Bochum. Der VfL Bochum kann mit einem Sieg gegen Augsburg den Klassenerhalt klarmachen. Dann könnte wieder auf dem Zaun gejubelt werden.

Vor knapp sechs Monaten stand Manuel Riemann auf dem Zaun vor der Ostkurve. Das neongelbe Trikot strahlte unter dem Flutlicht des Ruhrstadions. Die Fans feierten den Torwart, den Elfmeterkönig.

Manuel Riemann ist kein gewöhnlicher Charakter. Dass der Schlussmann im Elfmeterschießen keinen Versuch parierte hatte, aber trotzdem zum Helden wurde, passt da gut ins Bild. Stattdessen nämlich nahm sich Riemann – kurz vor Ende der Verlängerung für Michael Esser eingewechselt - selbst den Ball, nachdem Arne Maier vom FC Augsburg verschossen hatte. Der 33-Jährige verwandelte. Der VfL Bochum zog ins DFB-Pokal-Achtelfinale ein. Ein wildes Spiel. Wie sollte das eigentlich noch übertroffen werden?

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Inzwischen lautet die Frage eher: Wird das in dieser verrückten Bochumer Saison ein weiteres Mal übertroffen? Mit einem Sieg heute (15.30 Uhr/DAZN) im vorletzten Heimspiel der Spielzeit zum Beispiel gegen den gleichen Gegner wie Ende Oktober im Pokal. Dann hätte der VfL bereits jetzt den Klassenerhalt sicher. „Sollte das Spiel gegen Augsburg ganz, ganz erfolgreich sein, wird auch das ein besonderes Spiel“, sagt Thomas Reis.

Reis fehlt aufgrund seiner Sperre

Der Bochumer Trainer, der heute nach seinem Platzverweis in Freiburg vor einer Woche fehlen wird, ist gewohnt zurückhaltend. Am liebsten würde er jetzt noch nicht zurückblicken auf diese bislang so erfolgreiche Serie. Ein Fazit, sein persönliches Highlight? Das habe Zeit bis zur Sommerpause. „Jedes Heimspiel hat seine Besonderheiten“, antwortet der Trainer dennoch. „Wir haben hier einiges erlebt, wissen, dass wir heimstark sind, dass wir zuhause auch – das muss man ehrlich sagen – ein bisschen besser Fußball spielen und uns wohler fühlen als auswärts. Das wollen wir noch mal nutzen.“

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Wie so oft in dieser Saison, als sich der Klub auf seine Fans verlassen konnte. Gemeinsam haben Team und Tribünen für besondere Momente gesorgt. Beim emotionalen Pokal-Erfolg gegen Augsburg. Beim berauschenden 4:2 über Bayern München. Bei den Genie-Streichen von Milos Pantovic, der zweimal von der Mittellinie traf. Beim Comeback von Simon Zoller gegen Bayer Leverkusen, dem eine Choreographie der Ostkurve vorausgegangen war. „Wir werden bundesweit für unsere Stimmung im Stadion gelobt“, sagt Manuel Riemann dieser Redaktion. „Wir sind eine Gemeinschaft. Der Verein tritt in sich geschlossen auf, das schließt die Fans mit ein. Unsere Fans sind großartig, sonst wären wir nicht so heimstark. Es macht einfach Spaß, vor ihnen zu spielen.“ In Zahlen: 25 Punkte hat Bochum im Ruhrstadion gesammelt. Das bedeutet Platz zehn in der Heimtabelle, die Europapokal-Region wäre nach dieser Rechnung nur drei Zähler entfernt. Riemann meint zudem: „Auch auswärts ist der Support sehr stark.“

Nur der Becherwurf trübt das Bild

Nur eine Sache störte: der Becherwurf aus dem deshalb abgebrochenen Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. Seitdem spielt der VfL auf Bewährung, eine Blocksperre des Deutschen Fußball-Bundes droht. „Der Vorfall gegen Mönchengladbach hat das zwar ein wenig eingetrübt, aber es war hoffentlich ein einmaliges Ereignis“, so Riemann. Weil die Verantwortlichen in Bochum dies auch so sehen, haben sie statt Strafe auf Dialog mit den Anhängern gesetzt - bislang sehr erfolgreich. Eine Gemeinschaft eben.

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Heute könnte die nächste Party steigen: die für den vorzeitigen Klassenerhalt. „Egal, was auf den anderen Plätzen passiert. Wenn wir unseren Job im Heimspiel machen, ist das Thema erledigt“, sagt Kapitän Anthony Losilla. Der 36 Jahre alte Franzose ist optimistisch: „Mit der Unterstützung unserer Fans im Heimspiel ist alles zu schaffen. Es gibt keine bessere Möglichkeit, als in unserem Stadion vor unseren Fans den Klassenerhalt zu schaffen.“

Mal sehen, welcher Bochumer dann auf den Zaun klettert.