Dresden. Der VfL Bochum hat das wichtige Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden mit 2:1 (0:0) gewonnen. Der Sieg wurde in letzter Minute perfekt gemacht.

Riesenjubel beim VfL Bochum. Mit einem fantastischen Flugkopfball in den rechten Winkel erzielte Vitaly Janelt in der Nachspielzeit in Dresden den 2:1-Siegtreffer für den Zweitligisten, der damit in der Tabelle vorerst auf Rang 13 sprang. Dresden bleibt Schlusslicht und kann so langsam für die 3. Liga planen.

Als der VfL die Zeit souverän runterspielte, um einen Punkt mitzunehmen bei den Sachsen, schlug die Stunde von Janelt. Nach einer Klasse-Flanke von Danny Blum wuchtete er den Ball mit seinem Schädel ins Netz. Ein Treffer, der Gold wert sein dürfte im Abstiegskampf für den VfL Bochum.

VfL-Trainer Thomas Reis überraschte mit zwei Wechseln in der Startelf nach dem 0:1 gegen den VfB Stuttgart. Für Silvere Ganvoula, den zuletzt bemühten, aber im Abschluss glücklosen Torjäger der ersten Saisonhälfte, stürmte Manuel Wintzheimer. Die HSV-Leihgabe, meist Joker, kam somit zu seinem vierten Einsatz von Beginn an. Ganvoula, mit zehn Treffern Bochums erfolgreichster Schütze, nahm dagegen erstmals in dieser Saison nur auf der Bank Platz.

VfL-Trainer Thomas Reis setzt auf Vitaly Janelt

Für den verletzt zu Hause gebliebenen Tom Weilandt (Rückenprobleme) rotierte nicht Robert Zulj in die Anfangsformation, sondern der zweikampfstärkere Vitaly Janelt. Wie beim 0:2 zum Jahresauftakt in Bielefeld bildete er mit Robert Tesche und Anthony Losilla eine potenziell defensivstarke Mittelfeldreihe. Über die Außen sollten wie zuletzt Simon Zoller und Danny Blum Druck machen, die Viererkette blieb unverändert. Gar nicht erst in den Kader schafften es wie zuletzt Chung-Yong Lee, Stefano Celozzi und Neuzugang Vasileios Lampropoulos.

Dresdens Trainer Markus Kauczinski nahm nach dem 0:0 in St. Pauli vier Wechsel vor, unter anderem kehrte Hoffnungsträger Patrick Ebert ins offensive Mittelfeldzentrum zurück.

Vor dem Anpfiff gab es eine Gedenkminute für die Opfer der Morde von Hanau, Dynamo-Präsident Carsten Holger Scholze fand in einer Ansprache klare Worte „gegen Rassismus und für Humanismus“.

VfL Bochum agiert defensiv stabil

Mutig attackieren sollte der VfL, das hatten Trainer Reis und Kapitän Anthony Losilla vorab gefordert. Dresden sollte verunsichert, die Stimmung der Fans gekippt werden. Und Bochum agierte defensiv stabil, ließ Dresden kaum zum Zug kommen, wobei man der SG Dynamo den enormen Druck anmerkte: Die Gastgeber gönnten sich viele leichte Fehler, von Mut und Sicherheit keine Spur.

Aber auch der VfL leistete sich viele Fehler, bot spielerisch wenig an, konnte die Dresdner Verunsicherung nicht entscheidend nutzen. Die langen Bälle nach vorne fanden oft keinen Abnehmer, im Zentrum konnte sich Wintzheimer kaum durchsetzen. Zweitliga-Abstiegskampf pur im Rudolf-Harbig-Stadion.

Die besseren Offensivaktionen hatte dennoch Bochum parat. So in Minute zehn, als Simon Zoller scharf flankte von rechts und Danny Blums Kopfball die Oberkante der Latte streifte. Blums Abschluss aus 18 Metern zentraler Position geriet dann viel zu harmlos, seinen direkt getretenen Freistoß parierte Torwart Kevin Broll (15./29.), und Zoller verstolperte eine gute Einschuss-Chance. Bochum fehlte die Konsequenz.

Auf der anderen Seite konnte sich Ebert einmal durchtanken, als Saulo Decarli alt aussah, Torwart Manuel Riemann und Danilo Soares aber klärten (15.). Zudem köpfte Ballas nach einer Ecke daneben, mehr kam nicht von Dresden, das bereits nach 30 Minuten wechselte: Der blasse Ex-Bochumer Marco Terrazzino ging vom Feld, Stürmer Patrick Schmidt sollte für mehr Torgefahr sorgen. Was gegen die Defensive des VfL um Maxim Leitsch, Bochums Besten, bis zur Pause nur einmal gelang, als Horvath zu lange zögerte. Mit leichten Pfiffen begleitet gingen die Dresdner in die Kabine, passend zum zähen Fehlerspiel der beiden Abstiegskandidaten.

VfL-Torwart Riemann verärgert Dynamo-Fans

Auch nach dem Wechsel wurde das Niveau nicht besser, es blieb ein reines Kampfspiel, in dem der VfL zwei Minuten in Unterzahl überstehen musste: Schiedsrichter Lasse Koslowski schickte den aus der Nase blutenden Leitsch zur Behandlung vom Feld. Der Innenverteidiger fehlte bei einer Freistoß-Flanke, doch Manuel Riemann war nach Nikolaous Direktabnahme zur Stelle (56.).

Riemann sorgte dann unfreiwillig für Krach im Stadion. Der Torwart wurde von Patrick Ebert an der Achillessehne getroffen, musste behandelt werden direkt vor der „Gelben Wand“. Die Dynamo-Fans sahen das als Zeitspiel an, es flogen Bierbecher und Gegenstände, Riemann musste von Ordnern geschützt werden. Üble Szenen aus dem Dynamo-Block, der fortan jede Aktion des Bochumer Keepers mit Pfiffen bedachte.

Vor Riemann passierte weiterhin wenig, ehe Thomas Reis seinen Edeljoker brachte. Nach 62 Minuten durfte Silvere Ganvoula den schwachen Wintzheimer ersetzen. Ein Volltreffer: Danny Blum, geschickt von Danilo Soares, eilte auf links auf und davon, legte mustergültig quer. Ganvoula schlug noch einen Haken, mit dem er Petrak ins Leere grätschen ließ, und versenkte den Ball dann unten links. 65. Minute, 1:0 für den VfL, es war Ganvoulas erster Treffer in diesem Jahr und der elfte in dieser Saison.

Bochumer Führung hält nur fünf Minuten

Doch die Freude währte nur fünf Minuten, Bochum baute die geschockt wirkende Dynamo-Elf wieder auf. Nach einer Ecke stieg Jannis Nikolaou höher als Robert Tesche und köpfte zum 1:1 ein. Der VfL beklagte Stürmerfoul, doch das Tor zählte (70.).

Danach gab es wieder wenig Erbauliches, bis Janelt seinen vielleicht schönsten Moment seiner jungen Karriere feierte.

Elf Spiele sind jetzt noch zu absolvieren. Weiter geht es für den VfL mit dem Heimspiel am Sonntag, 1. März, gegen den SV Sandhausen.