Bochum. Matus Bero war der Wunschspieler des VfL Bochum. Der neue Mittelfeldspieler war Kapitän unter Thomas Letsch. Eine Analyse des Transfers.
Am vergangenen Dienstag konnte der VfL Bochum endlich Vollzug vermelden. Der Fußball-Bundesligist hat Matus Bero unter Vertrag genommen. Der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler kommt ablösefrei von Vitesse Arnheim ins Ruhrgebiet. Er unterzeichnete einen Vertrag bis 2026. Der Slowake hat ein gutes Verhältnis zu VfL-Trainer Thomas Letsch. Beim niederländischen Erstligisten war Bero Kapitän - und spielte bis zum vergangenen September unter Letsch. Doch wie gut ist Bero? Wie passt er ins System des VfL Bochum und kann er auch an der Seite von aktuellen VfL-Kapitän Anthony Losilla spielen? Diese Fragen beantwortet die Transferanalyse von Createfootball.
VfL Bochum: Der Spielstil von Matus Bero
Matus Bero kommt als gestandener Leistungsträger aus der niederländischen Eredivisie zum VfL Bochum. Seit 2018 spielte er für Vitesse Arnheim und entwickelte sich dort schnell zum Leistungsträger. In der abgelaufenen Spielzeit kam der 27-Jährige dort auf 31 Einsätze und knapp 3000 Spielminuten, führte den Tabellenzwölften dabei als Kapitän in allen Einsätzen aufs Feld. "Thomas Letsch weiß um seine Qualitäten, die Matus Bero auch schon als Führungsspieler unter Beweis gestellt hat", hatte VfL-Sportdirektor Marc Lettau betont.
Zu den Stärken Beros zählt seine Vielseitigkeit. Der slowakische Nationalspieler kam in der vergangenen Saison auf fünf verschiedenen Positionen zum Einsatz. Am wohlsten fühlt er sich dabei im Mittelfeldzentrum, er kann gleichermaßen als Sechser, Achter, oder defensiver Zehner spielen. Seine große Stärke ist dabei seine aggressive Zweikampfführung. Bero sucht proaktiv das direkte Duell mit dem Gegner und gewinnt in der Defensive überragende 65 Prozent seiner Zweikämpfe, womit er unter den zehn besten Mittelfeldspielern der Eredivisie liegt. In der Zweikampfführung konnte er in zuletzt nochmal deutlich zulegen, verbesserte seine Quote um starke elf Prozent im Vergleich zur Saison 2021/22. Allgemein zeichnet Bero ein sehr hohes Volumen in seinen Aktionen aus, im Ligavergleich sammelt er die fünftmeisten Zweikämpfe aller Mittelfeldspieler, ist in der eigenen Hälfte wie auch in der gegnerischen Hälfte sehr aktiv im Spiel gegen den Ball, wobei seine Zweikampf-Effizienz in der eigenen Hälfte deutlich besser ist.
VfL Bochum: Bero hat Schwächen im Passspiel
Eine weitere Stärke Beros ist sein Anlaufverhalten in Pressingsituationen. Über sieben Mal pro 90 Minuten setzt er den ballführenden gegnerischen Spieler unter Druck, gewinnt dadurch viele Bälle im mittleren Drittel. Aus den Eroberungen entstehen im Anschluss zahlreicheTorchancen. So stark seine Arbeit gegen den Ball ist, so limitiert ist er mit dem Ball. Seine Technik ist ausbaufähig. Bero verliert viele Bälle durch ungenaues Passspiel (Gesamtgenauigkeit von 78%) und das, obwohl er hauptsächlich die einfache Passoption wählt. Dabei verfügt Bero eigentlich über eine gute Übersicht, spielt besonders progressive Pässe überdurchschnittlich präzise, zeigt diesen Mut jedoch zu selten. Außerdem hat der Slowake Schwierigkeiten, wenn er unter Druck gesetzt wird. Er ist zwar selten hohem Gegnerdruck ausgesetzt, verliert aber, wenn er gepresst wird, zu häufig den Ball, was besonders im Spielfeldzentrum problematisch ist.
