Heidenheim. Der VfL Bochum macht einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga. Im Auswärtsspiel bei Verfolger 1. FC Heidenheim siegen die Bochumer mit 2:0.

Der VfL Bochum ist der 1. Bundesliga jetzt ganz nah. Mit einem 2:0-Erfolg beim FC Heidenheim nach einer engagierten, kompakten Defensivarbeit hält der Spitzenreiter der 2. Liga vier Spiele vor Schluss alle Trümpfe in der Hand, die Saison mit dem Aufstieg zu krönen. Womöglich ohne Manuel Riemann im Tor.

VfL-Trainer Thomas Reis vertraute der gleichen Startelf wie beim spektakulären 4:3 gegen Hannover. Als Linksverteidiger begann also erneut Herbert Bockhorn, der zuletzt gegen Kiel und Hannover auf dieser Position überzeugt hatte. Danilo Soares, der gegen Hannover aus disziplinarischen Gründen gar nicht zum Aufgebot gezählt hatte, nahm nur auf der Bank Platz. „Er ist ein Führungsspieler. Herbert Bockhorn hat ihn gut ersetzt. Ich bin froh, dass Danilo zurück und bereit ist, uns zu helfen, sich selbst zu helfen“, sagte Reis vor dem Anpfiff bei Sky. Auch Heidenheims Trainer Frank Schmidt veränderte seine Startelf nach dem 3:0 in Regensburg nicht.

Aber diese „Never-change-a-Winning-Team-Strategie“ war bei bestem Frühlingswetter am Schlossberg in Heidenheim schon nach vier Minuten Makulatur. Die Partie begann mit einem Schock für den VfL: Manuel Riemann musste ausgewechselt werden. Der Stammtorwart klärte eine Flanke im Strafraumzentrum per Fuß, der heranrauschende FCH-Stürmer Tim Kleindienst trat ihm – sicherlich versehentlich - auf die Hand.

Verdacht auf Mittelhandbruch bei Bochum-Torwart Manuel Riemann

Nach erster Diagnose von Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer besteht der Verdacht auf einen Mittelhandbruch. Das würde das Saisonaus für Riemann bedeuten und verändert auch die Statik des VfL-Spiels. Denn die Nummer eins ist als „elfter Feldspieler“ stets anspielbar und nicht zuletzt dank seiner präzisen Diagonalbälle auch für den Aufbau mit zuständig.

Heidenheims Denis Thomalla (r) und Bochums Anthony Losilla kämpfen um den Ball
Heidenheims Denis Thomalla (r) und Bochums Anthony Losilla kämpfen um den Ball © dpa

Ersatztorwart Patrick Drewes kam damit zu seinem ersten Zweitliga-Einsatz in dieser Saison. Nur im Pokal stand der 28-Jährige zwischen den Pfosten nach Riemanns Roter Karte, in Mainz in der Verlängerung, als er zum Elfmeterhelden avancierte, und in Leipzig über die komplette Distanz (0:4). Auch in der Vorsaison hatte er nur zwei Einsätze, gegen den HSV (1:3) und in Hannover (0:2).

Fünf Minuten dauerte die Behandlungs- und Aufwärmpause, und das Spiel dieser beiden potenziell so spiel- und offensivstarken Teams wollte danach nicht so richtig auf Touren kommen. Nach 21 Minuten unaufgeregten Minuten holte sich Drewes dann erstmals frisches Selbstvertrauen, als er einen Schuss von Tobias Mohr bestens parierte. Drewes meisterte sein Zweitliga-Debüt mit Ruhe und Bravour.

Tesche trifft erneut für den VfL Bochum

Was hilft im Angriff? Standards. Effektivität. Dass der VfL Standards kann, hat wohl jeder VfL-Anhänger noch im Blut nach den spektakulären Kopfball-Treffern von Robert Tesche nach Ecken gegen Hannover zum 1:1 und 4:3. Warum also nicht auch drei Tage später in Heidenheim? Robert Zulj schlug den Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum, der Ball flog an allen vorbei zum langen Pfosten. Der 34-jährige Routinier spurtete heran und köpfte ihn aus spitzem Winkel ins Tor. 1:0. Tesches „dritter Frühling“ seiner Karriere, er ist längst ein Ganzjahres-Zustand in dieser Saison. Und die Effektivität des VfL ein Markenzeichen. Erste Chance, erstes Tor. 1:0 Bochum (33.).

Heidenheim, zuvor schon etwas aktiver nach vorne unterwegs, mühte sich um eine Reaktion. Bochum aber verteidigte gemeinschaftlich, verteidigte stark, vom Turm Armel Bella-Kotchap und Maxim Leitsch, die die gefürchteten Tim Kleindienst und Christian Kühlwetter meist abkochten, über das Mittelfeld bis zur Offensive. Der VfL präsentierte sich defensiv nach zuletzt sechs Gegentoren in zwei Partien deutlich stabiler, fand im Mittelfeldzentrum meist früh genug den Zugriff, verschob geschlossen und nahm so die Führung souverän mit in die Kabine.

Bockhorn mit der späten Entscheidung

Heidenheim war gefordert, doch auch nach der Pause fand er offensiv kaum ein Mittel. Bochum hatte die Partie dank einer konzentrierten Abwehrarbeit auf allen Positionen unter Kontrolle und die Chance zur Vorentscheidung, doch Zoller traf den Ball nach Holtmanns Flanke nicht richtig (64.). Auf der anderen Seite knallte Robert Leipertz‘ Schuss nur ans Außennetz.

In Minute 70 brachte Reis dann Soma Novothny für Zoller und Danilo Soares für Danny Blum. Soares sortierte sich auf seiner Stammposition hinten links ein, Bockhorn rückte eine Reihe vor. Und Drewes in den Blickpunkt: Kleindienst setzte sich durch, doch der Torwart hielt mit einer Glanzparade das 1:0 fest (75.), auch einen Leipertz-Schuss krallte sich der Keeper (80.).

Und vorne hat Bochum ja noch Zulj, den Top-Vorbereiter. Nach einem Konter legte er quer auf Bockhorn, der nur noch einschieben musste (82.). Bockhorns erstes Saisontor war die Entscheidung – und ein riesiger Schritt zum Aufstieg.