Bochum. Der VfL Bochum hat einen neuen Trainer: Thomas Letsch übernimmt das Amt beim Bundesligisten. Der VfL zahlt eine Ablösesumme in die Niederlande.

Thomas Letsch ist neuer Trainer des VfL Bochum. Der 54-Jährige, der sich am Donnerstag beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim von seiner Mannschaft verabschiedet hat, unterschrieb beim Revierverein einen Vertrag über knapp zwei Jahre bis zum Sommer 2024. Der Kontrakt gilt auch für die 2. Liga.

Mit erst einem Punkt aus sieben Spielen ist der Abstiegskandidat derzeit abgeschlagen Schlusslicht. Letsch, geboren in Esslingen am Neckar, bringt seinen Co-Trainer Jan Fießer (35) mit. Ex-Profi Fießer (Sandhausen, Bielefeld) spielte 2016/17 für die Schalker U23, war dann Jugendtrainer bei Eintracht Frankfurt. Seit 2020 war er mit Letsch gemeinsam in Arnheim erfolgreich.

Premiere von Thomas Letsch steigt bei RB Leipzig

Letsch wird am kommenden Montag seine Trainingsarbeit beim VfL aufnehmen – und hat zu seinem Auftakt zwei Spiele gegen Champions-League-Klubs vor der Brust. Die Letsch-Premiere steigt am 1. Oktober auswärts bei RB Leipzig (15.30 Uhr/Sky). Eine Woche darauf, am 8. Oktober, empfängt Bochum zur Letsch-Heimpremiere Eintracht Frankfurt im Vonovia Ruhrstadion (15.30 Uhr/Sky).

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Man kann jetzt nicht sagen, dass sich die Ereignisse am Donnerstag überschlugen. Seit Montag war bekannt, dass Letsch und der VfL sich bereits einig sind. Zuletzt ging es noch um die Höhe der Ablösesumme. Nach Informationen dieser Redaktion zahlt der VfL deutlich weniger als die im Raum stehenden 500.000 Euro an Arnheim, wo Letsch noch bis zum Saisonende unter Vertrag stand. Die Ablösesumme dürfte um die 300.000 Euro betragen, im Erfolgsfall könnte die Summe steigen.

Thomas Letsch kommt aus der Salzburger Schule

Letsch kommt wie berichtet aus der Salzburger Schule, er arbeitete in verschiedenen Funktionen bei RB Salzburg und dessen Farmteam FC Liefering. Nach einem unglücklichen Kurz-Intermezzo mit nur drei Spielen bei Erzgebirge Aue und einem einjährigen Engagement bei Austria Wien feierte er mit Arnheim Erfolge. 2020/21 erreichte Vitesse Rang vier, in der Saison darauf Platz sechs. Zudem gab es Erfolge in der europäischen Conference League (knappes Achtelfinale-Aus gegen den späteren Sieger AS Rom) und im niederländischen Pokal (1:2 im Finale gegen Ajax Amsterdam). Die Bundesliga ist für Letsch als Trainer Neuland.

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In dieser Saison lief es in Arnheim nach dem Verlust zahlreicher Stammkräfte und dem Rückzug des russischen Geldgebers Valeri Oyf im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nicht mehr rund. Arnheim liegt mit erst fünf Punkten aus sieben Partien auf Rang 14, gilt als Abstiegskandidat.

Bochum steht in der Bundesliga noch schlechter da – Letsch soll die Wende bringen. Er soll junge Spieler wie Tim Oermann (18) und Patrick Osterhage (22) und Führungsspieler wie Simon Zoller (31) und Anthony Losilla (36) zu einer kampf- und spielstarken Einheit formen, die für Überraschungen sorgen kann. Das Ziel ist klar definiert, es ist der Klassenerhalt. Eine schwere Aufgabe für Letsch, da herrscht Einigkeit. Aber keine Unmögliche, meint Patrick Fabian.

Letsch ließ gemäß der „Salzburger Schule“ Arnheim offensiv und mutig spielen, hohes Pressing inklusive, auch das zügige Umschaltspiel gehört zu seiner bisher bevorzugten Marschroute. Bochums Kader ist seit dem Aufstieg auf defensive Stabilität und schnelles Umschaltspiel ausgerichtet. Auch Bochum hat in diesem Sommer, ähnlich wie Arnheim, viele Leistungsträger verloren. Von den elf externen Zugängen hat bisher nur Kevin Stöger komplett überzeugt.

Letsch ist der Mann von Patrick Fabian

Bochums neuer Geschäftsführer Sport Patrick Fabian, erst seit dem 1. September als Nachfolger von Sebastian Schindzielorz im Amt, der laut „kicker“ im Winter als Sportdirektor beim VfL Wolfsburg loslegen könnte, hatte Letsch und maximal zwei weitere Kandidaten nach der Trennung von Thomas Reis auf dem Zettel. Letsch ist der Mann von Fabian. „Thomas Letsch ist unsere Wunschlösung auf der Position des Cheftrainers“, sagt Fabian. „Er verfügt über die nötige Erfahrung im Profifußball und ist in der Lage, eine Mannschaft mit einer klaren Struktur und Spielidee zu formen. Bei seinen vorherigen Stationen hat er darüber hinaus auch stets die Weiterentwicklung talentierter Spieler vorangetrieben."

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Von Reis hatte sich der VfL Bochum ein paar Tage nach dem Amtsantritt von Fabian nach dem 1:3 auf Schalke und damit sechs Niederlagen zum Saisonstart getrennt – trotz seines Kredits bei den Fans nach dem Aufstieg 2021 und dem Klassenerhalt 2022. Sportliche Gründe waren entscheidend, erklärte Fabian. So vermisste man beim VfL die Fitness bei einigen Spielern und eine auch personell klare Linie.

Interimstrainer Heiko Butscher führte den VfL zum ersten Punkt gegen Köln (1:1) und leitet am Freitag letztmals das Training der Profis. Am Wochenende haben die Spieler frei, am Montag übernimmt Thomas Letsch. Übernehmen wird er ein Team, das weiterhin auf einige potenzielle Leistungsträger verzichten muss. Flügelstürmer Takuma Asano fällt noch länger aus (Innenbandriss im Knie), die Rückkehr von Konstantinos Stafylidis, Jacek Goralski und Dominique Heintz (alle muskuläre Verletzungen) ist offen.

Bochum hofft mit ihm auf die Wende und damit auch wieder auf ruhigere Zeiten nach turbulenten Wochen.