Bochum. Ein Gespräch mit Philipp Hofmann über Stürmer, die dringend notwendige Renaissance dieser Position und seinen Klub, den VfL Bochum.

Als Philipp Hofmann im vergangenen Sommer vom Zweitligisten Karlsruher SC zum VfL Bochum gewechselt ist, wollte er durch Taten statt Worte überzeugen – was ihm immer mehr gelingt. Der 29-Jährige spielte zuvor nie in der Bundesliga, jetzt ist der frühere U21-Nationalstürmer bester Torschütze des Tabellenvorletzten. In 15 Partien kam der gebürtige Arnsberger immerhin auf vier Treffer – der nächste könnte am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Restart der Bundesliga gegen Hertha BSC folgen.

Haben Sie die Weltmeisterschaft in Katar verfolgt, Herr Hofmann?

Philipp Hofmann: Ein bisschen, weil mein Kumpel David Raum, mit dem ich gemeinsam bei Greuther Fürth gespielt habe, ja nominiert gewesen ist. Insgesamt habe ich aber nicht so viel geschaut wie sonst.

Rund um das Turnier wurde sportlich viel über Mittelstürmer gesprochen. Die Position erlebt eine Renaissance.

Philipp Hofmann: Ich war immer der Meinung, dass man vorne drin einen großen Stürmer braucht – nicht nur, weil ich selbst einer bin. Es hilft einfach, wenn du jemanden dabei hast, den man im Laufe des Spiels noch bringen kann, wenn man unbedingt ein Tor benötigt. Im Ausland spielen viele Mannschaften mit dem klassischen Mittelstürmer. In Deutschland ist die Position ein wenig ausgestorben. Daher finde ich es gut, dass sie nun wieder mehr gefragt ist und wir in Niclas Füllkrug jemanden haben, der auch bei der WM seine Qualitäten gezeigt hat.

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Welchen Stürmern haben Sie früher nachgeeifert?

Philipp Hofmann: Ich fand Hernan Crespo immer gut, ganz besonders jedoch Fernando Torres. Seine Spiele beim FC Chelsea und beim FC Liverpool habe ich immer gerne geschaut. Die Dynamik, der Abschluss, das Verhalten im Strafraum – da stand er ja immer richtig. In England hat er wirklich nach Belieben getroffen.

Konnten Sie sich auch was bei Raúl abschauen, mit dem Sie als junger Spieler bei Schalke 04 zusammen trainiert haben?

Philipp Hofmann: Er ist ein völlig anderer Spielertyp, aber natürlich absoluter Wahnsinn, einfach sehr clever. Ihn konntest du nicht mit einem langen Ball schicken, dafür fehlte ihm am Ende seiner Karriere das Tempo. Aber er wusste eben genau, was im Sechzehner zu tun war und war im Abschluss eiskalt. Es hat großen Spaß gemacht, mit ihm zu trainieren.

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Das konnte man sicherlich nicht immer über das Training von Felix Magath sagen, oder?

Philipp Hofmann: Es geht so (lacht). Ich war ein paar Mal dabei und auch bei Testspielen. Das war vor zehn Jahren eine ganz andere Welt und ist mit heute nicht mehr zu vergleichen. Den klassischen Schleifer gibt es heute kaum noch – und das ist auch gut so. Der Fußball ist viel moderner geworden.

Sie waren als Kind Schalke-Fan, jetzt spielen Sie beim Rivalen VfL Bochum. War die königsblaue Vergangenheit eine Jugendsünde?

Philipp Hofmann: Ach nein, ich stehe schon dahinter, dass ich als Kind Fan war. Früher gab es bei uns im Sauerland eben nur die Optionen Schalke oder Borussia Dortmund, zu denen man wechseln konnte. Der VfL war damals nicht so präsent. Schalke hatte mich dann zum Probetraining unter Thomasz Waldoch eingeladen, mir war sofort klar, dass ich dorthin möchte. Ich habe auf Schalke schöne Erlebnisse gesammelt und etwa bei Champions-League-Spielen Manuel Neuer hinter dem Tor als Balljunge die Kugeln zugeworfen. Seit ich Profi bin, ist das natürlich alles ein wenig abgeflacht. Fan bin ich nicht mehr. Nichtsdestotrotz habe ich mich gefreut, dass sie wieder aufgestiegen sind, weil der Klub mit seinem Stadion und den Fans in die Bundesliga gehört. Was aber nichts daran ändert, dass ich gerne gegen sie gewonnen hätte. Im Rückspiel kommen sie zu uns, da wird es für sie unangenehm.

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Was auch daran liegen könnte, dass Sie inzwischen viel besser ins Bochumer Spiel integriert sind und gerade vor der WM-Pause starke Partien ablieferten. Wie erklären Sie sich auch ihren persönlichen Aufschwung?

Philipp Hofmann: Ich bin jetzt auf jeden Fall angekommen nach meinem Wechsel im Sommer. Anfangs hatten wir Spiele, in denen wir als gesamte Mannschaft Probleme hatten – das war eine unglückliche Situation für mich. Wenn du unten stehst, fehlt auch das Glück. Ich erinnere mich an das Spiel gegen Werder Bremen, wo mein Tor nach Videobeweis zurückgenommen worden ist. Durch den Trainerwechsel gab es jetzt einen neuen Impuls. Ich habe das Gefühl, dass sich die Jungs viel besser auf mich einstellen. Ein paar Tore habe ich ja auch schon auf dem Konto – so kann es weitergehen.

Vier sind es bislang. Schaffen Sie die Marke von zehn Toren ihres Vorgängers Sebastian Polter?

Philipp Hofmann: Das ist möglich, zweistellig wäre top. Oberstes Ziel bleibt aber der Klassenerhalt. Wenn wir so weiter machen, bin ich guter Dinge. Wer die Tore macht, ist am Ende egal. Wenn ich das bin, freue ich mich darüber – das ist ja mein Job, den ich am liebsten mache.

Apropos Zahlen. Sie tragen die 33 auf dem Trikot und auch als Tattoo auf der Hand.

Philipp Hofmann: Das ist schon immer meine Lieblingszahl. Ich bin am 30.03.93 geboren – da steckt oft die 3 drin. Seit Karlsruher Zeiten, ziemlich spät also, ist sie auch meine Trikotnummer.

Haben alle Ihre Tattoos eine Bedeutung?

Philipp Hofmann: Ich habe zum Beispiel noch einen Kompass, weil ich in meiner Karriere schon viel unterwegs war. Es fing damals im Kleinen an, weil es einfach cool war, Tattoos zu haben. Bis heute kamen immer mehr kleine Sachen dazu, es ist schon zu einer Leidenschaft geworden. Im Großen und Ganzen bin ich aber damit durch. Das Gesicht bleibt frei.