Köln. Bitterer Rückschlag für den VfL Bochum in Köln. Nach Schlusspfiff ärgerten sich die Bochumer am meisten über sich selbst.

Die Kölner Spieler machten die Welle, direkt daneben applaudierten die Bochumer Profis ihren 1250 Fans, die ihre Aufsteiger ebenfalls feierten. Eduard Löwen spendierte sein Trikot, ehe er wie alle Kollegen mit eher gesenktem statt erhobenem Kopf vom Rasen ging.

Der VfL Bochum hatte der Wucht des 1. FC Köln in einem intensiven Bundesliga-Spiel zu wenig entgegenzusetzen, kam mit dem 1:2 durch drei später Treffer der eingewechselten Kölner Schaub und Lemperle sowie dem Ehrentreffer kurz vor dem Abpfiff von Simon Zoller noch gut davon. Lediglich zwischen der 30. und 60. Minute konnte sich Bochum etwas befreien, verschluderte aber seine zwischenzeitlichen Konterchancen.

VfL Bochum hat es nicht geschafft "Kölner Männerfußball anzunehmen"

Trainer Thomas Reis analysierte gefasst wie immer, in ruhigen und zugleich klaren Worten. „Wir haben es in der ersten Halbzeit verpasst, den Kölner Männerfußball anzunehmen“, sagte Reis nach dem „verdienten“ Sieg des FC. Warum? Vielleicht wegen des Stadions, der Atmosphäre, des Gegners, des Bundesliga-Tempos, das für viele noch Neuland ist, so Reis auf Nachfrage dieser Redaktion nach Gründen für den erneut schwachen Beginn. Schon in Wolfsburg war Bochum ja in der ersten halben Stunde überrollt worden.

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„Wir wussten, dass Köln mutig und aktiv spielt, draufgeht, in die Tiefe läuft. Wir haben eine gute halbe Stunde gebraucht, um die Kulisse und Art und Weise des Gegners zu verarbeiten“, so Reis. „Wir hatten noch nicht den Glauben, gut mitspielen zu können, haben dann aber ein Zeichen gesetzt, das wichtig ist für mich. Wir haben dann mehr Zugriff im Mittelfeld bekommen, weil wir aktiver gegen den Ball gearbeitet haben und nicht nur im Raum verteidigt haben.“

Mit Glück überstand Bochum die Druckphase und verpasste es, dann selbst zuzuschlagen. „Wir hatten drei, vier Umschaltmomente, die wir schlecht ausspielen. Wenn wir da zielgerichteter sind, können wir auch in Führung gehen und es wäre vielleicht mehr drin gewesen“, so der Trainer.

VfL Bochum: Trainer Thomas Reis will aus "Fehlern lernen"

Besonders bitter stieß die Entstehung des Gegentors auf, als sich Herbert Bockhorn im Aufbauspiel einen Fehlpass gönnte. Und das zehn Minuten vor Schluss. „Wir entscheiden uns für ein 1 gegen 2 in der eigenen Hälfte. Da sieht man, wie ruckzuck das in der 1. Liga bestraft wird. Ich halte den Jungs aber zugute, nicht aufgesteckt zu haben, sich weiter ordentlich zu präsentieren. Wir haben verdientermaßen noch ein Tor gemacht.“

Thomas Reis, der Trainer des VfL Bochum.
Thomas Reis, der Trainer des VfL Bochum. © dpa

Daher bleibt Reis mit Blick auf das nächste Heimspiel gegen Hertha BSC am 12. September und auf die Saison optimistisch. Warum auch nicht? Mit Bielefeld hat ein potenzieller Konkurrent im Abstiegskampf genau wie Bochum drei Punkte. Augsburg und Fürth haben erst einen, verloren am Samstag deutlich.

„Wir müssen jetzt aus den Fehlern lernen und von Anfang an stattfinden“, sagte Reis. Wie daheim gegen Mainz auch auswärts. Kurzum: „Ich bin mit der Mannschaft trotzdem einigermaßen zufrieden, weil wir es bis zum Schluss versucht haben. So werden wir dann auch die nötigen Punkte holen.“

Lob für den Auftritt des 1. FC Köln

Ähnlich analysierte Bochums Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz die Partie vor den bestens aufgelegten 25.000 Fans. „Wir haben die ersten 30 Minuten verschlafen, dann die Konter nicht gut ausgespielt und dann Fehler gemacht, die auf diesem Niveau bestraft werden“, fasste er zusammen. In der Anfangsphase habe sein Team „keinen Zugriff gefunden“ auf die Kölner Raute. „Die Zuordnung stimmte nicht, Köln hat immer wieder Pässe in die Schnittstelle spielen können“, so Schindzielorz. „Es ist schade, dass wir ohne Punkte nach Hause fahren. Aber wir haben in zwei Wochen gegen Hertha BSC schon wieder die Chance, es besser zu machen.“

Vasilios Lampropoulos (l) und Torwart Manuel Riemann nach dem Gegentor für den VfL Bochum.
Vasilios Lampropoulos (l) und Torwart Manuel Riemann nach dem Gegentor für den VfL Bochum. © dpa

Ähnlich klar formulierte Gerrit Holtmann: „In der ersten halben Stunde hat Köln überragend gespielt, wir hatten gar keine Chance“, so der diesmal schwache Flügelstürmer. „In den letzten zehn Minuten hatten wir gute Chancen, in der 80. Minute den Ballverlust, nachdem Kainz es überragend macht.“

Auch Eduard Löwen, der sein 20-Minuten-Debüt für den VfL Bochum gab, erkannte die Kölner Überlegenheit an. „Das war eine verdiente Niederlage. Köln war besser und hatte mehr Torchancen“, sagte der 24-Jährige. „Trotzdem hatten wir in der ersten Halbzeit die Chance, ein Tor zu erzielen, haben die Konter aber nicht richtig ausgespielt.“ Letztlich, so der Mittelfeldspieler, „müssen wir unsere Lehren daraus zu ziehen. Bei den Gegentoren hätten wir den Gegner mehr unter Druck setzen müssen. Das Tor von Zolli war dann gut herausgespielt, solche Situationen benötigen wir häufiger.“

VfL-Stürmer Simon Zoller: Das hat uns "das Genick gebrochen"

Torwart Manuel Riemann, der mit Armel Bella-Kotchap, mit Hilfe des Pfostens und mitunter auch Kölner Unvermögens Schlimmeres verhinderte, ärgerte der Ballverlust von Herbert Bockhorn im Aufbauspiel vor dem 0:1 maßlos. „Wenn es 0:0 in der 80. Minute steht, darf man in der Vorwärtsbewegung nicht den Ball verlieren“, so der Torwart bei Sky, nachdem er sich während der Partie – typisch Riemann – auch mal mit den Kölner Fans angelegt hatte, als er sich Zeit nahm beim Abschlag. Und Simon Zoller, der Ex-Kölner und Torschütze, meinte: „Wir haben uns zu Beginn schwer getan, der Ballverlust in der 80. Minute hat uns das Genick gebrochen.“

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Ganz anders war natürlich die Gemütslage bei Steffen Baumgart, dem Trainer des 1. FC Köln, der sich vor der Partie und auch danach lange mit seinem Kumpel Thomas Reis austauschte. „Ich habe ein sehr dominantes Spiel gesehen, wir haben mutig nach vorne gespielt, trotzdem gut verteidigt, sind immer drangeblieben, haben trotz des 0:0 weiter Druck gemacht und uns dann auch dank der Einwechslungen selbst belohnt. Es war ein verdienter Sieg, ein gutes Spiel, das nehmen wir gerne mit in die Länderspielpause.“