Bochum. Der VfL Bochum hat das erste Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren gewonnen. Gegen Mainz feiert der VfL einen verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg.

12.548 Fans machten Lärm im Vonovia Ruhrstadion wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Und sie feierten einen mit Leidenschaft in die Bundesliga-Heimsaison gestarteten VfL Bochum. Der Aufsteiger gewann nach dem achtbaren Auftakt-0:1 in Wolfsburg gegen den FSV Mainz 05 hochverdient mit 2:0 (1:0). Gerrit Holtmann und Sebastian Polter erzielten die Treffer für den beherzt und defensiv stabil auftretenden VfL. „O wie ist das schön“, sang das Stadion am Ende. „So was hat man lange nicht geseh‘n.“ Wohl wahr. Mehr als elf Jahre nicht. Mindestens.

VfL Bochum: Reis muss umbauen

VfL-Trainer Thomas Reis musste auf etliche Stammkräfte verzichten, auf Maxim Leitsch, Eduard Löwen, Christopher Antwi-Adjei (alle verletzt) und Robert Tesche (gesperrt). In der Innenverteidigung, flankiert von den Außen Danilo Soares und Cristian Gamboa, setzte er auf Vasileios Lampropoulos und Armel Bella-Kotchap, die damit zum ersten Mal bei einem Pflichtspiel von Beginn an gemeinsam verteidigten. Und zwar richtig gut.

Als Sechser fungierte Kapitän Anthony Losilla, die Doppel-Acht besetzten Milos Pantovic und Elvis Rexhbecaj – und im Angriff stürmten Simon Zoller über rechts und Neuzugang Sebastian Polter ganz vorne zusammen. Der 30-jährige Ziel- und Wandstürmer Polter, von Fortuna Sittard geholt, gab eine Woche nach seiner Unterschrift beim VfL damit sein Pflichtspieldebüt für Bochum.

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Über links setzte Reis auf den pfeilschnellen Gerrit Holtmann. Im Vergleich zum 0:1 in Wolfsburg gab es also vier Änderungen in der Startelf: Bella-Kotchap, Pantovic, Holtmann und Polter ersetzten Leitsch, Tesche, Antwi-Adjei und Takuma Asano.

Und Mainz? Coach Bo Svensson setzte auf die gegen Leipzig mit 1:0 erfolgreiche Startelf. Zahlreiche potenzielle Stammspieler durften aber rechtzeitig die Quarantäne verlassen am Freitagabend, einige saßen auf der Bank: Jeremiah St. Juste, Jean Paul Boetius und Stürmer Adam Szalai etwa sowie der Ex-Bochumer Kevin Stöger. Viel Power für Wechsel also.

VfL Bochum: Erstes Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren

Endlich war die Ostkurve mal wieder mit Fans gefüllt statt. 2.500 durften dort stehen, die weiteren verteilten sich auf die Sitzplätze, standen aber auch gerne. Die Mund-Nasenschutzpflicht, die dann doch galt für alle, wurde augenscheinlich beim Einlass oder an Getränkeständen weitgehend eingehalten – auf den Plätzen allerdings praktisch gar nicht. Verein und Stadt hatten diese Regel auferlegt, die Corona-Schutzverordnung des Landes sieht diese auf den Plätzen allerdings nicht zwingend vor.

Um 14.55 Uhr liefen die Spieler des VfL kurz nach den Mainzern ein zum Warmup, dem ersten in der Bundesliga seit über elf Jahren im heimischen Vonovia Ruhrstadion. Frenetisch gefeiert von den Anhängern, von denen rund 1.000 schon einen so lautstarken wie friedlichen Sternenmarsch zum Stadion hingelegt hatten. „Der VfL ist wieder da“ dröhnte es von der Ost. Und, natürlich: „Nie mehr 2. Liga“. Fans der Ost posteten schon während des Spiels: „Lauter als jemals zuvor…“

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Und Bochum begann nach der Schweigeminute für Gerd Müller genauso, wie die Fans für Stimmung sorgten. Mit Leidenschaft und Willen zwangen sie die Mainzer zu ersten Fehlern. Großchancen blieben zwar noch aus, Bella-Kotchap, der eine ganz starke Leistung bot bei seinem Bundesliga-Debüt, köpfte eine Freistoß-Flanke von Soares vorbei (13.).

