Bochum. Thomas Letsch wechselte in den vergangenen Wochen beim VfL Bochum häufig seine Startelf – und auch die Formation. Das steckt dahinter.
Es herrschte rege Betriebsamkeit unter der Woche an der Castroper Straße, wenn Trainer Thomas Letsch zum Training bat. Doch ausgerechnet im Abschlusstraining vor dem Heimspiel am Samstagabend gegen den 1. FC Köln (18.30 Uhr, Sky) fehlte Kapitän Anthony Losilla verschnupft und Danilo Soares musste die Einheit abbrechen, weil er sich das Knie verdrehte. Die Qual der Wahl für seine Startelf-Nominierung hat der Trainer dennoch – und dürfte wieder einmal die eine oder andere Überraschung parat halten. Wie so häufig in den vergangenen Wochen.
In den bislang elf Saisonspielen schickte der 55-Jährige acht Mal eine zur Vorwoche auf mindestens einer Position veränderte Startelf in die Spiele. Besonders stark war die Rotation vor der Partie bei RB Leipzig, nachdem der VfL Bochum zuvor gegen den FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach stark anfällig in der Defensive war. Und auch nach dem Spiel im Zentralstadion wechselte Letsch immer wieder, veränderte sogar sein Grundsystem. Beim Sieg gegen Darmstadt 98 (2:1) am vergangenen Freitag schickte er erstmals eine Viererkette auf den Rasen, die in der Vorsaison seine Standardvariante war. Und auch gegen den 1. FC Köln kündigte Letsch schon wieder Veränderungen an.
Letsch macht Daschner Hoffnung auf Startelfeinsatz gegen Köln
„Es gibt Spieler, die bisher noch nicht von Anfang an gespielt haben und auch eine Option sind“, sagte er unter der Woche und wurde nicht müde etwa Lukas Daschner zu loben, der seit seinem Startelf-Einsatz beim Aus im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld nicht mehr von Beginn an spielen dufte. Es könnte also gut sein, dass er gegen den 1. FC Köln eine neue Chance erhält, die Trainingsleistungen seien jedenfalls sehr gut, gab der Trainer zu. „Wir haben Optionen und wir müssen uns überlegen, mit welcher Struktur und welchem Personal wir das Spiel angehen.“
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Diese Überlegungen schlugen in den vergangenen Wochen immer wieder in Überraschungen zu Buche. So stand Stürmer Moritz Broschinski zuletzt zweimal in der Startelf, während Goncalo Paciencia nach seinem Traumtor gegen den SC Freiburg zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. Er wisse, dass er damit seine Spieler durchaus verärgern würde, wenn er sie trotz guter Leistungen aus der Startelf nimmt, sagte Letsch. Doch es geht ihm darum, „leicht zu justieren“ und „Nuancen“ anzupassen für die jeweiligen Partien. So auch vor dem Wochenende. „Köln spielt in einer anderen Grundordnung als Darmstadt. Deshalb müssen wir uns überlegen, wie wir sie attackieren. Und wie können wir sie im eigenen Ballbesitz vor Probleme stellen“, sagte Letsch.
Gegen Mainz 05 und Darmstadt 98 funktionierte das zuletzt gut, auch in Leipzig und Freiburg überzeugte der VfL Bochum mit den personellen und taktischen Ansätzen durchaus. Der inzwischen zurückgetretene 05-Trainer Bo Svensson gab nach dem 2:2 vor zwei Wochen sogar zu, dass er mit den Kniffen seines Gegenübers überhaupt nicht gerechnet hätte.
VfL Bochum: zentrale Achse spielt immer
Der Wechsel-Mut von Letsch irritiert aber auch. Fans kritisieren in Foren, dass es keine echte Startelf gebe, zu viel experimentiert würde. Allerdings stand eine Achse aus Manuel Riemann, Bernardo, Anthony Losilla, Kevin Stöger und Takuma Asano in jedem Spiel auf dem Platz. Die Kritik an seinen Aufstellungen kann der Trainer daher nicht nachvollziehen. „Es gibt zwei Optionen: wir spielen immer mit dem gleichen System und dem gleichen Personal. Wenn wir damit gewinnen, sind wir die Größten. Wenn wir verlieren heißt es, wir sind nicht flexibel. Wechseln wir und gewinnen, bin ich der Taktikfuchs. Wechseln wir und wir verlieren, heißt es, wir haben keine Konstanz.“
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Anders als in der Vorsaison, als Letsch vor allem in der Rückrunde auf eine eingespielte Mannschaft setzte, hat der VfL Bochum in der aktuellen Spielzeit einen Kader beisammen, der in der Tiefe deutlich stärker besetzt ist. „Wir haben viele Spieler, die den Anspruch haben, Startspieler zu sein. Es gibt keine großen Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern“, sagte Letsch. Seine Aufgabe als Trainer sei es deshalb, ein Gleichgewicht in der Mannschaft herzustellen, damit niemand gänzlich unzufrieden ist.
Zudem weiß Letsch, dass jede Position nominell gut besetzt sein müsste – egal wen er aufs Feld schickt. Wichtig sei nur, die Balance zu wahren. Darauf wird es auch am Samstagabend zum Beginn der Karnevalssession gegen den 1. FC Köln ankommen. Denn bei allen Überlegungen steht der Erfolg im Vordergrund. Und gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt soll am Ende der erste Heimsieg der Saison stehen.