Bochum. Maxim Leitsch hat gegen Stuttgart ein starkes Spiel gezeigt. Zur Freude von VfL Bochums Trainer Thomas Reis, der aber auch noch zur Geduld mahnt.
„Ihr habt gekämpft, wir hams gesehn“, riefen die Fans in der Ostkurve den frustrierten Profis auf dem Rasen zu. Mit 0:1 hatte der VfL Bochum nach einem beherzten Auftritt verloren gegen den VfB Stuttgart. Die Spiele gegen die Topteams der Liga sind damit erfolglos erledigt, jetzt geht der Abstiegskampf in die entscheidenden Wochen: Am Samstag in Dresden, am 1. März gegen Sandhausen und am 7. März in Darmstadt müssen Punkte her. Viele Punkte. Denn nur die, betonte der enttäuschte Kapitän Anthony Losilla, „zählen in unserer Situation“. Bochum ist Fünfzehnter, nur zwei Punkte von Wiesbaden und Karlsruhe entfernt und mit fünf Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Dresden.
Auf die Unterstützung der Anhänger also kann der VfL zählen, diese sei „sensationell“, schwärmte Trainer Thomas Reis, und Torwart Manuel Riemann meinte mit Blick auf die Anfeuerungsrufe für den Unglücksraben des Abends, für Saulo Decarli: „Das ist gut von den Fans, wir schaffen es nur gemeinsam. Wir sind auf einem guten Weg, eine Einheit zu werden.“
Mentalität und Willen werden auch in Dresden gefordert sein
Auch Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz suchte das Positive nach dem erneut bitteren Ende. „Gegen Hamburg, in Wiesbaden und gegen Stuttgart haben wir eine gute Mentalität gezeigt, die wir auch in den nächsten Partien auf den Platz bringen müssen“, sagte er. Ähnlich schätzt Trainer Reis sein Team ein: „Die Art und Weise, wie die Mannschaft Bereitschaft und Einsatz gezeigt hat in den letzten drei Spielen, stimmt mich frohen Mutes. Sie wird in Dresden gebraucht, das wird ein anderes und sicher kein einfaches Spiel.“
Ungewohnt scharf kritisierte Reis aber weniger den Patzer von Decarli („Der Fehler ist passiert, da muss er jetzt ein, zwei Tage durch“), sondern vielmehr die zu passive Herangehensweise seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit und vor allem die „vielen technischen Fehler“ in der Offensive, die „Fehlpässe, Ballverluste, schlechten Flanken“.
Ganvoula im Formtief - Weilandt enttäuscht im Zentrum
Silvere Ganvoula steckt im Formtief, dem Stürmer gelang im Spiel mit dem Ball nur wenig, er wartet in diesem Jahr weiter auf seinen elften Saisontreffer. Danny Blum machte für Reis’ Geschmack zwar Fortschritte, agierte aber längst nicht am Limit. Simon Zoller, einsatzfreudig wie eh und je, baute nach der Pause ab. Und zentral offensiv enttäuschte Tom Weilandt. Auf dieser Position war und ist der Bochumer maximal die Hälfte wert, über außen fühlt er sich deutlich wohler.
Zulj gönnt sich zu viele einfache Fehler
Besser wurde es nach Weilandts Auswechslung in Minute 60 aber nicht, im Gegenteil: Robert Zulj gönnte sich eine Reihe von gefährlichen Ballverlusten und Fehlpässen, seine zwei guten Offensivaktionen mit einem starken Diagonalball auf Blum und einem satten Torschuss in der Nachspielzeit konnten diese Schwächen nicht kaschieren. Der 28-Jährige wirkt noch nicht ganz austrainiert und angekommen in Bochum. Kann Robert Zulj in Dresden helfen?
Es gibt, rein positionell betrachtet, weitere Alternativen: Chung-Yong Lee und, deutlich defensiver, Thomas Eisfeld sind da etwa zu nennen. Beide aber waren jetzt zweimal nicht ohne Grund gar nicht erst im Kader. Anders als Sebastian Maier. Der Techniker ist aber alles andere als ein Zweikampfungeheuer und drängte sich nach seiner Einwechslung in Wiesbaden auch nicht gerade auf. Zudem fehlt ihm Spielpraxis. Bis zum Samstag muss sich Reis entscheiden, wem er diese oder – in einem variierten System – eine vergleichbare Position am ehesten zutraut in diesem Schlüsselspiel.
An der Viererkette gibt es (fast) nichts zu rütteln – Leitsch immer stärker
Fast nichts zu rütteln indes gab es gegen Stuttgart an der Viererkette, die in ihrer Gesamtheit wohl ihre stärkste Saisonleistung bot. Hinten links zeigte Danilo Soares Bundesliga-Klasse, rechts ackerte und giftete sich Cristian Gamboa ins Spiel. Mit dem starken Stuttgarter Silas Wamangituka lieferte sich der 31-Jährige aus Costa Rica die Zweikämpfe des Abends. Und innen wird Maxim Leitsch von Spiel zu Spiel stärker: Das Tempo des 21-Jährigen hat dem VfL Bochum lange gefehlt.
„Er hat jetzt erst drei Spiele gemacht, er muss gesund bleiben und weitere folgen lassen. Dann ist er ein Spieler, der auch zu Höherem berufen sein kann“, freut sich Thomas Reis, der ihn schon als Jugendtrainer schätzen lernte, über die größte Verstärkung seines Teams in der Winterpause. Denn das Vorjahr hatte Leitsch ja verletzungsbedingt komplett verpasst.
Sein Nebenmann Saulo Decarli agierte bis zur folgenschweren 80. Minute auch mit Cleverness und Zweikampfstärke. Reis sagt: „Er muss da jetzt durch, wir werden ihn aufrichten. Dann heißt es Mund abputzen und weiter geht’s“. Am Samstag beim Schlusslicht Dresden.