Basel. Trainer Marcel Koller trifft mit dem FC Basel heute in der Europa League auf Eintracht Frankfurt. Auf die Zeit in Bochum blickt er gerne zurück.
Marcel Koller war Trainer des VfL Bochum, des 1. FC Köln und der österreichischen Nationalmannschaft. Nun hat der 59-Jährige, inzwischen Coach des Schweizer Fußball-Erstligisten FC Basel, ein besonderes Ziel vor Augen: den Einzug in das Europa-League-Finalturnier in NRW. Die Chancen dafür stehen nach dem 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel bei Bundesligist Eintracht Frankfurt gut. An diesem Donnerstag (21 Uhr/RTL und DAZN) kommt es in Basel zum Rückspiel.
Koller über Vorsprung: Unser 3:0 ist keine Garantie"
Herr Koller, das Hinspiel gewann der FC Basel in Frankfurt deutlich mit 3:0. Gibt es eine bessere Ausgangsmöglichkeit für Ihr Team?
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Marcel Koller: Wir wissen, dass es ein gutes Ergebnis ist. Aber es ist keinesfalls die Garantie dafür, dass wir weiterkommen. Eintracht Frankfurt hat international sehr gute Spiele gezeigt. Sie haben viel Qualität im Kader. Sie haben auch in der Bundesliga gezeigt, dass sie gegen starke Mannschaften gut mithalten können. Daher werden sie versuchen, das 0:3 aufzuholen. Von alleine wird es nicht gehen, dass wir weiterkommen.
Die Eintracht hat schon länger Pause, während Ihre Mannschaft noch weiter spielte. Auf wessen Seite liegt der Vorteil?
Marcel Koller: Das wissen wir noch nicht genau. Es ist auch schwierig, das abzuschätzen. Es ist einerseits gut, im Rhythmus zu sein. Andererseits müssen die Spieler aufgrund der kurzen Abstände zwischen den Partien schneller regenerieren. Klar ist aber auch, dass eine Mannschaft eine gewisse Zeit braucht, um nach einer Pause wieder voll da zu sein.
Zuletzt zeigte sich der FCB etwas wechselhaft. Warum gelingt gegen Eintracht Frankfurt der Einzug in die Runde der letzten Acht?
Marcel Koller: Zum einen bietet uns das Hinspiel-Ergebnis eine Situation, auf die wir aufbauen können. In Frankfurt hat das Team eine starke Leistung gezeigt. Wir konnten dem Druck standhalten und Tore schießen. Zum anderen: Im Rückspiel spielen wir zu Hause, und da wollen wir entsprechend selbstbewusst auftreten.
Welche Chancen hat das Team in der Europa League?
Marcel Koller: Ich sehe uns trotz der guten Vorrunde als Außenseiter. Was wir erreicht haben, haben wir vor allem mit viel Zusammenhalt in der Mannschaft geschafft.
Die Zeitung Blick titelte vor Kurzem: „Corona-Irrsinn im Schweizer Fußball“ und bezog sich damit unter anderem auf zehn positive Fälle im Team des FC Zürich. War es überhaupt richtig, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen?
Marcel Koller: Ich denke, wenn wir die ganze Liga hätten abbrechen müssen, wären wir noch unglücklicher gewesen. Es ist schön, dass der FC Zürich sich dazu bereiterklärt hat, die beiden Spiele während ihrer Quarantäne überwiegend mit jüngeren Spielern zu spielen.
Und wie ist es mit der Europa League? Gibt so ein Finalturnier ausreichend Aufschluss?
Marcel Koller: Ich denke nicht. Aber es ist in der Corona-Zeit halt so, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als es so auszuspielen. Man muss ja von Tag zu Tag überlegen. In der Finalrunde hat man gegen jeden Gegner nur ein Spiel, und in einem Spiel ist sehr viel möglich.
Auch als Nationaltrainer Österreichs haben Sie Erfahrungen damit gesammelt, was es bedeutet, mit einer Mannschaft viele Spiele innerhalb kurzer Zeit zu absolvieren. Wie bekommt man das mit einem Team hin, das sonst einen anderen Rhythmus gewöhnt ist?
Marcel Koller: Wir sind ja zum Glück schon längere Zeit international dabei. Was jetzt abgeht, hat allerdings noch niemand erlebt. Es ist sehr intensiv, sehr anstrengend, man hat kaum Zeit zum Regenerieren oder zum Abschalten. Das ist für alle eine neue Situation. Der Kopf spielt dabei eine große Rolle. Wenn es im Kopf stimmt, kann sich das auf die Leistung auf dem Platz übertragen.
Können Sie sich überhaupt auf die kommenden Spiele freuen? Schließlich wird öffentlich über den potenziellen Nachfolger für Ihren Posten spekuliert.
Marcel Koller: Seit ich beim FC Basel bin, sind immer wieder andere Trainer für den Verein im Gespräch. Aber ich bin immer noch hier. Selbstverständlich versucht in diesem Geschäft immer wieder der eine den anderen irgendwo zu platzieren. Aber das sind alles Gerüchte. Und ich bin inzwischen in einem Alter, in dem mich das kalt lässt.
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Unter anderem spricht man über den ehemaligen Dortmunder Alexander Frei. Er ist aktuell U21-Trainer beim FCB. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm?
Marcel Koller: Aufgrund der Corona-Lage ist der Austausch noch nicht so groß. Wir hatten noch nicht so viel Zeit miteinander, weil wir alle paar Tage ein Spiel haben.
Stichwort Ruhrgebiet: Statten Sie Ihrer alten Wirkungsstätten einen Besuch ab?
Marcel Koller: Wenn wir tatsächlich weiterkommen und es in die Finalrunde schaffen, sind wir in Gelsenkirchen, Düsseldorf – und dann ist das Finale in Köln (lacht). In der Zeit muss ich schauen, was in Sachen Besuche möglich sein wird. Niemand möchte sich mit dem Virus anstecken, daher werden die Regeln für alle Teilnehmer entsprechend sein, und wir werden uns selbstverständlich auch strikt daran halten.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit in Bochum?
Marcel Koller: Es war eine sehr schöne Zeit. Ich hatte mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer stets einen sehr guten Austausch. Die Zeit war intensiv, aber auch schwierig, weil der Verein nie die Möglichkeiten hatte, wie sie andere Klubs hatten. Ein wichtiges sportliches Ziel haben wir aber erreicht.
Welches?
Marcel Koller: Als ich nach Bochum kam, war ich mit einem Reporter in einem Lokal. Dort war eine Plakette mit seinem Namen angebracht. Er hatte da sozusagen eine Dauer-Reservierung. Ich wollte wissen, was ich tun muss, damit ich auch so etwas bekomme. Er sagte mir: „Sie müssen Dortmund und Schalke schlagen.“ Das ist gelungen, ich bekam ebenfalls eine Plakette. Ich weiß aber nicht, ob es das Lokal noch gibt.