Bochum. In der 2. Liga rollt wieder der Ball. Der VfL Bochum hat gegen den 1. FC Heidenheim einen eindrucksvollen 3:0 (2:0)-Heimsieg gefeiert.

Der VfL Bochum hat im ersten Geisterspiel der Saison einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt geschafft. Der Zweitligist setzte sich im (fast) leeren Ruhrstadion gegen den Aufstiegsanwärter 1. FC Heidenheim nach einer konzentrierten Leistung hochverdient mit 3:0 (2:0) durch. Anthony Losilla, Jordi Osei-Tutu und Silvere Ganvoula erzielten die Treffer. Nach der vierten Partie ohne Niederlage in Folge kletterte der VfL vorerst auf Rang elf.

Gespenstisch ruhig war es im Ruhrstadion, als sich die Teams vor den leeren Rängen aufwärmten und jedes Händeklatschen der Fitnesstrainer durchs Rund hallte. Fast alle Fanklubs hatten wie angekündigt auch auf Banner verzichtet, nur drei hingen am Zaun vor der Ostkurve und über dem Eingang N2. Atmosphärisch hatte das Testspielcharakter in einer dafür viel zu großen Arena. Neben den Aktiven und ihrem Tross waren ja neben Ordnern nur ein paar Journalisten, TV-Team und einige Funktionsträger von Gastgebern und Gästen im Stadion, darunter natürlich die VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz sowie der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Villis.

Eine Überraschung gab es schon beim ersten Blick auf den Rasen zur Mittagszeit an diesem historischen Geisterspiel-Samstag. Trainer Thomas Reis musste auf einen Schlüsselspieler verzichten. Linksaußen Danny Blum hatte Probleme an der rechten Wade und stand daher nicht einmal im Kader. Auch Verteidiger Simon Lorenz, dessen Vertrag nach dieser Saison ausläuft, sowie die verletzten Saulo Decarli und Vitaly Janelt waren nicht dabei.

VfL Bochum spielt in einem 4-2-3-1

In der Startelf setzte Reis vor Torwart Manuel Riemann auf die erwartete Viererkette mit Danilo Soares und Cristian Gamboa auf den Außen sowie Maxim Leitsch und Vasileios Lampropoulos innen. Robert Tesche und Anthony Losilla bildeten eine Doppelsechs im 4-2-3-1, Jordi Osei-Tutu und Simon Zoller, der im Vergleich zum letzten Spiel in Darmstadt für Blum begann, bildeten die Flügelzange. Im offensiven Zentrum agierte Robert Zulj, der den Platz des defensiveren Janelt einnahm. Und ganz vorne sollte es Silvere Ganvoula richten.

„Tief im Westen“ drang dann kurz um 12.59 Uhr aus den Boxen, als die Mannschaften in ihre Hälften einliefen und alle Reservespieler mit Maskenschutz auf der Tribüne Platz nahmen – beim Aufwärmen freilich nahmen sie diese ab, und beim Zweikampf-Spiel namens Fußball trug sie ja auch keiner. Verstehen muss man das nicht. Die Maske aber, sie war Pflicht für alle außerhalb des Spielfeldes, lediglich die Trainer und auch der vierte Offizielle durften auf sie verzichten.

Bochum spielte in seinen schwarzen Sondertrikots, die Teams tasteten sich nach zehn Wochen ohne Spielpraxis zunächst ab, und natürlich waren alle Kommandos zu hören. Mitunter geriet dies zu einem Stimmengewirr aus „Raus, Raus“, „Hier, komm“ oder „Weiter, weiter“.

