Bielefeld. Die Verantwortlichen des VfL Bochum poltern nach dem Pokal-Aus bei Arminia Bielefeld. Auf dem Transfermarkt hat der Revierklub nun ein Handicap.
Als die Drittliga-Fußballerinnen des VfL Bochum am Sonntagmittag im Ruhrstadion mit einem 3:2-Sieg gegen Fortuna Köln den Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde feierten, hatten ihre männlichen Kollegen bereits eine kompromisslose Analyse hinter sich. Mit 3:6 nach Elfmeterschießen hatte der Bundesligist am Samstagabend beim Drittligisten Arminia Bielefeld verloren. Aus in Pokalrunde eins – ein Fehlstart mit Folgen.
VfL Bochum: Rundumschlag von Patrick Fabian
Während die bis in die 3. Liga durchgereichten Bielefelder ein Erfolgserlebnis zelebrierten, sprach die VfL-Führung Klartext. Bochums Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian wirkte in den Katakomben der Schüco-Arena so gefasst wie extrem angefressen. Die erste Halbzeit stieß ihm mächtig sauer auf, die dahin tröpfelnde Verlängerung nach einer druckvollen zweiten Halbzeit „verwunderte“ ihn, erklärte Fabian. „Wenn wir die Basics nicht abrufen, also das körperliche Spiel, Einsatz zu zeigen, wach zu sein, die zweiten Bälle zu sehen, dann wird es gegen jeden Gegner schwer“, polterte Fabian. „Das war brutal enttäuschend.“
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0:2 stand es nach einer halben Stunde. Zweimal kamen die mit mehr Leidenschaft und Aggressivität auftretenden Bielefelder gefährlich vors Tor, zweimal schlug der Ball ein. Beim ersten Treffer nach einem Konter versäumten es der schwache Felix Passlack und Erhan Masovic, im Strafraum eine 2:1-Überzahl auszunutzen. Beim 0:2 nach einer Ecke sprang Lukas Daschner gar nicht erst hoch zum Kopfball. Nicklas Shipnoski und Merveille Biankadi bedankten sich.
Marc Lettau, Bochums Sportdirektor, fehlten über weite Strecken der ersten Halbzeit „Einsatzwille und Kampfbereitschaft. Statt dagegen zu halten, haben wir lamentiert“, sagte Lettau am Sonntagmittag gegenüber dieser Redaktion.
Zwar gelangen Takuma Asano, Bochums Bestem, kurz vor der Pause der Anschlusstreffer und Joker Simon Zoller in der Nachspielzeit nach einer drückend überlegenen, allerdings mit wenig Torchancen garnierten zweiten Halbzeit noch der Ausgleich. Doch im Elfmeterschießen vergaben Philipp Hofmann und Kevin Stöger kläglich, die Bielefelder Schützen ließen Torwart Manuel Riemann keine Chance - 4:1.
Das Aus im Pokal, eine Frage des Kopfes. „Uns fehlte zu Beginn der Fokus“, sagte Fabian. „Wir können als VfL Bochum nie über individuelle Qualität, sondern nur mit einem leidenschaftlichen Auftreten und mannschaftlicher Geschlossenheit erfolgreich sein. Egal, ob es gegen einen Drittligisten oder potenziellen Champions-League-Teilnehmer geht“, mahnte Lettau. „Das sollte spätestens jetzt jeder verstanden haben.“
Sieben Zugänge hat der VfL bisher verpflichtet, in Bielefeld standen drei in der Startelf, überzeugend trat nur der nach der Pause eingewechselte Matus Bero auf. Während der frisch verpflichtete Bernardo sich nach schwachem Beginn immerhin steigerte, zeigten Passlack und Daschner vor allem defensiv enorme Schwächen – was an diesem Tag allerdings auch für einige andere galt.
VfL Bochum: Hofmann enttäuscht, Bernardo und Daschner schwach - die Noten
Dabei setzte Letsch auf ein 3-5-2-System, das bei Ballbesitz zu einem 4-2-2-2 wurde. „Da haben wir nichts anderes gemacht als in der Vorsaison“, betonte Letsch. Marc Lettau sprang ihm bei: „Die Niederlage hatte nichts mit dem System zu tun.“ Beispielhaft nannte er die Gegentore, als die Box-Verteidigung, ein Schwerpunkt der Vorbereitung, mangelhaft war. Lettau fehlte die „klare Mann-Orientierung in einer 2:1-Überzahlsituation im eigenen Strafraum“. Nach 72 Gegentoren in der Vorsaison sollte Bochum ja viel stabiler auftreten. Nach 30 Pokalminuten gab es bereits zwei Einschläge von einem Drittligisten.
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Das Pokal-Aus ist auch wirtschaftlich ein Nackenschlag. Mindestens ein linker Schienenspieler sowie ein weniger Stürmer sollen noch verpflichtet werden. Die rund 500.000 Euro für das Erreichen der zweiten Runde waren eigentlich eingeplant, zumal bisher keine nennenswerten Transfereinnahmen generiert wurden. „Wir sind jetzt nicht handlungsunfähig, aber das Pokal-Aus schränkt uns ein Stück weit ein“, räumt Lettau ein.
VfL Bochum startet beim VfB Stuttgart
Und nun? Spätestens am Montag, meinte Patrick Fabian, soll der Fehlstart „abgeschüttelt“ sein, dann gelte der Fokus dem Bundesliga-Auftakt am Samstag. Es geht zum VfB Stuttgart (15.30 Uhr/Sky). Trainer Letsch hatte Bochum aus schier aussichtsloser Lage zum Klassenerhalt geführt in der Vorsaison. „Da stand uns mehrmals das Wasser bis zum Hals, wir haben uns immer wieder rausgestrampelt“, sagte er nach dem Bielefeld-Schock. „Ich werde den Teufel tun, jetzt alles in Frage zu stellen. Wir haben das Spiel in Bielefeld in der ersten Halbzeit verloren. Wir werden alles versuchen, es in der Liga sofort besser zu machen.“