Bochum. Kevin Stöger ist unter Trainer Thomas Letsch unumstrittener Stammspieler. Sein Vertrag läuft aber aus. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Wie groß der Wert von Kevin Stöger für den VfL Bochum ist, lässt sich mit statistischen Parametern feststellen - oder man fragt einfach Trainer Thomas Letsch. Der Schwabe ist an der Castroper Straße nicht gerade bekannt dafür, einzelne Spieler besonders hervorzuheben. Jeder Spieler im Kader sei sehr gut, sei so wichtig wie der andere. Diese Sätze hört man häufig von ihm. Eine Stammplatzgarantie erteilt er aber nur ein paar Akteuren in seinem Kader. Stöger, Vizekapitän der Mannschaft, hat so eine Garantie bei Letsch. Ist der Österreicher fit, spielt er.

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„Er hat dieses Jahr noch mehr in die Hand genommen, unser Taktgeber zu sein. Er ist in unserer Konstellation der kreative Kopf, sehr ballsicher und er ist der Mann für die Standards. Kevin zahlt das Vertrauen zurück. Das ist der Grund, warum er in der Regel auf dem Platz ist“, sagte Letsch am Freitag über den Lenker Stöger. „Er hat eine super Balance entwickelt zwischen Defensive und Offensive, hat ein gutes Gespür und coacht die Jungs auf dem Platz“, so der Trainer vor ein paar Wochen. Mit diesen Qualitäten hat es der 30-Jährige nun sogar als einer von fünf Spielern in die DFL-Auswahlliste für den Spieler des Monats Februar geschafft. Neben Topstars wie Harry Kane oder Florian Wirtz.

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    Längst läuft Stöger in der Bundesliga nicht mehr unter dem Radar, gehört statistisch gesehen zu den besten Mittelfeldspielern der Liga. 135 schusserzeugende Aktionen gehen in dieser Saison bereits auf sein Konto, weil er den Ball häufig vertikal spielt. Dabei liegt er sogar weit vor Dortmunds Julian Brandt (95), Bayerns Jamal Musiala (82) und vor Leverkusens Wirtz (127). Zehn Bochum-Treffer leitete Stöger mit ein, sechs Mal spielte er den letzten Pass. Zudem traf er selbst bereits fünf Mal in dieser Spielzeit, in der er nur zwei Spiele verpasste. Gegen Bayer fehlte er aufgrund seiner fünften Gelben Karte, gegen Stuttgart erkrankt.

    Kevin Stöger lenkt das Spiel des VfL Bochum.
    Kevin Stöger lenkt das Spiel des VfL Bochum. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

    Wie gut Stöger derzeit spielt, ist der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Der Vertrag des Österreichers läuft im Sommer aus, er vertritt sich selbst. Bereits im Winter war Union Berlin an ihm dran, es soll ein lukratives Angebot gewesen sein - vor allem für den Spieler. Für den VfL kam es dem Vernehmen nach zu kurzfristig, zumal Stöger nicht zu ersetzen ist in dieser Saison. In der kommenden Spielzeit muss Letsch aber eventuell zwangsläufig jemanden finden, der die Achter-Position genauso bekleiden kann, wie es Stöger macht. Ein Verbleib an der Castroper Straße scheint nur schwer vorstellbar. Zwar sei der VfL Bochum Ansprechpartner Nummer eins, es gäbe auch Verhandlungen. „Ich habe aber auch klar kommuniziert, dass ich mir andere Sachen anhöre“, sagte er kürzlich der Kronen-Zeitung.

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    Und diese anderen Sachen dürften es VfL-Sportdirektor Marc Lettau schwer machen, Stöger von einem Verbleib zu überzeugen. Zwar fühlt sich Stöger in Bochum wohl, ist bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere in blau-weiß unter Vertrag. Länger als zwei Jahre war er am Stück aber bei keinem seiner Vereine. Und mit bald 31 Jahren dürfte er im Sommer wohl seinen letzten großen Vertrag unterschreiben, zumal eine EM-Teilnahme mit Österreich zumindest vorstellbar ist. Wenngleich er in seinem Heimatland unter dem Radar läuft und im zentralen Mittelfeld große Konkurrenz vor sich hat. Nationaltrainer Ralf Rangnick hat ihn aber im Blick. Der VfL muss sich also finanziell strecken, doch mit insgesamt zehn auslaufenden Verträgen ist das Geld endlich. Und Vereine wie Union, bei denen Stöger nach Informationen dieser Redaktion weiterhin hoch im Kurs steht, können deutlich mehr zahlen als die Bochumer.

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    So sind die Leistungen des Spielgestalters derzeit Fluch und Segen zugleich für den VfL Bochum. Er wird maßgeblich dazu beitragen, dass die Bochumer wohl für ihre vierte Bundesliga-Saison in Serie planen können. Dann aber vermutlich ohne ihn.