Wuppertal. Der VfL Bochum hat gezittert, aber gewonnen. Die Bochumer haben gegen den Wuppertaler SV 2:1 gewonnen. Sie mussten dafür in die Verlängerung.

Der VfL Bochum hat eine Woche vor dem Start der Bundesliga die erste Runde im DFB-Pokal mit Mühe überstanden. Nach ganz schwacher Leistung im ersten Abschnitt und einer leichten Steigerung im zweiten, musste das Team von Trainer Thomas Reis beim Wuppertaler SV in die Verlängerung. Und auch da brauchte es Geduld. Erst in Minute 111 traf Robert Tesche zum 2:1 und – selten war diese Formulierung passender – erlöste den Bundesligisten im Vergleich mit dem Regionalligisten. 

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Bei der Aufstellung sorgte Thomas Reis für keine Überraschung. Er bot die nahezu gleiche Formation wie im letzten Test gegen den FC Utrecht auf. Für Milos Pantovic rückte wie erwartet Elvis Rexhbecaj in die erste Elf. Neben Takuma Asano, der derzeit auf der rechten Seite gesetzt scheint, war er damit der zweite neue Akteur im ersten Pflichtspiel des VfL. 

Mit Patrick Osterhage, Christopher Antwi-Adjei und Torwart Michael Esser standen drei weitere neue Akteure zumindest im Kader. Eduard Löwen und Konstantinos Stafylidis fehlten wie nur die neuen Spieler sechs und sieben. 

Löwen hatte das Training in der Woche abbrechen müssen. Er hat muskuläre Probleme. Stafylidis dagegen hat noch Nachholbedarf beim Training. Reis hofft, dass er für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg in der kommenden Woche eine Option sein wird. Trainer und Spieler hatten sich darauf verständigt, dass Stafylidis statt beim Pokal im Kader zu stehen, besser eine Trainingseinheit absolvieren solle.

VfL Bochum in Wuppertal im Reis-Modus

Der VfL Bochum ging das erste Pflichtspiel also im gewohnten Reis-Modus an: extrem seriös. Reis hatte mehrfach erklärt, dass er die Wuppertaler nicht unterschätzen werde. Mit seiner Aufstellung bestätigte er das.   

Die Bochumer wollten von vorneherein zeigen, dass sie keine Lust haben, in der Saison 2021/2022 im Sammler mit den Pokal-Sensationen aufzutauchen. 

In der Pokalhistorie stehen die Bochumer mehrmals auf dieser Liste. In der Saison 1989/90 verloren sie mit 0:1 beim Drittligisten 1. FC Pforzheim. In der Saison 2000/01 gab es ein 0:1 beim damaligen Drittligisten Union Berlin. Gegen den Viertligisten Astoria Walldorf verloren die Bochumer in der Saison 2016/17 mit 3:4 nach Verlängerung. 2018/19 schließlich gab es die vorerst letzte schlechte Pokalbegegnung für die Bochumer. Da verloren sie beim Viertligisten SC Weiche Flensburg mit 0:1.

Seit Thomas Reis Trainer beim VfL ist, hatten die Bochumer dagegen jeweils die erste Runde überstanden. Schwer war diese Marke nicht zu erreichen. Der VfL spielte unter Reis erst einmal in der ersten Pokalrunde. Die vergangene Saison eröffneten die Bochumer mit einem ungefährdeten Sieg gegen den FV Engers. Mit dem Oberligisten hatten die Bochumer wenig Mühe. Mit dem Regionalligisten Wuppertal sah es anders aus.

Saric trifft für Wuppertal gegen den VfL Bochum

Nach 20 Minuten hatte Wuppertal die bis dahin einzige und daher auch beste Chance. Bochums Armel Bella-Kotchap verlor den Ball an der Außenlinie, dann ging es schnell ins Wuppertaler Angriffszentrum auf Semir Saric. Mit einer Flugeinlage konnte VfL-Torwart Manuel Riemann den Rückstand gerade noch verhindern. 

Wenig später war er chancenlos. Wieder ging es über die rechte Bochumer Abwehrseite, auf der Cristian Gamboa mächtig Mühe hatte. Diesmal traf Saric zum 1:0 (23.). 

