Jerez de la Frontera/Spanien. Eine Woche Trainingslager in Spanien sind rum. Trainer Reis hat die Spieler gefordert und sich Respekt verschafft. Ein Kommentar zum VfL Bochum.
Sieben Tage hat der VfL Bochum unter besten Bedingungen trainiert in Südspanien. Trainer Thomas Reis hat niemand geschont. Einheiten mit hoher Belastung waren die Regel, ein dosiertes Programm die Ausnahme. Wer nicht mitzog, bekam dies zu hören und zu spüren, von Kollegen wie Trainern. Wie Silvere Ganvoula, Danilo Soares und Danny Blum nach dem Pyramidenlauf. Reis verpasste den drei Stammkräften einen Denkzettel, als er sie am Freitag „wegen Müdigkeit“ schonte und nachmittags laufen ließ.
Richtig so. Trainer Reis, der aus dem Nachwuchsbereich kam, greift durch, verschafft sich Respekt, nimmt keine Rücksicht auf größere Namen. Dabei weiß der Coach genau, dass er in der schwierigen Rückrunde auf einen Ganvoula, einen Blum, einen Soares sportlich nicht verzichten kann. Alles aus ihnen herauszuholen, ist seine Aufgabe. Der Denkzettel kann dabei helfen.
Führungsspieler knöpfen sich Kollegen auch mal vor
Die Spieler selbst geigten sich auch häufiger die Meinung. Patrick Fabian, Manuel Riemann, Simon Zoller und Anthony Losilla sind die Anführer, die immer alles raus hauen, den Teamgeist beschwören für das Ziel Klassenerhalt – und sauer sind, wenn andere nicht alles geben.
Die Stimmung im Team war eine andere als vor einem Jahr, als man beflügelt nach einem 3:2-Sieg in Köln zum Jahresabschluss in Marbella zwar gut trainierte, aber die letzte Anspannung fehlte. Ein Zittersieg gegen Duisburg und vier Pleiten in Serie waren die Folge.
In Jerez war die Stimmung nicht gut im Sinne der sonnigen Heiterkeit, Tenor: Wir blicken nach oben, wir rocken das schon wie Anfang 2019. Sie war aber sportlich gut, teils angespannt und aggressiv auf dem Feld, teils mit rauem, aufforderndem Ton untereinander, der prekären Situation in der 2. Liga angepasst. Nur wenn alle elf Spieler mit verteidigen, jeden Zweikampf annehmen gegen Bielefeld, gegen den HSV, kann es aufwärts gehen. Zwei Pleiten zum Auftakt kann sich Bochum nicht leisten. Das Selbstvertrauen wäre im Keller, der Druck von außen würde immer größer.
Taktisch gibt es mehrere Varianten
Taktisch hat der Coach einiges ausprobiert, mit Dreierkette, Fünferkette, einem 4-4-2 mit Raute, das defensiv zu einem 4-3-3 wird. Auch das klassische 4-2-3-1 ist und bleibt eine Option. Der VfL hat seine Flexibilität erhöht, sich mit Robert Zulj verstärkt. Ein Verteidiger soll und muss noch kommen. Mit Patrick Fabian, einem der großen Gewinner der Vorbereitung, Saulo Decarli, Armel Bella-Kotchap und Simon Lorenz gibt es nur vier Innenverteidiger, bis Maxim Leitsch, der in Jerez große Fortschritte machte, wieder fit und bereit ist für die 2. Liga.
Letztlich herrscht bei Spielern wie Trainern Konsens: Das System ist nicht entscheidend. Sondern Aggressivität in den Zweikämpfen, Bereitschaft, Wille. Ab dem 28. Januar, in Bielefeld, ist Zahltag.