Bochum. Wegen der Hinausstellung von Danny Blum spielt der VfL 55 Minuten in Unterzahl gegen den HSV. Trainer Reis ist verärgert, lobt aber das Team.

Am Ende dieses denkwürdigen Freitagabends hatte Danny Blum doch noch Glück. Der 30-jährige Flügelspieler des VfL Bochum entging einer möglichen Ansprache seines Trainers wegen der spielentscheidenden Roten Karte, weil er zur Dopingkontrolle zitiert wurde. „Obwohl er nicht viel gespielt hat“, sagte Reis lakonisch. „Er wurde ausgelost.“

Was er ihm sagen werde, werde er nicht öffentlich machen, sagte Reis. „Natürlich müssen wir über die Rote Karte sprechen.“

VfL-Trainer Reis hofft auf kurze Sperre für Danny Blum

Hinausstellungen wiegen im Mannschaftssport immer schwer, diese aber wirkte besonders nach. In der ersten halben Stunde hatte der Zweitliga-Erste VfL im Spitzenspiel gegen den Hamburger SV nicht nur keinen Zugriff auf das Spiel bekommen. Amandou Onana sorgte nach einem Freistoß auch noch für das 1:0 (29.). Eben jener wurde sechs Minuten später von Blum im Mittelfeld so derbe gefoult, dass Schiedsrichter Felix Brych keine andere Wahl hatte, als ihn des Platzes zu verweisen. „Ich hoffe, die Sperre wird nicht zu lang“, sagte Reis. Blum, der nach einer Wadenverletzung gerade wieder im Rhythmus war, droht das Auswärtsspiel gegen Fortuna Düsseldorf und das Heimspiel gegen Verfolger Holstein Kiel zu verpassen.

Reis: "Der Einsatz in der zweiten Halbzeit war aller Ehren Wert"

HSV-Trainer Daniel Thioune war in der Bewertung dieses Spielmoments unschlüssig. Geholfen habe die Rote Karte seiner Mannschaft nicht. „Es war nicht zuträglich für das Topspiel, das viele erwartet haben.“ Das 2:0 durch den eingewechselten Khaled Narey fiel, als sich der Sieg ohnehin abzeichnete (89.). Und der VfL war kaum in der Lage, die schwere Hypthotek eines Rückstandes zu tilgen. Reis sprach trotzdem ein großes Lob für die Mannschaft. „Der Einsatz in der zweiten Halbzeit war aller Ehren wert.“

Der 47-Jährige war in der direkten Nachbetrachtung bemüht, den Kampfgeist hervorzuheben, denn auf diese Qualität wird es nun ankommen. Statt dass der Abstand ausgeweitet wurde auf acht Zähler zum HSV, schmolz er auf sechs. Das parallelspiel zwischen Holstein Kiel und dem FC Heidenheim fiel aus, weil die Kieler vier positive Coronabefunde hatten. Wann das Nachholspiel stattfindet, ist noch offen. Aber die Kieler haben jetzt die Möglichkeit, an dem VfL vorbeizuziehen. Spätestens beim direkten Aufeinandertreffen Anfang April.

Der VfL erregt bundesweit Aufmerksamkeit

Der Aufstiegszug hatte nach dem Sieg gegen Greuther Fürth richtig Fahrt aufgenommen. Der VfL Bochum ist derzeit das Thema Nummer eins. Überregionale Zeitungen berichten über den Verein und wie er es geschafft hat, trotz Coronakrise ganz nach oben zu klettern. Ein Grund: Beständigkeit. Passend dazu wurde der Vertrag mit Routinier Robert Tesche um ein weiteres Jahr verlängert.

Der 33-Jährige spielte mit dem HSV einst in der Bundesliga, in Bochum hat er die Chance, das Oberhaus noch einmal zu erleben. Doch statt der Belle Etage gegen seinen Ex-Klub näher zu kommen, erlitt Tesche mit dem VfL einen Rückschlag, der sich schon vor der Roten Karte gegen Blum zu erahnen war. Kaum einmal konnte sich der Spitzenreiter befreien und seine spielerischen Qualitäten in der Offensive zeigen. Es fehlte ohnehin der lauffreudige Simon Zoller, der von Silvere Ganvoula nicht adäquat ersetzt wurde und wegen Blums Aussetzer vor der Pause ausgewechselt werden musste. Oder auf dem Flügel ein schneller Herbert Bockhorn, der in der rechten Außenverteidigung den gesperrten Cristian Gamboa ersetzen musste.

Reis: Wir werden die Niederlage wegstecken

Auf- und Abstiege werden im Kopf entschieden. Von einer Nervenschlacht wollte Thioune aber nicht sprechen. „Wir haben wenig Nerven gezeigt“, fand der 48-Jährige, dessen Spieler in den vergangenen fünf Spielen starke Nerven hatten vermissen lassen. Thioune weiß, dass dieser Sieg seine Mannschaft wieder nach vorne bringen wird. Ebenso weiß Reis, dass Rückschläge größere Folgen als eine Sperre haben können, auch wenn er seine Zuversicht unterstrich: „Ich bin guter Dinge, dass wir diese Niederlage sehr, sehr gut wegstecken werden.“

Dass diese Spiele Nerven kosten, konnte der Trainer des VfL Bochum beobachten – und spüren. Danilo Soares, der einen Ellbogen-Schlag ins Gesicht bekommen hatte und deswegen behandelt werden musste, verlor zwischenzeitlich völlig die Nerven, regte sich über Schiedsrichter Brych auf, der die Aktion nicht geahndet hatte. Nach dem Spiel geriet der Brasilianer kurz mit Trainer Thomas Reis aneinander, der ihn beruhigen wollte. „Ich spreche nicht gut spanisch. Vielleicht haben wir uns deshalb missverstanden“, nahm es Reis mit Humor. Ein gutes Zeichen: Wenn man noch lachen kann.