Bochum. Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum sorgt auch im Oberhaus für Furore. In Augsburg gelang der nächste Sieg. Nun wartet der BVB. Ein Kommentar.

Man schaut auf die Tabelle und reibt sich die Augen. Als VfL-Bochum-Anhänger meint man vielleicht sogar zu träumen, wenn man die Spiele der letzten Wochen nicht selbst gesehen, erlebt, daheim auch: zelebriert hat. 14 Spieltage sind (fast) gespielt in der Fußball-Bundesliga. RB Leipzig liegt auf Rang elf mit 18 Punkten. Der VfL Bochum liegt auf Rang zehn mit 19 Punkten. Einzig Borussia Mönchengladbach kann am Sonntag noch vorbeiziehen.

Der VfL Bochum steht nicht zufällig im Mittelfeld

Eine fantastische Leistung, eine grandiose Punktzahl des Aufsteigers. Und: Wer sich nach 14 Spielen einsortiert hat im Mittelfeld der Liga, der steht nicht zufällig dort. Bochum hat sich den Respekt der Konkurrenz verdient. Und der Respekt steigt. Auch auswärts.

Bochum hat auch in der Euphorie nach dem Aufstieg offensichtlich vieles richtig gemacht. Sebastian Schindzielorz hat an vorderster Front mit bescheidenen Mitteln einen Kader zusammengestellt, der intern einen Konkurrenzkampf erlaubt und der auch deshalb konkurrenzfähig ist. Und Trainer Thomas Reis hat aus seinen Spielern eine Mannschaft geformt, die sich peu a peu an das Niveau der Liga gewöhnt, sich taktisch angepasst hat. Und bei der die Mischung stimmt.

Stabilität steht, neben ja eigentlich selbstverständlicher Leidenschaft, an erster Stelle. Gepaart mit einem klugen, tempogeladenen Umschaltspiel soll diese Kompaktheit die Punkte bringen. Bisher fehlte oft noch ein Tick Effektivität. In Augsburg war sie, in der ersten Halbzeit, der Unterschied zum Abstiegskonkurrenten. Und die zusammenbrechende Stabilität in Durchgang zwei hätte fast für Frust gesorgt statt Auswärts-Jubel.

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Reis hat seine Maxime, dass Trainingsleistung belohnt wird, auch in der Bundesliga fortgeführt. Überhaupt hat er sich im Rampenlicht der ersten Klasse in keiner Weise geändert, sondern ist sich und seiner ehrlichen, seiner authentischen, zum VfL passenden Gerade-Aus-Linie treu geblieben. Dazu gehört auch, dass er Spielern, von denen er überzeugt ist, auch gegen internen und öffentlichen Druck den Rücken stärkt, wenn es mal nicht so läuft. Wie zuletzt etwa Sebastian Polter. In Augsburg traf er doppelt.

Noch einmal zur Einordnung: Leipzig wird, wenn man am Ende der Saison nicht von einem Wunder sprechen muss, wieder an Bochum vorbeiziehen. Viel wichtiger ist ja der Vorsprung auf die Abstiegsränge. Fürth, in der Vorsaison auf Augenhöhe, verliert in Leverkusen 1:7, wo Bochum beim 0:1 ganz nah dran war an einem Punkt. Fürth ist mit erst einem Punkt eigentlich nicht mehr zu retten.

Gerrit Holtmann (l.) erzielte das 2:0 für den VfL Bochum in Augsburg.
Gerrit Holtmann (l.) erzielte das 2:0 für den VfL Bochum in Augsburg. © firo

Bielefeld hat als Vorletzter bereits neun Punkte, Augsburg als Sechzehnter sechs Punkte Rückstand auf Bochum. In Fürth und in Augsburg hat Bochum Big Points geholt. Die Partie in Bielefeld steht noch aus. In der Rückrunde, Vorteil VfL, kommen diese drei Konkurrenten noch ins Vonovia Ruhrstadion.

Platz 15 war, ist und bleibt das Ziel, er wäre am Ende ein Riesenerfolg. Dass der VfL dafür das, was ihn zuletzt stark machte, nie vernachlässigen darf, zeigte sich in Augsburg. Das komfortable 3:0 hätte der VfL fast noch verspielt, weil er in der zweiten Halbzeit nicht mehr so konsequent und konzentriert verteidigte, nicht mehr so leidenschaftlich ackerte und attackierte, nicht mehr so zielgenau umschaltete wie in der sehr reifen ersten Halbzeit. Bochum darf mental nie einen Prozent nachlassen.

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Dass der VfL gegen den BVB am kommenden Samstag nicht zur Schludrigkeit neigen wird wie gegen den FCA in Durchgang zwei, darauf darf man getrost ein paar Euro wetten.

Aus rein sportlicher Sicht, mit den frischen Erinnerungen an die jüngsten Fan- und Tor-Spektakel daheim, ist es natürlich jammerschade, dass nur wenige tausend Fans dabei sein dürfen beim in Bochum jahrelang ersehnten ersten Revier-Derby in der Bundesliga mit dem VfL als Gastgeber. Dennoch, ob vor Ort oder daheim am TV, darf man sich auf diesen Samstag freuen.

Bochum ist der Herausforderer, Dortmund der klare Favorit. Was der BVB leisten kann, hat er beim rasant-hochklassigen, beim unglücklichen 2:3 gegen den FC Bayern gezeigt.

VfL Bochum auch auswärts selbstbewusst

Was Bochum leisten kann, haben zuletzt Frankfurt, Hoffenheim, Freiburg zu spüren bekommen. Und jetzt hat der VfL sein Selbstvertrauen auch auswärts weiter aufgepumpt.

Lässt man die Pandemie außer Acht, dann hätte Bochum den Zeitpunkt des Derbys kaum besser wählen können.