Bochum. Durch den Sieg gegen Würzburg klettert der VfL Bochum an die Tabellenspitze. Nun stehen die Top-Duelle gegen Greuther Fürth, HSV und Kiel an.
Den Blick auf die Zwischenstände der anderen Spiele verweigerte Thomas Reis konsequent. Fast schroff sagte er auf die Frage, ob er sich danach erkundigt hätte: „Wir sind doch nicht beim letzten Spieltag.“ Der Trainer des VfL Bochum will die Ruhe behalten. Ein Unterfangen, das immer schwieriger wird: Durch den 3:0-(1:0)-Heimsieg gegen den Tabellenletzten Würzburger Kickers klettert der VfL an die Spitze der Zweiten Liga. Das Aufstiegsrennen bleibt hochspannend. In den Parallelspielen bezwang Holstein Kiel Erzgebirge Aue mit 1:0 und hat jetzt ebenfalls 45 Zähler. Greuther Fürth kam in Hannover nicht über ein 2:2 hinaus (43). Der Hamburger SV kann mit einem Sieg am Montag im Derby beim FC St. Pauli wieder an den VfL vorbeiziehen.
„Wir müssten lügen, wenn wir sagen, wir schauen gar nicht auf die Tabelle“, gab Robert Zulj nach dem Spiel zu. Der Offensiv-Motor Zulj (21.) hatte mit seinem elften Tor den Sieg gegen den HSV-Bezwinger eingeleitet, Startelf-Rückkehrer Danny Blum (62.) und Gerrit Holtmann (81.) heizten die Aufstiegsgefühle an diesem sonnigen Samstag weiter an. Der VfL geht mit viel Rückenwind die kommenden Top-Duelle mit Greuther Fürth, Hamburger SV und Holstein Kiel. „Natürlich ist es schön, wenn du oben stehst, aber die Wochen der Wahrheit kommen jetzt erst. Jetzt wird sich zeigen, ob wir die Mannschaft sind, die den absoluten Willen hat“, sagte Blum.
Bochum-Trainer Reis mit Sonderlob für Saulo Decarli
Die drei Punkte gegen Würzburg waren ein hartes Stück Arbeit. Der Aufsteiger hatte in der Wintertransferperiode den Kader verstärkt. Unter dem dritten Trainer der Saison, Bernhard Trares, kann sich der Klub berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen. Greuther Fürth und Kiel bot der Klub Paroli, den HSV schlug er sogar. In Bochum allerdings fiel der Sieg noch zu niedrig aus. Allein Zulj hatte noch zwei hochkarätige Chancen. „Bochum hat da sehr ruhig, sehr abgeklärt, sehr erfahren runtergespielt“, lobte Gäste-Trainer Trares.
Die Warnungen waren ja auch deutlich genug, dass dieser Gegner ernst zu nehmen ist. Nach dem 0:1 in Aue hatte der VfL ohnehin etwas wiedergutzumachen. „Wir wussten, dass die Jungs mit viel Motivation nach Bochum kommen würden. Wir wussten auch, dass wir absolut konzentriert und souverän sein müssen“, sagte Blum, der nach überstandener Wadenverletzung von Beginn an auflief und den angeschlagenen Herbert Bockhorn ersetzte.
Die Bochumer ließen den vielen Worten Taten folgen. In der Innenverteidigung gab Saulo Decarli sein Startelf-Debüt nach fast einem Jahr Pause. Der Schweizer ersetzte den gesperrten Maxim Leitsch und lieferte gegen Würzburg eine tadellose Leistung ab. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht“, lobte Reis den 29-Jährigen. Decarli hatte auch Zeit, ins Spiel zu kommen, denn zunächst bestimmte die VfL-Offensive das Geschehen. Von Beginn an attackierten die heimstarken Bochumer die Gäste früh. Schon in Minute 21 führte das Pressing zum gewünschten Erfolg: Stürmer Simon Zoller rannte Würzburg-Torwart Hendrik Bonmann an und zwang ihn zu einem Fehlpass. Im Gegenzug startete Holtmann durch, passte quer auf Robert Zulj: Kurze Annahme, Abschluss, das erste Tor, die erste Tabellenführung für den VfL.
Manuel Riemann hilft dem VfL Bochum durch Schwächephase
Der neue Spitzenreiter machte auch danach das Spiel. Kapitän Anthony Losilla verpasste aus zentraler Position den nächsten Treffer (32.). Viel lief über die linke Außenbahn, über Verteidiger Danilo Soares und Blum. Dem Offensivspieler fehlt nach seiner Wadenverletzung noch die Spielpraxis, sein Schuss auf die Tribüne in der 38. Minute zeugte davon. Seine Übersicht hat er aber nicht verloren. In der 45. Minute spielte er einen traumhaften Doppelpass mit Zulj. Der Torjäger schoss neben den Pfosten.
Würzburg spielte nicht wie ein Absteiger. Das Team suchte immer wieder nach spielerischen Lösungen, selten musste VfL-Torwart Manuel Riemann eingreifen wie beim Abschluss von Patrick Sontheimer in der 39. Minute. Das änderte sich nach dem Seitwechsel, plötzlich waren die Qualitäten von Riemann als Lautsprecher gefragt. Der VfL durchlebte eine Schwächephase, ließ zu viel zu. Riemann rüttelte sein Team wieder wach. In der 62. Minute steckte Zoller einen langen Pass zu Blum durch und diesmal traf der 30-Jährige das Tor.
Bochums Zulj: „Das ärgert mich total“
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Der VfL war nun vom Druck befreit. In der 68. Minute verhinderte Bonmann mit einer Glanzparade gegen Zoller das dritte Tor. Erneut lieferte der schnelle Holtmann zu. In der 79. Minute vergab Zulj nach Vorarbeit des eingewechselten Milos Pantovic die nächste große Chance. „Das ärgert mich total“, sagte Zulj nach dem Spiel. „Hoffentlich habe ich mir das für die nächsten Spiele aufgespart."
Holtmann machte es wenige Minuten später besser, obwohl mächtig Dusel dabei war. Zulj schickte den lauffreudigen Angreifer vors Würzburger Tor. Der 26-Jährige stolperte den Ball vorbei an Verteidiger und Torwart durfte sich nach langem Warten über sein erstes Saisontor freuen.