Und dann rastete das Stadion aus. Simon Zoller leitete das 1:0 mit einem Seitenwechsel auf Gerrit Holtmann ein. Und der 26-Jährige gab Vollgas, zog nach innen, an gefühlt allen Mainzern vorbei. Im Strafraum ließ er noch Aaron und Hack stehen und tunnelte Robin Zentner aus sechs Metern. 1:0 für den VfL Bochum, das erste Bundesliga-Tor seit über elf Jahren, gleich eines der Marke „Tor des Jahres“, wie der Stadionsprecher jubilierte. Das Tor fiel vor der Westkurve, vor Corona noch eine Art „verbotene Zone“ für die VfL-Schützen.

Bochum legte nach. Nach Traumpass von Torwart Manuel Riemann zimmerte der mit Adrenalin offenbar überschüttete Holtmann den Ball ans Außennetz. Zoller, in Szene gesetzt vom körperlich präsenten Polter, scheiterte mit einem artistischen Drehschuss aus elf Metern am glänzend parierenden Zentner, ehe er das 2:0 markierte nach einer Ecke von Pantovic. Feierten zunächst alle. Doch der Kölner Keller griff ein, Schiedsrichter Patrick Ittrich entschied nach Videobeweis auf kein Tor. Zoller hatte den Ball mit Hilfe des rechten Unterarms gestoppt. Eine korrekte Entscheidung (31.).

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Erst nach gut 40 Minuten kamen die weitgehend harmlosen Mainzer, bestens behütet von der starken VfL-Defensivarbeit, gefährlich vors VfL-Tor. Nach einem Missverständnis zwischen Lampropoulos und Bella-Kotchap hatte Niklas Tauer halblinks freie Bahn, doch Riemann parierte mit der linken Fußspitze bärenstark. Bochum hielt die hochverdiente Führung zur Pause. Bochum hatte mehr Chancen, mehr Ballbesitz (57 %), mehr Biss (Zweikampfquote: 56 %).

Mainz-Coach Svensson reagierte, brachte Außenverteidiger St. Juste und die Mittelfeldmänner Boetius und Kohr für die Talente Nebel und Tauer sowie Hack. Mainz mühte sich – Bochum blieb dran. Hartnäckig. Voller Energie. Erfolgreich.

Polter zeigte, warum Bochum ihn geholt hat. Er schob sich im Strafraum vor St. Juste, setzte sich lange vor der Flanke von Zoller durch. Die präzise Hereingabe wuchtete er aus fünf Metern mit dem Kopf ebenso präzise ins linke Eck. 2:0 in Minute 56. Erster Treffer für Polter nach Vorarbeit von Zoller. Erster Treffer vor der Ostkurve. Zoller und Polter herzten sich. Trainer Reis reckte beide Arme gen Himmel. Die Fans wurden noch lauter. „Das ganz Stadion hüft ole ole“.

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Für den am Ellenbogen verletzten Gamboa brachte Reis dann Herbert Bockhorn (60.), bei Mainz kamen Stürmer Szalai und dann Stöger. Bei Bochums Rexhbecaj ging es nicht weiter (Oberschenkelprobleme). Neuzugang Konstantinos Stafylidis, von Haus aus Linksverteidiger, ersetzte ihn und kam damit ebenfalls zum VfL-Debüt. Für Pantovic kam Erhan Masovic (beide 72.). Er übernahm die Sechs von Losilla, der auf die Acht vorrückte.

Mainz fiel trotz der fünf Wechsel und neu formierter VfL-Elf nicht viel ein. Bis Minute 80. Der VfL verlor nun etwas die Ordnung und Kraft, Riemann verhinderte gegen Stöger das 1:2 per Fußbabwehr, der Schuss von Szalai ging dann rechts vorbei (81.). Letztlich aber brachte Bochum den ersten Bundesligasieg sicher über die Zeit.