Bochum. Spieler und Trainer des VfL Bochum haben gegen Wolfsburg gepatzt, die Fans senden eine starke Botschaft. Darauf kommt es nun an. Ein Kommentar.

Fünf Gegentore gegen Wolfsburg, die gilt es erst einmal zu verdauen. Mit dem 1:5 kassierte der VfL Bochum die zweithöchste Heimniederlage der Saison nach dem 0:7 gegen den FC Bayern. Dass sich die Mannschaft im zweiten Durchgang wehrte, dass die Fans zu ihr standen auch nach dem Schlusspfiff, mag Mut machen. Um die fehlenden Punkte in den letzten fünf Partien zu holen, reicht das aber nicht. Die Mannschaft muss sich wieder auf die Basics besinnen.

Es ist unerklärlich, warum es der VfL an der nötigen Intensität, Konzentration, Aggressivität vermissen ließ in der ersten Halbzeit, und zwar in allen Mannschaftsteilen. Fehler über Fehler prägten die Partie, von der Nummer eins im Tor über die Viererkette und das Mittelfeld bis zum Angriff.

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Der VfL Bochum muss das eigene Tor wieder mit aller Macht verteidigen

Nach dem 0:2 gegen Schalke hatte sich das Team darauf eingeschworen, zunächst und zuvorderst das eigene Tor zu verteidigen mit aller Macht und Leidenschaft. Das gelang in Köln, beim Coup gegen Leipzig, in Frankfurt. Gepaart mit etwas Matchglück, das der individuell stets schwächer besetzte VfL benötigt, um die Liga halten zu können.

Bochum muss an seine Grenzen kommen, sie gegen hochkarätig besetzte Gegner wie Wolfsburg und am kommenden Freitag gegen Dortmund auch überschreiten. Das misslang in den letzten Heimspielen – auch gegen Schalke, auch gegen Stuttgart schon, gegen direkte Abstiegs-Konkurrenten. Auch das: eigentlich unerklärlich.

Defensive Stabilität muss die Basis sein, egal gegen wen. Gegen Wolfsburg hatte Bochum ja durchaus seine Chancen, mehr als ein Tor zu erzielen. Im Zweifel aber muss eben ein Treffer reichen, um wenigstens einen Punkt zu holen. Nur so kann der Klassenerhalt gelingen. Derart viele Aussetzer führen schnurstracks in die 2. Liga.

Osei-Tutu als Rechtsverteidiger: Ein Fehler von Trainer Letsch

Jedes Spiel ist für sich zu betrachten. Gegen Wolfsburg lag auch Trainer Thomas Letsch daneben. Konstantinos Stafylidis und zunächst Cristian Gamboa, zwei routinierte Defensiv-Spezialisten mit Zweikampf-Mentalität, hockten auf der Bank. Jordi Osei-Tutu, den Letsch selbst eher in der Offensive sieht, durfte erneut von Beginn an als Rechtsverteidiger ran. Ein Fehler, den der Trainer einräumte – die frühe Auswechslung Osei-Tutus ist Beleg genug dafür.

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Allerdings hatte auch der so oft schon für Bochum glänzende Danilo Soares auf der Linksverteidiger-Position einen Tag zum Vergessen erwischt. Auch ihn hätte Letsch auswechseln können.

Auch im Mittelfeld fehlt dem VfL Bochum der Zugriff gegen Wolfsburg

Die Pleite nur auf die Außenverteidiger zu schieben, griffe zu kurz. Auch im Mittelfeld mit Patrick Osterhage und Anthony Losilla fand Bochum keinen Zugriff. Auch Kevin Stöger und Torwart Manuel Riemann patzten entscheidend. Fehler anderer Spieler wie vom in den letzten Wochen oft starken Erhan Masovic wurden nicht bestraft. Einzig Ivan Ordets wirkte am Samstag stabil, auch in der Körpersprache.

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Jetzt kommt der BVB. Der Spitzenreiter. Wer auf Bochum setzt und damit Erfolg hat, kann viel Geld verdienen. Ein Bonus-Spiel aber ist es für den Außenseiter nicht. Es folgen danach nur noch vier Spiele, die aktuell 27 Punkte werden mit Sicherheit nicht reichen. Und auch in Mönchengladbach, gegen Augsburg, selbst bei Hertha BSC und erst Recht gegen Leverkusen wird der VfL leer ausgehen, wenn er so passiv verteidigt wie im ersten Durchgang gegen Wolfsburg.

Die Fans des VfL Bochum senden eine starke Botschaft

Was macht Mut? Verloren ist nichts. Bochum hat den Klassenerhalt, ob direkt oder über die Relegation, weiterhin selbst in der Hand. Wenn er sich zusammenrauft und sich in den kommenden Partien über die komplette Distanz im Spiel gegen den Ball wehrt wie etwa gegen Leipzig, kann er es schaffen.

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Dann können die Fans im Ruhrstadion für den entscheidenden Vorteil sorgen. Sie haben die beste Botschaft des Spieltages gesendet: Sie standen, anders als nach den Spielen gegen Schalke und Stuttgart, trotz des 0:3-Debakels im ersten Durchgang komplett hinter ihrem Team. Sie bewiesen damit ein feines Gespür, worauf es ankommt im spannenden Schluss-Spurt der Saison: auf Herzblut für den Klub, auf gemeinschaftlichen Einsatz. Jetzt erst Recht ist die Mannschaft am Zug.