Leipzig. Lukas Klostermann begann seine Karriere in Bochum. An diesem Mittwoch trifft er aber mit RB Leipzig im DFB-Pokal auf seinen Ex-Klub.
Die erste große Liebe, sie ist selten die letzte. Das weiß auch Lukas Klostermann, Abwehrspieler und angestellt bei RB Leipzig, das heute Abend (18.30 Uhr/Sky) im DFB-Pokal-Achtelfinale den Jugendverein des 24-Jährigen, VfL Bochum, empfängt. Klostermann gegen die alte Liebe. Eine Herzensangelegenheit? „Mittlerweile“, sagte er vorab, „bin ich Fan von RB.“
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Nicht vieles bleibt nun mal, wie es war. Wo besser lässt sich das beobachten als im Profifußball, bei dem das ständige Kommen und Gehen eine Folge des Geschäftsmodells ist. Aber bitte nicht falsch verstehen, korrigierte der Ex den möglichen Eindruck, seine Vergangenheit würde ihm nichts bedeuten. Es lässt sich ihm sogar ohne schlechtes Gewissen unterstellen, dass ihm gefällt, was er an der Castroper Straße sieht. Klostermann: „Ich beobachte, wo und wie sie spielen, Bochum spielt eine Topsaison. Für mich gehört der VfL in die Bundesliga.“
Proifdebüt beim VfL Bochum noch unter Neururer
Also doch noch blau-weiß im Herzen, trotzdem sind sechseinhalb Jahre eine lange Zeit. Viel Wasser ist inzwischen die Ruhr hinabgeflossen. Als Klostermann nach Leipzig wechselte, war Peter Neururer noch Trainer in Bochum. Auch das fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Fast vergessen, mit welchem Furor der Coach damals auf den Transfer reagierte. Neururer hatte dem Juniorenspieler im März 2014 gegen den VfR Aalen 17-jährig zum Profidebüt verholfen. Nur wenige Wochen später war der Teenager weg. „Bei uns hätte er einen Weg eingeschlagen, von dem ich sage: Der führt bis in die Nationalmannschaft“, schäumte seinerzeit der heute 65-Jährige. „Jetzt spielt er in Leipzig in der U19. Das sind drei Schritte zurück.“
Ganz so ist die Geschichte bekanntlich nicht ausgegangen. Klostermann lief nur dreimal für den Leipziger Nachwuchs auf und zwei Mal für die U23. Aber in einem hat Neururer Recht behalten: Klostermann, „eines der größten Talente des deutschen Fußballs“, wurde tatsächlich Nationalspieler. Nur eben nicht als Spieler des VfL.
Klostermanns rasanter Aufstieg nach Leipzig-Wechsel
Erst mit dem Wechsel nach Leipzig konnte der Rechtsfuß seine Balljungenträume in die Tat umsetzen, als er bei einem Spiel des VfL gegen die Bayern Arjen Robben den Ball zuwarf und dachte: „Gegen den will ich mal spielen. Hat funktioniert, mein Traum ist in Erfüllung gegangen.“ Zwei Jahre nach dem Umzug in die Messestadt stieg er mit RB auf, während Bochum in der 2. Liga feststeckte. Er wurde Vizemeister, stand im DFB-Pokalfinale, gewann Silber bei Olympia in Rio, spielt regelmäßig Champions League, debütierte im März 2019 für die DFB-Elf.
Und das immer als Stammspieler. Das ist neben seiner Physis, vor allem den schnellen Beinen sowie dem Gespür für Raum und Zeitpunkt, sein herausragendes Talent. Der frühere Leichtathlet ist Leipzigs „Mister Zuverlässig“, der einzige Dauerbrenner im Kader unter allen Trainern, die er bislang erlebt hat.
Ob unter Ralph Hasenhüttl, Ralf Rangnick oder seit 2019 unter Julian Nagelsmann, der vor einem Jahr schwärmte: „Man hat immer Spieler im Kader, die fragst du: Kannst du heute mal links spielen? Dann sagen die: Das wird eng, lieber rechts. Klosti sagt: ,Ja gut, spiele ich halt links.’ Wenn ich zu ihm sagen würde, du musst im Stadion jede Treppe 25 Mal laufen und danach panierst du mir noch ein paar Schnitzel, dann würde er das auch machen. Ich liebe solche Spieler, die unkompliziert sind.
Gevelsberger Klostermann ist ein echter Westfale geblieben
Nagelsmann korrigierte später den Eindruck, der Nationalspieler sei willfährig. „Er ist hoch intelligent und macht nichts, was er total schwachsinnig findet“, sagte der 33 Jahre alte Trainer, Klostermann selbst zuckte nur mit den Schultern und antwortete auf Twitter: „Hab noch kein Schnitzel paniert, #Teilzeitveganer.“
Drama und Operette ist eben nicht sein Ding. In dieser Frage ist er immer noch der Westfale, als der er in Gevelsberg zwischen Wuppertal und Hagen aufgewachsen ist. Grundsolide eben, unaufgeregt – und auch Pragmatiker. Jugendliebe hin oder her. „Bei allem Respekt vor den Bochumern“, sagte er, „aber wir wollen weiterkommen.“