Bochum. Westduell in der 2. Liga am Montagabend. Fortuna Düsseldorf empfängt Aufstiegsanwärter VfL Bochum. Wer gewinnt? Ein Form- und Faktencheck.

Zwei Stammkräfte in der Offensive muss Fortuna Düsseldorf ersetzen, der VfL Bochum nur eine. Auch beim Training am Sonntag waren alle Profis des VfL am Ball. Vor dem Topspiel der 2. Liga am Montag (20.30 Uhr/Sky) haben wir die Mannschaftsteile unter die Lupe genommen, Stärken, Schwächen und Form analysiert. Unterm Strich spricht einiges für einen Erfolg des Teams von VfL-Trainer Thomas Reis.

Tor: Riemann hat mehr Konstanz und Ausstrahlung

Manuel Riemann, der spielende Torwart (32), ist ein Anführer des VfL. Er hat noch nie in der 1. Bundesliga gespielt. Das soll sich ändern. Düsseldorfs Keeper Florian Kastenmaier debütierte in der Vorsaison in der 1. Liga. Der 23-Jährige hielt in einigen Partien den Sieg fest, gönnte sich in anderen aber auch manchen Patzer. Er hat noch nicht die Konstanz und Ausstrahlung wie Riemann. Vorteil Bochum.

Viererkette: Zwei Innenverteidiger sind die wertvollsten Spieler der 2. Liga

Es ist ungewöhnlich, dass zwei Innenverteidiger als teuerste Spieler einer Liga gehandelt werden. Folgt man „transfermarkt.de“, treffen sie am Montag aufeinander: Kevin Danso (22), Augsburg-Leihgabe von Fortuna, und Armel Bella-Kotchap (19) vom VfL. Laut des Portals beträgt ihr Marktwert jeweils 5 Millionen Euro. Beide sind jung, haben überragende Anlagen insbesondere im Zweikampf. Danso ist im Aufbauspiel einen Schritt weiter. Beide gönnen sich aber immer mal einen folgenschweren Lapsus. Vor allem Danso fehlte zuletzt die Konzentration über 90 Minuten.

Mit U21-Nationalspieler Maxim Leitsch und den erfahrenen Außen Danilo Soares und Cristian Gamboa, der nach seiner Gelb-Sperre ins VfL-Team zurückkehrt, hat Bochum eine stabile Kette. Düsseldorf hält mit den erfahrenen Außen Leonardo Koutris und Matthias Zimmermann sowie Andre Hoffmann dagegen. 33 Gegentore hat die Fortuna zwar bereits kassiert, Bochum erst 26 – aber die Defensivarbeit beginnt ja nicht erst in der Defensive. Tendenz unentschieden.

Mittelfeldzentrum defensiv: Viel Erfahrung bei Düsseldorf und Bochum

Düsseldorf agierte in den letzten drei Partien in einem 4-4-2 mit zwei Sechsern und zwei offensiven Außen, der Übergang zum 4-2-3-1 ist mitunter fließend. Im Zentrum gaben der formstarke Marcel Sobottka (26), der nur das Spiel in Bochum verpasst hat bisher, und Routinier Adam Bodzek (35), der dem Klub seit 2011 die Treue hält, zuletzt den Takt an. Eine Alternative ist der genesene Alfredo Morales. Anthony Losilla und Robert Tesche, das zentrale Herz in Bochums 4-2-3-1, zählen ebenfalls zur Kategorie „Erfahrung macht den Unterschied“. Tendenz unentschieden.

Mittelfeld offensiv/Angriff: Das Superduo Zulj und Zoller ist wieder vereint

Robert Zulj ist der Unterschiedsspieler beim VfL – und mit Simon Zoller kehrt nach zwei Partien Verletzungspause sein kongenialer Partner zurück. „Zollis Qualität im Anlaufen hilft uns ungemein. Zudem harmoniert er sehr gut mit Robert Zulj, hat gute Laufwege und findet offensiv Lösungen“, sagt Trainer Thomas Reis. Zoller beginnt vermutlich im Sturmzentrum, so war Bochum bisher am stärksten: Zulj/Zoller kommen zusammen auf 23 Tore und 19 Assists.

Links offensiv ist Gerrit Holtmanns Tempo ein Pfund. Rechts muss Bochum Danny Blum ersetzen, Milos Pantovic oder Herbert Bockhorn legen wohl los. Alternativ spielt Zoller rechts, dann würde Silvere Ganvoula vorne attackieren.

