Bochum. Der Re-Start ist geglückt. Was ist das Erfolgsgeheimnis des VfL Bochum? Co-Trainer Heiko Butscher über Standards, Fußball-Lehrer, seine Zukunft.

Vier Spiele stehen in der 2. Bundesliga noch aus. Nach der Partie gegen St. Pauli und vor dem Duell in Osnabrück äußerte sich Co-Trainer Heiko Butscher zu Standards des VfL, das Bochumer Erfolgsgeheimnis seine Prüfungen zum Fußball-Lehrer und seine persönlichen Ziele als Trainer.

Es ist auffällig, dass der VfL bei den Standards sehr gefährlich geworden ist. Sind Sie dafür zuständig im Training?

Heiko Butscher: Auch ich bin dafür zuständig. Das Trainieren von Freistößen und Ecken, defensiv und offensiv, ist eigentlich schon immer fester Bestandteil des Trainings. Wir haben das jetzt noch nicht einmal intensiviert. Aber wir haben sowohl bei gegnerischen Standards als auch bei eigenen Standards feste Abläufe für jede Position und jeden Spieler. Es dauert, bis diese Abläufe in allen Köpfen drin sind, die Spieler eine gewisse Selbstverständlich und auch Selbstvertrauen entwickeln. Die Spieler müssen merken, dass Abläufe funktionieren. Zu den eigenen Standards gehört auch, dass man einen oder mehrere Spieler hat, die diese Standards wie gewollt ausführen können. Robert Zulj kann das und Danilo Soares auch.

Bemerkenswert ist auch, dass der VfL in den meisten Spielen nach dem Re-Start frischer und fitter wirkte als der Gegner. Besonders auffällig war das im Spiel gegen Heidenheim.

Butscher: Gegen Heidenheim ist mir das auch aufgefallen. Wobei die Heidenheimer dann eine Woche später gegen Wiesbaden einen frischeren Eindruck gemacht und gewonnen haben.

Nach der Trennung von Robin Dutt war Heiko Butscher beim Spiel in Stuttgart (1:2) der interimstrainer des VfL. Danach übernahm Thomas Reis.
Nach der Trennung von Robin Dutt war Heiko Butscher beim Spiel in Stuttgart (1:2) der interimstrainer des VfL. Danach übernahm Thomas Reis. © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst

Aber was ist das Bochumer Geheimnis?

Butscher: Ich kann die Arbeit von anderen Trainern und anderen Mannschaften nicht beurteilen. Aber wir sind von Beginn der Unterbrechung ruhig an die Sache heran gegangen. Wir wollten nicht hadern oder quatschen, sondern aktiv sein. Wir sind ganz akribisch an die Arbeit herangegangen und haben dann, als wir wieder in Kleingruppen trainieren konnten, versucht, die Belastung im Training so spielnah wie möglich zu halten.

Ist das die einzige Erklärung dafür, dass der VfL Bochum die von den Ergebnissen her beste Mannschaft der 2. Bundesliga nach dem Re-Start ist?

Butscher: Du brauchst auch Selbstvertrauen. Das hatten wir gegen Heidenheim. Wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft haben. Die Mannschaft muss aber eben auch ihre Qualität auf den Platz bringen. Das macht sie jetzt. Die Form stimmt, die Ergebnisse stimmen. Wir hoffen, dass es so weiter läuft. Wir haben viele Dinge gut gemeistert in der Krise.

So wie das Spiel gegen St. Pauli. Wir war das Training nach dem Spiel und dem Sieg, der voraussichtlich die nötigen Punkte zum Klassenerhalt gebracht hat?

Butscher: Auch da war die Qualität extrem gut. Ich hoffe, dass sich die Mannschaft jetzt nicht zurücklehnt. Unser Anspruch muss sein, noch mehr Punkte zu holen. Mit einem ,sich zurücklehnen‘ kann ich nicht leben.

Auch interessant

Schauen sie mehr auf Hamburg oder auf Dresden?

Butscher: Hamburg und das obere Drittel der Tabelle interessiert uns nicht. Wir müssen von unten wegkommen. Und wenn wir die Saison dann hoffentlich gut gemeistert haben, dann werden wir uns hinsetzen und uns hinterfragen, warum wir in der Saison nach guten Leistungen immer wieder Rückschritte gemacht haben.

Heiko Butscher mit Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz.
Heiko Butscher mit Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. © ralf ibing firo Sportphoto | iro Sportphoto

Wie weit sind Sie eigentlich bei Ihrer Ausbildung zum Fußballlehrer?

Butscher: Ich muss die Abschlussprüfung noch machen. Da ist der DFB den Trainern, die in der 1. und 2. Bundesliga aktiv sind, dankenswerterweise sehr entgegen gekommen. Wir haben einen separaten Termin nach dem Ende der Saison. Mit mir sind es fünf Trainer, die in der 1. oder 2. Bundesliga arbeiten. Wir waren, als die Vereine wieder in Kleingruppen trainieren durften, anders belastet. Da hat man als Trainer von morgens bis abends auf dem Platz gestanden. Sich da vernünftig auf die Abschlussprüfung vorzubereiten, wäre schwierig gewesen.

Wie sieht die Abschlussprüfung aus?

Butscher: Es gibt fünf schriftliche Prüfungen, dazu eine große mündliche Prüfung und eine Einheit, die man auf dem Platz zeigen muss.

Sie waren in dieser Saison kurz Cheftrainer. Wann wird es dauerhaft den Cheftrainer Heiko Butscher geben?

Butscher: Das weiß ist nicht, da habe ich keine konkreten Pläne. Irgendwann möchte ich eine Mannschaft trainieren, daraus mache ich kein Geheimnis. Das macht wahnsinnig viel Spaß. Aber momentan ist es beim VfL Bochum klar besprochen, dass ich Co-Trainer bin. Mein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2021.

Auch interessant