoffenheim so schwer wie möglich machen. Es zählt nur ein Sieg, nichts anderes“, sagte Wittek.