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Dabei ging es um wichtige Punkte vor allem für den VfL im Abstiegskampf. Zulj, der einen deutlichen fitteren Eindruck machte als vor der Corona-Pause und eine Belebung für die Offensive war, holte einen Freistoß im Halbfeld heraus. Gleich die erste gefährliche Szene sorgte für einen historischen Moment. Danilo Soares brachte den Freistoß zum Fünfmeterraum, wo Anthony Losilla mit dem Kopf eher am Ball war als der nicht gut aussehende Heidenheimer Torwart Kevin Müller. Der Ball landete im Netz, Kapitän Losilla ballte die Faust, seine Mitspieler liefen zu ihm, Umarmungen freilich blieben aus – ein Ellbogencheck war da das Höchste der Gefühle. 1:0 für Bochum, das erste Geisterspiel-Tor der VfL-Geschichte, es fiel auf den Kasten vor der Westkurve.

VfL Bochum bleibt eiskalt

Direkt danach musste VfL-Keeper Riemann nach einem Schuss von Robert Leipertz erstmals fausten, peu a peu kam der Gast vor allem über seine rechte Seite etwas besser in die Partie. Ein Kopfball von Tim Kleindienst verfehlte nur knapp sein Ziel (26.) – doch Bochum blieb eiskalt.

Jordi Osei-Tutu, von Beginn an hellwach, hatte mit Zoller die Seite gewechselt, kam jetzt über links und nach einer verunglückten Abwehr des FCH-Verteidigers Marnon Busch nach dem Pass von Soares an den Ball. Mehrere Heidenheimer schauten zu, wie sich der technisch versierte 21-Jährige den Ball zurecht tänzelte und aus elf Metern trocken ins rechte untere Eck schoss. 2:0 für Bochum, 34. Minute. Dabei blieb es bis zur Pause, der VfL verteidigte konzentriert, wirkte weitgehend stabil und nutzte seine Chancen perfekt.

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Bochum ging folglich unverändert in Halbzeit zwei, Heidenheims Frank Schmidt brachte die ersten zwei von am Ende fünf frischen Kräften: Mohr und Schimmer kamen für Kerschbaumer und Leipertz. Doch Bochum behielt die Kontrolle, nur nach einem Schnatterer-Freistoß und Beermann-Kopfball kam einmal Gefahr auf. Auf der anderen Seite kam der insgesamt blasse Ganvoula nach Kopfball-Ablage von Zoller einen Schritt zu spät gegen den grätschenden Beermann. Ganvoula drosch dann nach feinem Angriff über die starken Soares und Zulj den Ball freistehend im Strafraum neben das Tor – nutzte dann aber seine dritte Gelegenheit zur Vorentscheidung. Wieder steckte Zulj durch, diesmal blieb der Kongolese cool und versenkte den Ball überlegt. 3:0 Bochum, 64. Minute.

Sky-Übertragung stockt wegen technischer Probleme

Von Heidenheim kam wenig, daran änderten auch zwei weitere Wechsel nichts. Der VfL war präsenter, bissiger, konsequenter, wirkte frischer, war Herr im Haus. Während bei Sky die TV-Übertragung wegen technischer Probleme ein paar Minuten stoppte, hätte Ganvoula sogar auf 4:0 erhöhen können, diesmal aber entschied sich der Zwölf-Tore-Mann wieder für die brachiale Methode – und hämmerte den Ball übers Tor (67.).

Reis nahm die ersten Wechsel vor: Pantovic kam für Zoller, wenig später Maier für Spielmacher Zulj, überhaupt sorgten jetzt vor allem die Wechsel für Kurzweil. Heidenheim spielte nun mit fünf Neuen, bei Bochum kamen noch Armel Bella-Kotchap für Gamboa sowie Tom Weilandt für Osei-Tutu. Bella-Kotchap, eigentlich ein Mann fürs Zentrum, verteidigte in den letzten zehn Minuten auf der rechten Seite. Letztlich pfiff Florian Heft die faire Partie mit zwei Minuten Nachspielzeit ab – Bochum hatte seinen ersten Härtetest in der Corona-Krise eindrucksvoll bestanden.

Nach der Partie dürfen die Profis wieder nach Hause nach knapp einer Woche im Quarantäne-Mannschaftshotel. Nächste Woche Sonntag spielt der VfL beim Abstiegskonkurrenten Karlsruher SC – bei einem Sieg würde der Klassenerhalt greifbar nahe rücken.