Anhand seiner Laufdaten lässt sich erkennen, dass Bero sich viel in der gegnerischen Hälfte (r.) bewegt. In der Tat verlässt Bero seine angestammte Position recht häufig, um Angriffen mit gut getimten Läufen bis vor das gegnerische Tor zu folgen, wo er dann häufig im Rückraum auf eine Schusschance lauert. Mit 2,5 Ballkontakten im Strafraum gehört der Slowake in diesem Aspekt zu den Mittelfeldspielern mit dem höchsten Offensivdrang der Liga. Im Ballbesitz bewegt sich Bero sehr viel im Halbraum, überläuft dabei häufig den ballführenden Spieler und bietet sich vor dem Ball an, sucht auch regelmäßig den Gang in die Tiefe. Der Slowake bewegt sich sehr intelligent, ist quasi permanent anspielbar und das macht seine Läufe sehr torgefärlich. Sein hohes Tempo nutzt Bero sowohl im Spiel mit als auch gegen den Ball, offensiv sprintet er weite Wege, um Angriffe zu unterstützen, in der Defensive läuft er konstant freie Räume zu. Insgesamt ist kein Mittelfeldspieler in der vergangenen Eredivisie-Saison mehr gelaufen als er, auch in der Anzahl der Sprints und hochintensiven Läufe gehört Bero zur Ligaspitze.
Wie gut passt Matus Bero zum VfL Bochum?
Der ehemalige Kapitän von Vitesse Arnheim glänzt besonders abseits des Balles mit seiner enormen Lauffreudigkeit und seiner hohen Beteiligung in der Offensive und der Defensive. Unter Thomas Letsch hat der Slowake bereits zwei Jahre erfolgreich gespielt, entwickelte sich unter seiner Anleitung zu einem zentralen Führungsspieler. An die Intensität, die Letsch in seinem Spiel fordert, ist er bereits gewöhnt, mit seinem proaktiven Defensivverhalten bräuchte er keine lange Anlaufzeit und kann auch dank seiner internationalen Erfahrung direkt eine tragende Rolle beim Revierklub übernehmen.
Mit seinen vielen Zweikämpfen und wichtigen Balleroberungen passt der 27-Jährige sehr gut ins pressingintensive Spiel des VfL Bochum, bringt mit seinem wuchtigen Körperbau zudem ein wichtiges physisches Element ins Mittelfeld. Im von Thomas Letsch für die kommende Saison favorisierten 3-5-2 dürfte Bero im zentralen Mittelfeld den offensiveren Part einer Doppelsechs bilden, neben Kapitän Anthony Losilla. Diese Position kommt seinem Fähigkeiten am ehesten entgegen. Auf dieser Position ist er zum einen in der Balleroberung und im Schließen gegnerischer Passlinien wichtig, zum anderen kann er, abgesichert von einem defensiveren Sechser wie Losilla, aber auch seinen Offensivdrang angemessen ausleben und dem Bochumer Spiel mehr Torgefahr verleihen, auch wenn er in der Chancenkreation aufgrund seines schwachen Passspiels kein großes Upgrade zu vorhandenen Spielern wie Förster oder Osterhage darstellt.
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Was Bero ebenfalls zugutekommt, ist seine Vielseitigkeit, er kann im Mittelfeld nahezu jede Position ohne Qualitätsverlust bekleiden, bei Vitesse kam er sogar als Mittelstürmer zum Einsatz. Sollte der VfL Bochum eine Führung verteidigen müssen, wäre Bero auch als Zehner geeignet, da er einerseits mit intelligenten Freilaufbewegungen für Torgefahr sorgt, andererseits gegen den Ball extrem engagiert agiert und so viele Angriffsbemühungen des Gegners bereits in dessen Hälfte erstickt.