Bochum. Ordets fehlt verletzt, Schlotterbeck gesperrt. Dem VfL Bochum gehen die Innenverteidiger aus. Am Montag fehlte beim Training der nächste.

Gut gelaunt ging Keven Schlotterbeck zusammen mit Philipp Hofmann vom Trainingsplatz in Richtung Ruhrstadion. Nach dem 3:1-Sieg des VfL Bochum gegen den VfL Wolfsburg ist die Stimmung beim Bundesligisten zu Wochenbeginn gefühlt noch etwas besser als zuletzt. Dass Trainer Thomas Letsch nach der fünften Gelben Karte für Schlotterbeck gegen die TSG Hoffenheim die Abwehr erneut wird umbauen müssen, ist noch weit weg. Klar ist, dass Letsch einen neuen Abwehrchef wird finden müssen.

Ivan Ordets war der erste Chef der Abwehrreihe, der ausfiel. Er verletzte sich beim 2:2 gegen Mainz, fällt noch bis zum Jahresende mit einer Muskelverletzung aus. Er wird frühestens gegen Werder Bremen am 14. Januar wieder zur Verfügung stehen.

Fast nahtlos übernahm dann Keven Schlotterbeck die Rolle des Führungsspielers der Abwehrreihe. Er überzeugt mit guten Zweikampfwerten, einer guten Positionierung und vor allem dadurch. Dass er seine Mitspieler dirigiert, sie zurückholt, nach vorne schickt oder ihnen zuruft, dass sie bei Ballbesitz ruhig machen können oder ob sie aufpassen müssen, weil sie gerade intensiv angelaufen werden.

Gegen Wolfsburg sah Schlotterbeck in der Nachspielzeit seine fünfte Gelbe Karte, fehlt jetzt gegen Hoffenheim. Direkt nach dem Spiel kommentierte Letsch die Situation noch launig. „Ich weiß nicht, ob er keine Lust hat, auswärts mitzufahren“, sagte er in der Pressekonferenz zum Spiel. „In der Situation muss er das machen, weil es sonst noch einmal gefährlich werden kann. Er wurde in jedem Spiel besser, ist einer der laut ist, ein gutes Stellungsspiel hat, aber auch die anderen mitsteuert.“

VfL Bochum könnte gegen Hoffenheim mit Bernardo in der Innenverteidigung spielen

Wobei Letsch seit dem Gladbach-Spiel nicht nur mit Schlotterbeck zufrieden sein konnte, sondern mit der gesamten Abwehr. In sieben Spielen gab es bei einer Niederlage, zwei Siegen und vier Unentschieden nur sieben Gegentore. Die Abwehr hat sich stabilisiert. Auch deshalb ist der VfL Bochum seit fünf Spielen ungeschlagen.

Erneut lobte er daher auch Bernardo. „Er macht nicht nur sein erstes Tor, sondern gewinnt gefühlt jeden Zweikampf, den es auf dem Platz gibt, selbst wenn er nicht beteiligt ist.“

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Bernardo nach innen an die Seite des derzeit ebenso gesetzten Erhan Masovic zu ziehen, ist eine der Möglichkeiten, die Letsch für das Hoffenheim-Spiel hat. Rückt Bernardo wieder in Mitte, könnte Maximilian Wittek auf der linken Seite zum Einsatz kommen. Möglich wäre auch, dass Tim Oermann oder Noah Loosli in die Innenverteidigung rücken, Bernardo dann auf links außen bleibt. Am Montag beim Training fehlte allerdings Loosli. Der Schweizer hat Probleme an der Hüfte.

Bernardo (l.) bleibt bester Zweikämpfer des VfL Bochum und der Bundesliga.
Bernardo (l.) bleibt bester Zweikämpfer des VfL Bochum und der Bundesliga. © regios24 | Darius Simka

Geht es nach Schlotterbeck aber wäre Loosli die erste Option als Ersatz für ihn. Bereits nach dem Heidenheim-Spiel, in dem er seine vierte Gelbe Karte gesehen hatte, hatte er ihn lobend erwähnt. Er werde seinen Spielstil nach der vierten Gelben Karte wegen einer sich androhenden Sperre nicht ändern. „Ich werde mich immer reinwerfen und wenn ich dann ein Spiel fehle, wegen der fünften Gelben Karte, dann ist mir das egal. Auf der Bank haben wir heute Noah Loosli gehabt. Er würde das im Zweifel genauso gut machen wie ich.“

VfL Bochum: In sieben Spielen sammelte Schlotterbeck fünf Gelbe Karten

Das zumindest ist fraglich. Schlotterbeck benötigte etwas Anlaufzeit in diese Saison, lieferte dann aber beständig gute bis sehr gute Leistungen ab. An der ersten sechs Spieltagen kam er auf sieben Minuten Spielzeit. Gegen die Bayern war er beim 0:7 nicht einmal im Kader, zweimal wurde er eingewechselt, dreimal war ohne Einsatz im Kader dabei.

Ab dem Leipzig-Spiel, dem 0:0, war er gesetzt und steigerte sich gefühlt von Spiel zu Spiel. „Wenn man regelmäßig spielt, kommt das Selbstbewusstsein immer mehr“, sagte er. „Ich fühle mich wohl auf dem Platz, da gehöre ich hin. Von daher freue ich mich, wenn der Trainer mich Woche für Woche aufstellt. Ich glaube, ich zahle das Vertrauen mit guten Leistungen zurück.“

In sieben Spielen sammelte er allerdings bereits fünf Gelbe Karten. Nur gegen den FSV Mainz 05 und den 1. FC Köln wurde er nicht verwarnt. An der Quote kann er, muss er arbeiten. Die Prognose für die 20 für ihn noch folgenden Spieltage, einen verpasst er schon gesperrt, wäre sonst heftig.

Bleibt er bei der Quote, verpasst er mindestens zwei weitere Spiele. Die Einspiel-Sperren gibt es in Fünfer-Schritten. Also nach der zehnten, der 15. und so weiter. Den Rekord für die meisten Gelben Karten innerhalb einer Saison hält Klaus Gjasula. In der Saison 2019/2020 wurde er 17 Mal verwarnt.