Bochum. Vor dem Spitzenspiel gegen den Hamburger SV bemühen sich die Verantwortlichen des VfL Bochum um Selbstbewusstsein und Zurückhaltung zugleich.

Thomas Reis strahlt Ruhe aus. Das gilt bei einem Spiel, bei einem Training, bei öffentlichen Medienauftritten. So richtig aus der Fassung gerät er äußerst selten. Es ist eine Ruhe, die er weiterhin übertragen will auf die Mannschaft, die sich von der zunehmenden medialen Hektik und allgemeinen Erwartungshaltung nicht negativ beeindrucken, nicht ablenken lassen soll. Der VfL Bochum ist Spitzenreiter der 2. Liga. Er empfängt am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) den Tabellendritten Hamburger SV im Vonovia-Ruhrstadion. Reis sagt: „Ich bin jetzt nicht nervöser, ich habe mich nicht verändert. Wir haben ein tolles Spiel vor der Brust, wir brennen alle darauf.“

Bochums Spiel gegen den HSV: Nur eine Momentaufnahme?

Der VfL ist nun der Gejagte. Und der Bewunderte. Bundesweit erklingen die Lobeshymnen der Ex-Profis, Ex-Manager und anderer Experten. Der Tenor: Bochum ist stark und stabil, Bochum schafft es. Thomas Reis, der Trainer, und Sebastian Schindzielorz, der Sport-Geschäftsführer, wollen es auch schaffen, nach oben, in die 1. Bundesliga. Reis und Schindzielorz können das sagen, ohne das Wort Aufstieg in den Mund zu nehmen: „Wir wollen unseren Vorsprung nicht nur halten, sondern am besten auch ausbauen“, meint Reis. Beide aber ordnen die Partie zehn Spiele vor Schluss wie gehabt auch als „Momentaufnahme“ ein: „Wir wissen, wie schwierig jedes einzelne Spiel ist“, sagt Schindzielorz. „Wir wollen eine gute Leistung abrufen, die drei Punkte holen und hoffen, dass wir lange oben bleiben.“ Um dann, unausgesprochen, aufzusteigen.

Der größere Druck lastet auf dem HSV

Aufsteigen will, ja: muss eigentlich der HSV. Der größere Druck jedenfalls lastet auf dem Gast, dem Klub mit dem rund doppelt so hohen Etat, der fünf Punkte weniger hat als Bochum. Der auch von einem wichtigen Topspiel, aber laut Trainer Daniel Thioune noch nicht von einem "Endspiel" spricht. „Ich erwarte einen aggressiven Gegner“, sagt Reis vor dem Duell mit einem der „spielstärksten Teams“ der Liga, der zuletzt gut gespielt hat in Kiel (1:1), aber seit fünf Partien nicht mehr gewonnen hat. Dynamik, Selbstvertrauen, eigene Aggressivität setzt Bochum dem individuell hochkarätigen HSV-Ensemble entgegen. „Wir wollen dem HSV permanent auf den Sack gehen“, sagt Danny Blum, Traumtorschütze beim 3:1-Sieg im Hinspiel, dem Reviersport in klarer Fußballerdiktion.

Blum wird auf dem einen, Gerrit Holtmann auf dem anderen Flügel angreifen. Holtmann ist ja jetzt auch Spitzenreiter, als schnellster Spieler der 1. und 2. Liga in dieser Saison. 36,43 km/h wurden bei einem seiner Sprints in Fürth gemessen. „Wenn er seine Dynamik mitnimmt, ist er schwer zu halten“, lobt Reis den 25-Jährigen, der in dieser Saison „gute Fortschritte“ gemacht hat. „Die Gegner haben Respekt vor ihm. Aber nicht nur Gerrit ist wichtig, sondern das ganze Team ist es.“

Zoller fällt beim VfL Bochum weiter aus

In der ersten Elf, gegen den HSV, vielleicht auch wieder Silvere Ganvoula, weil Simon Zoller weiterhin ausfällt. Gegen Düsseldorf am Montag, 22. März, soll Zoller wieder eine Option sein, erklärte Reis den aktuellen Stand.

Aus taktischen Gründen und nach schwacher Trainingswoche spielte Ganvoula in Fürth erstmals in dieser Saison gar nicht. „Wir haben das angesprochen, in dieser Woche hat er gut trainiert“, sagt Reis. Alternativen sind Soma Novothny, Tarsis Bonga und Luis Harwig, mit denen aber nicht zu rechnen ist. Eher könnte der Trainer wie in Fürth auf Robert Zulj als falsche Neun setzen und auf Thomas Eisfeld dahinter. Für den gesperrten Rechtsverteidiger Cristian Gamboa wird auf jeden Fall Herbert Bockhorn beginnen.

So könnten sie spielen:

Bochum: Riemann – Bockhorn, Bella-Kotchap, Leitsch, Soares – Tesche, Losilla – Blum, Zulj, Holtmann – Ganvoula. (Alternativ: Eisfeld im Mittelfeld, Zulj weiter vorne, Ganvoula auf der Bank). Reserve: Drewes – Decarli, Masovic, Chibsah, Bonga, Eisfeld, Novothny, Pantovic, Hartwig

HSV: Ulreich – Gyamerah, Ambrosius, Heyer Vagnoman – Onana, Hunt – Dudziak – Jatta, Terodde, Kittel. Reserve: Heuer Fernandes, David, Jung, Gjasula, Kinsombi, Narey, Meißner, Wintzheimer, Wood