Bochum. Bei Silvere Ganvoula lief es in der Aufstiegssaison nicht rund. Abgehakt, sagt der Stürmer des VfL Bochum – und ist heiß auf die Bundesliga.

Silvere Ganvoula schnappt sich den Ball, hält nach der Trainingseinheit mit Neuzugang Christopher Antwi-Adjei, den alle nur Jimmy nennen, den Ball hoch. Wer ihn zu Boden fallen lässt, verliert. Ganvoula lacht kurz darauf und klopft Jimmy auf den Rücken. „Silvere ist sehr engagiert und mit viel Spaß dabei“, sagt Trainer Thomas Reis nach den ersten Trainingseindrücken.

Spaß, den Ganvoula nach einem bärenstarken Jahr in der folgenden Aufstiegssaison nicht immer ausstrahlte. Der Torjäger der Saison 2019/20, als er sich in den Blickpunkt zahlreicher angeblicher und tatsächlicher Interessenten aus dem In- und Ausland spielte, verlor früh seinen Stammplatz an Simon Zoller. Ganvoula kam zwar auf 29 Ligaeinsätze, wurde aber fast nur noch eingewechselt. Als Joker brachte es der Kongolese letztlich auf nur zwei Tore und drei Torvorlagen.

Bochums Stürmer Ganvoula spricht von einer „schwierigen Zeit“

„Die letzte Saison war eine sehr schwierige Zeit für mich“, sagt Ganvoula im Gespräch mit dieser Redaktion. Wobei er den Teamgeist betont und den mit dem Aufstieg gekrönten Erfolg, den auch er ausgiebig genoss und feierte. Hängen gelassen habe sich Ganvoula nie, betonte auch mehrmals Trainer Reis während der Meistersaison. „Ich habe immer weiter gearbeitet, auch wenn es nicht so gut lief für mich“, sagt der Stürmer.

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Und hakt die vergangene Saison ab. „Das ist Vergangenheit. Ich habe bei meiner Familie im Kongo eine schöne Urlaubszeit gehabt. Mein Kopf ist frei, mein Fokus gilt ganz dem VfL Bochum. Wir müssen alle eine sehr gute Vorbereitung absolvieren, darauf konzentriere ich mich.“

In der Saison 2019/20 startet Ganvoula beim VfL Bochum durch

Seit 2018 spielt der Kongolese mit dem kräftigen Körper und dem Gardemaß von 1,91 Metern für den VfL Bochum. In der Saison 2018/19 (21 Einsätze meist als Joker, fünf Tore) noch auf Leihbasis und im Schatten des gesetzten Lukas Hinterseer. Dann verpflichtete Bochum ihn fix für kolportierte 700.000 Euro. Sein Vertrag läuft noch über zwei weitere Jahre bis zum Sommer 2023, eine Ausstiegsklausel gibt es nicht.

In der Saison 2019/20 startete Ganvoula durch. Er legte eine famose Hinrunde hin, kam insgesamt auf 13 Treffer und sechs Torvorlagen, spielte fast immer von Beginn an, verpasste nur die letzten vier Partien wegen muskulärer Probleme.

Viele Wechselgerüchte gab es – aktuell ist es ruhig geworden um Ganvoula

Eine Folge: Im Vorjahr gab es vom Winter bis zum Herbst immer wieder Wechselgerüchte, der Marktwert Ganvoulas stieg zwischenzeitlich laut „transfermarkt.de“ auf 2,5 Millionen Euro. Sein Preis lag in der realen Fußball-Geschäftswelt sicherlich noch etwas höher. Es gab Angebote. Bochum lehnte sie ab.

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Mittlerweile schätzt transfermarkt.de seinen Wert auf „nur“ noch eine Millionen Euro. Wichtiger für Ganvoula: In der spekulativen Welt des Internets – auch der genannte Marktwert ist letztlich nur eine spekulative Zahl – ist es ruhig geworden um ihn, derzeit jedenfalls. Im Fußball kann sich das schnell ändern, das weiß auch Ganvoula, aber aktuell sei es „gut, dass es keine Gerüchte gibt. Ich will weiter hart arbeiten und versuchen, der Mannschaft in der Bundesliga viel zu helfen.“

Das sagen Trainer Reis und Sportchef Schindzielorz über Ganvoulas Stärken

25 Jahre ist Ganvoula gerade erst geworden, er ist im besten Fußball-Alter - und für Bochum eine starke Alternative im Sturmzentrum, wie auch Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz betont. Die Bundesliga, so Reis und Schindzielorz, könnte dem Spielertypen Ganvoula entgegenkommen. „Seine Robustheit und Dynamik“, sagt Reis, soll er gewinnbringend einbringen, seine Statur, seine athletischen Fähigkeiten zeichneten ihn aus, sagt Schindzielorz.

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In der ersten Liga wird sich das Spiel des VfL je nach Gegner verändern, wird Bochum nicht 90 Minuten ganz vorne pressen können. Mit dem Kämpfer Simon Zoller, dem Anlauf-Anführer mit den vielen Sprints, der eher in den kleinen Räumen unterwegs ist, und mit der Wucht eines Ganvoula hat Bochum zwei verschiedene Spielertypen für den vordersten Bereich.

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Zoller und auch Asano sind derzeit die Haupt-Konkurrenten

Hinzu kommt noch Neuzugang Takuma Asano, der auch eine Art falsche Neun, eine hängende Spitze spielen könnte. Asano wiederum bringt Tempo und Technik ins Spiel, kann aber auch als „Zehner“ spielen oder – bisher bevorzugt – über die Außenbahn angreifen. Die Mittelstürmer Soma Novothny und Luis Hartwig dürften es schwer haben in punkto Startelf. Beide könnten den Klub, womöglich auf Leihbasis, bis Transferschluss auch noch verlassen.

Ganvoula ist nicht so flexibel einsetzbar wie Asano oder Zoller, er ist ein klarer Stoßstürmer. Und will sich durchsetzen in der Bundesliga. „Das ist für uns alle eine große Herausforderung. Die Qualität ist höher, das Spiel wird noch intensiver“, sagt Ganvoula. Vom Klassenerhalt ist er überzeugt: „Wir werden hart arbeiten im Training, und wir haben eine gute Mannschaft, die sich für diese Arbeit dann auch belohnen wird.“