Bitter für Düsseldorf: Topstürmer Karaman fällt wegen Türkei-Länderspiel aus

Düsseldorf hat gleich zwei Ausfälle zu verkraften. Außenbahnspieler Thomas Pledl fällt monatelang aus (schwere Knieverletzung). Unverhofft kann auch Topstürmer Kenan Karaman nicht angreifen. Der 27-Jährige muss anders als geplant bereits am Sonntag zur Nationalmannschaft der Türkei reisen, weil diese wegen Corona-Reiseregelungen in Frankreich zu viele Absagen erhalten habe, teilte die Fortuna am Samstag mit.

Die Türkei spielt am Mittwoch in der WM-Qualifikation gegen die Niederlande. Damit wird der Angreifer (7 Tore/2 Vorlagen) gegen den VfL fehlen – ein herber Verlust. Bochums Nationalspieler Maxim Leitsch, Cristian Gamboa und Silvere Ganvoula reisen alle erst nach der Partie zu ihren Teams, ebenso wie Düsseldorfs Christoph Klarer (U21 Österreich).

Für Karaman könnte Dawid Kownacki (3/,3), zuletzt auf der Außenbahn aktiv, ins Sturmzentrum rücken neben Rouwen Hennings (8/2). Der 33-Jährige, seit 2016 für Düsseldorf am Ball, hat jüngst seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Auf der Außenbahn könnte neben Kristoffer Peterson (links) der vom VfL Wolfsburg im Winter ausgeliehene Felix Klaus nach überstandener Zerrung eine Option sein oder Freiburg-Leihgabe Brandon Borrello beginnen. In Summe: Vorteil Bochum.

Die Form: Düsseldorf hat noch kein Spiel gegen ein Top-Vier-Team gewonnen

Der VfL hat nach zwei Siegen gegen den HSV in Unterzahl 0:2 verloren – und nach Niederlagen bisher immer gewonnen in dieser Saison. Bei Düsseldorf ist die Saison ein Auf und Ab: holpriger Start, starker Zwischenspurt, enttäuschende Rückrunde (erst neun Punkte/Bochum 15). Zuletzt gab es ein 3:1 gegen Nürnberg und 0:0 in Sandhausen trotz drückender Überlegenheit und vieler Chancen.

Vorteil Düsseldorf: 27 Punkte daheim sind bei erst einer Niederlage (0:2 gegen Kiel) in der 2. Liga Spitze. Bochum kommt bei einem Heimspiel mehr auf 26, ist auswärts solide bis gut (22). Nachteil Düsseldorf: Gegen die „Top vier“ Bochum (0:5/A), Kiel (1:2/A, 0:2/H), HSV (1:2/A, 0:0/H) und Fürth (3:3/H) gab es noch keinen Fortuna-Sieg. Unterm Strich: leichter Vorteil Bochum.

Der Druck: Düsseldorfs letzte Chance auf den Aufstieg

Die Fortuna hat nach dem 0:5 im Hinspiel, als Kristoffer Peterson allerdings ganz früh die Rote Karte gesehen hatte, noch etwas gutzumachen. Wichtiger: Düsseldorfs letzte Chance bei acht Punkten Rückstand auf den VfL wurde schon häufiger ausgerufen, vielleicht sie das am Montag wirklich. In jedem Fall hilft der Fortuna von Trainer Uwe Rösler, seit März 2020 im Amt, nur ein Sieg. Der Aufstieg war das klare Ziel.

Anders als in Bochum. Dennoch spürt auch der VfL nun den Druck, den erkämpften Aufstiegsplatz im Endspurt verlieren zu können. VfL-Kapitän Anthony Losilla sagt: „Das ist ein positiver Druck für die ganze Mannschaft. Es ist doch geil, dass wir so gut drauf sind, um über den Aufstieg zu sprechen.“

So könnten sie spielen:

Fortuna Düsseldorf: Kastenmaier - Zimmermann, Hoffmann, Danso, Kourtris - Bodzek, Sobottka - Klaus, Peterson - Kownacki, Hennings

VfL Bochum: Riemann - Gamboa, Bella-Kotchap Leitsch, Soares - Tesche, Losilla - Bockhorn (Pantovic), Zulj, Holtmann - Zoller. Reserve: Drewes - Decarli, Masovic, Pantovic (Bockhorn), Chibsah, Eisfeld, Novothny, Ganvoula, Bonga (Hartwig)