Bochum. Es gibt viele Gründe, die für einen Sieg des BVB in Bochum sprechen – aber auch einige für einen VfL-Erfolg. Zahlen und Gedanken vor dem Derby.

4:1 gewann Borussia Dortmund das letzte Bundesliga-Duell im Ruhrstadion. Es ist eine Fußball-Ewigkeit her, als der BVB im März 2010 die Talfahrt des VfL Bochum beschleunigte, die im Abstieg endete. Elfeinhalb Jahre später, beim ersten Wiedersehen auf der großen Bühne, hat sich an der Rollenverteilung nichts geändert.

Doch Selbstbewusstsein und Stimmung im Team des VfL sorgen diesmal für eine hoffnungsvolle Vorfreude beim und rund um den Aufsteiger von Trainer Thomas Reis. „Wir haben richtig Bock auf das Derby“, sagt Reis vor dem Duell des Tabellenzehnten gegen den Tabellenzweiten am Samstag (15.30 Uhr/Ruhrstadion). „Wir müssen wieder alles investieren, um etwas mitzunehmen, da kommt eine enorme Qualität auf uns zu“, sagt der Ex-Profi. „Aber wir müssen uns auch nicht kleiner machen als wir sind.“

Dortmunds Haaland ist deutlich mehr wert als der VfL-Kader

Dortmund kommt mit großen Namen, mit großen Spielern am Ende ihrer Karriere und mit großen Künstlern am Anfang ihrer Karriere. Mit Marco Reus oder Mats Hummels etwa oder mit Jude Bellingham und Erling Haaland, dessen schwindelerregender Marktwert allein den gesamten Preis für den VfL-Kader um ein Vielfaches überragt.

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Aber diese potenzielle Übermacht, diese andere Dimension in finanzieller, struktureller und sportlicher Hinsicht sei hier mal nur am Rande erwähnt. Denn es gibt sie ja: aktuelle und historische und auch ein paar – aus VfL-Sicht – gut gemeinte Gründe, die für Bochum sprechen. Eine kleine Auswahl.

1. Die historische Heimbilanz

65 Pflichtspiele gab es schon zwischen den Topvereinen der Nachbarstädte. 29 Mal gewann der BVB, 16 Mal der VfL, hinzu kommen 20 Remis. In Bochum aber hat der VfL häufiger gelacht als geweint. Elf Heimsiege, nur sieben Niederlagen, dazu 13 Unentschieden. Zuletzt gewann Bochum im März 2007 mit 2:0. Theofanis Gekas sorgte mit zwei Treffern nach der Pause für Sirtaki-Stimmung.

2. Die aktuelle Heimbilanz

Bleiben wir bei den Heimspielen – und zwar in dieser Saison. Die letzten drei Spiele im eigenen Stadion hat der VfL gewonnen gegen klar favorisierte Gäste: gegen Europa-League-Klub Frankfurt (2:0), gegen den aktuellen Tabellenfünften und die ebenfalls formstarke TSG Hoffenheim (2:0), gegen den 6:0-Gladbach-Bezwinger und aktuellen Tabellenvierten SC Freiburg (2:1).

Auch gegen Mainz (2:0) gab es einen Sieg und gegen Stuttgart kein Gegentor (0:0). Einzig Hertha BSC setzte sich bisher in Bochum durch mit 3:1. Umgekehrt gilt: Auswärts hat der BVB, in der Heimtabelle derzeit Spitzenreiter trotz des unglücklichen 2:3 gegen die Bayern, immerhin schon drei Mal verloren: in Freiburg (1:2), Mönchengladbach (0:1) und Leipzig (1:2). Hinzu kommen die für den Verein bitteren Pleiten in der Champions-League bei Ajax Amsterdam (0:4) und Sporting Lissabon (1:3). In Leverkusen (4:3), Bielefeld (3:1) und Wolfsburg (3:1) zeigte sich Dortmund allerdings treffsicher.

3. Die Formkurve: Bochum ist auf Augenhöhe

15 Punkte holte der VfL aus den letzten sieben Partien. Er gewann seit Mitte Oktober fünf Spiele und verlor lediglich in Mönchengladbach und in Leverkusen knapp mit 1:2 und 0:1. In der Formtabelle dieses Zeitraums ist Bochum auf Augenhöhe mit dem BVB. Punktgleich. Ebenso wie mit Hoffenheim, dem 0:2-Verlierer in Bochum. Nur Bayern holte in diesem Abschnitt mehr Zähler (18).

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Und: Dortmund hat sein „Spiel des Jahres“ mit dem Extra-Kick Motivation gerade verloren gegen die Bayern – Bochum zählt gerade die Stunden runter.

4. Der BVB ist Ganvoulas Lieblingsgegner

Okay, bisher waren es nur Testspiele, in denen sich Silvere Ganvoula gegen den BVB beweisen konnte. Aber das tat er mit einer Vorliebe für schwarz-gelb-gekleidete Gegner. In diesem Sommer gewann der VfL beim Turnier in Duisburg mit 3:1, Ganvoula traf zum 2:0 gegen eine, zugegeben, B-Elf des Champions-League-Klubs. Im Jahr zuvor setzte sich der VfL in der Sommervorbereitung ebenfalls mit 3:1 durch gegen eine bunte Mischung aus Stars und U23-Talenten. Ganvoula erzielte zwei Treffer.

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Wird also Zeit für den Ernstfall. Der BVB war in der Vorbereitung jedenfalls schon zweimal ein Lieblingsgegner des Stürmers, der zuletzt bei seinen Einwechslungen aufsteigende Form zeigte und auch gegen Dortmund eine Joker-Option sein dürfte.

5. Der Meister der Distanz spielt beim VfL

Vermutlich wird Trainer Reis seine Augsburger Startelf auf maximal zwei Positionen ändern: Torwart Manuel Riemann könnte ins Tor zurückkehren, Maxim Leitsch in die Innenverteidigung. Das hieße ja auch: Reis hat einen Top-Joker, einen für die besonderen Momente in Serie. Der jeweils eingewechselte Milos Pantovic verzückte bei den letzten beiden Heimspielen mit Treffern aus 66 Metern (gegen Hoffenheim) und 45 Metern (gegen Freiburg). Kann man so machen – vielleicht ja auch „zum Dritten“.