Die Bochumer waren fortan mehr gefordert. Mehr kam aber zunächst nicht. Weiter fehlte das Tempo. Davon, dass die Bochumer schnelle Außenangreifer haben, war wenig bis gar nichts zu sehen. Dass das so war, lag nur zum Teil daran, dass die Wuppertaler tief standen und auf Konter setzten. 

Gerrit Holtmann fand über die linke Seite gar nicht statt. Takuma Asano hatte rechts oft auf den Ball, war aber ebenso ungefährlich. Dazu stimmten die Abstände nicht. Weder die vom Mittelfeld zum Angriff, noch die von der Abwehr zum Mittelfeld. 

Die Wuppertaler führten verdient nach dem ersten Abschnitt. Von zwei Mannschaften, die noch auf dem Weg sind sich zu finden, machten sie den besseren Eindruck. Sie hatten die besseren Chancen und den größeren Willen sie zu nutzen. 

Zwangläufig waren bei diesem Spielverlauf die Wechsel, die Reis vornahm. Für Bella-Kotchap kam Vasileios Lampropoulos, für Holtmann brachte er Christopher Antwi-Adjei. Das Bochumer Spiel wurde deutlich dynamischer. 

Acht Minuten benötigte Antwi-Adjei, dann hatte er seine erste Vorbereitung in einem Pflichtspiel für die Bochumer. Sein Tempo über die linke Seite konnten die Wuppertaler nicht stoppen, seine Hereingabe auch nicht. Simon Zoller schob den Ball zum 1:1 über die Linie. 

Nach dem gleichen Muster vorgetragen, hätte es nach einer Stunde Spielzeit 2:1 für die Bochumer stehen müssen. Diesmal fand Antwi-Adjei in der Mitte Asano, der fand allerdings mit seinem Schuss die Latte. 

Deutlich mehr im Spiel der Bochumer erinnerte nun an die Vorsaison. Da hatten sie oft über Ballbesitz die Gegner beherrscht, hatten mit schnellen Angriffen für Gefahr vor dem Tor gesorgt.

Simon Zoller kommt für den VfL Bochum zum Ausgleich

Zoller hatte da auch immer mal wieder einem Näschen für besondere Situationen überzeugt. Gegen Wuppertal deutete er das an. Zwanzig Minuten vor dem Ende schlenzte er den Ball aus mehr als 30 Metern auf das Tor, nachdem Wuppertals Torwart Sebastian Patzler den Ball verloren hatte und das Tor komplett leer war. 

Es spielte nur noch eine Mannschaft. Wuppertal kam kaum noch aus der eigenen Hälfte, spielte längst mit einer Sechser-, bisweilen sogar Siebener-Kette vor dem eigenen Tor. Der nächste Treffer der Bochumer schien da nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Robert Tesche erzielt den Siegtreffer für den VfL Bochum nach einer Ecke

Wobei die Wuppertaler bis zum Ende der regulären Zeit nicht mehr ernsthaft in Gefahr gerieten, das zweite Gegentor zu bekommen. Den Bochumern fiel wenig Zwingendes eins, zwingend war daher die Verlängerung. Wenn schon Zuschauer im Stadion sind, dann sollen sie auch entsprechend viel für ihr Geld zu sehen bekommen.

Bochum hatte in der Zusatzzeit weiter deutlich mehr Ballbesitz, Wuppertal blieb über Konter und da insbesondere über den erst zur Verlängerung eingewechselten Philip Aboagye gefährlich.

Robert Tesche war es schließlich vorbehalten, den Favoriten am Ende glücklich aber schließlich auch verdient in die zweite Runde zu schießen. Im Anschluss an eine Ecke traf er zum 2:1 (111.). Für die Rückkehr ins Spiel fehlte den Wuppertalern danach die Kräfte. Der VfL Bochum konnte jubeln.

VfL Bochum: Riemann – Gamboa, Armel Bella-Kotchap (46. Lampropoulos), Leitsch, Soares – Tesche, Losilla, Rexhbecaj (91. Pantovic) -  Asano (73. Ganvoula), Zoller, Holtmann (46. Antwi-Adjei) 

Der Live-Ticker zum Nachlesen:

Wuppertal - VfL Bochum