Jerez de la Frontera/Spanien. Nach dem 1:1 gegen Dinamo Bukarest ist das Trainingslager des VfL fast zu Ende. Trainer Reis zieht eine positive Bilanz und mahnt zugleich.

Mit einem 1:1 gegen den rumänischen Erstligisten Dinamo Bukarest am Samstag und einer morgendlichen Einheit am Sonntag hat der VfL Bochum sein Trainingslager in Südspanien beendet. Trainer Thomas Reis zog zufrieden Bilanz.

„Von der Art und Weise haben es die Jungs nochmal ganz gut gelöst, waren präsent in den Zweikämpfen. Leider haben wir die nötigen Tor nicht gemacht“, sagte der Trainer zum Testspiel, in dem er erneut in der Pause komplett durchgewechselt hatte. „Wir haben gesagt, dass wir alle an einem Strang ziehen“, so Reis, der am Mittwoch erst seine Generalprobe hat gegen den Drittligisten KFC Uerdingen (11 Uhr in Bochum). „Man hat gesehen, dass die Jungs etwas müde waren“, sagte VfL-Geschäftsführer Sport Sebastian Schindzielorz. „Aber sie haben sehr gut dagegen gehalten, waren bissig. Alle sind gesund durchgekommen, das war auch wichtig.“

Reis lobt die körperliche Präsenz von Robert Zulj

Vitaly Janelt zählte in beiden Partien in Spanien zur Startelf des VfL. 
Vitaly Janelt zählte in beiden Partien in Spanien zur Startelf des VfL.  © VfL Bochum 1848 / Jan Aben

Gegen Bukarest setzte er auf ein 4-4-2 mit Raute, gegen Mol Fehervarc (2:0) hatte Reis eine Dreierkette getestet. Auffällig in beiden Partien war eine ordentliche Defensivarbeit, dem Schwerpunkt der Vorbereitung. Hier hat Bochum offensichtlich einen Schritt nach vorne gemacht. Offensiv – insbesondere im Abschluss – ist Luft nach oben. Auch bei Zugang Robert Zulj, dem als Zehner bei seinem VfL-Debut gegen Bukarest noch die Bindung fehlte. „Man sieht aber schon, welche körperliche Präsenz er mitbringt“, sagte Reis, der ihn aufgrund des Trainingsrückstandes noch nicht bei 100 Prozent sieht.

Bilanz: Training auch mal über die Schmerzgrenze hinaus

„Wir konnten sehr gut und intensiv arbeiten, die Jungs mussten auch mal über ihre Schmerzgrenzen gehen“, bilanzierte der Trainer die sieben meist sonnigen Tage in Südspanien. „Das ist das, was uns auch in der Liga erwartet, dass man in jedem Spiel an den wunden Punkt muss.“ Besonders zufrieden zeigte er sich mit „der anderen Art der Zweikampfpräsenz, egal, in welcher Grundordnung wir gespielt haben. Man muss seine Zweikämpfe so bestreiten, dass man sie gewinnen will, das habe ich überwiegend gesehen.“ Auch Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz war angetan vor allem von der Defensivarbeit. „Wir können ein positives Gefühl mitnehmen“, sagte er, mahnte aber auch: „Die Lage in der Liga hat sich nicht geändert, sie ist nach wie vor angespannt. Wir müssen weiter komplett fokussiert und diszipliniert sein.“

Janelt, Fabian und Leitsch zählen zu den Gewinnern des Trainingslagers

Zu den Gewinnern des Trainingslagers zählen sicherlich Patrick Fabian, der ebenso wie Saulo Decarli systemunabhängig in der Startelf zu erwarten ist, Vitaly Janelt, der zweimal in der Startelf stand in den Testspielen, und Maxim Leitsch, der nach langer Verletzungspause große Schritte nach vorne gemacht hat. Bleibt Leitsch stabil, könnte er in ein paar Wochen eine echte Alternative sein – als Linksverteidiger und als linker Innenverteidiger.

Reis studierte in Spanien mehrere Grundordnungen ein, der VfL scheint variabler aufgestellt zu sein: Dreier-/Fünferkette, ein 4-4-2 mit Raute sind neue Optionen neben dem 4-2-3-1. Aber nicht entscheidend, meint auch Patrick Fabian: „Wir haben gesehen, woran wir hier arbeiten mussten und weiter müssen“, meinte der Führungsspieler, der bisher noch keinen Einsatz hatte in dieser Saison.

Reis über Ganvoula, Blum und Soares

Damit meinte er auch Disziplin, „auf dem Platz, in der Kabine und außerhalb“, Bereitschaft, ein Zusammenrücken für das große Ganze. Am Freitag hatte Trainer Reis drei Leistungsträgern einen Denkzettel verpasst, als er sie nach einer zu laschen Gangart am Vortag laufen schickte. Silvere Ganvoula, Danilo Soares und Danny Blum „haben die Entscheidung angenommen und in ihrer Laufeinheit am Freitag auch gut reagiert“, sagte Reis, für den das Thema damit erledigt ist. „Ich habe ihnen auch gesagt, wie wichtig sie für die Mannschaft sind und dass sie eine Vorbildfunktion haben.“ Gegen Uerdingen dürfte das Trio wieder in der Startelf sein. Ebenso wie Fabian. „Ich bin körperlich gut drauf. Wenn ich der Mannschaft helfen kann, bin ich bereit“, sagt er.

Butscher und Grave haben sich verletzt

Gegen Bukarest verzichtete Reis auf den leicht angeschlagenen Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, ernsthaft verletzt haben sich im Trainingslager zwei andere: Co-Trainer Heiko Butscher (Innenbandriss im linken Knie), der die Mannschaft dennoch mit betreute, und der dritte Torwart Paul Grave. Der Keeper zog sich einen Bänderriss im linken Sprunggelenk zu und fällt voraussichtlich vier Wochen aus.

Der VfL dominierte die erste Halbzeit gegen den rumänischen Traditionsverein, Janelt und Wintzheimer vergaben die Führung. Der einzige Torschuss Dinamos, ein abgefälschter Freistoß, indes landete im Bochumer Netz (27.). Ansonsten ließ der VfL defensiv nichts zu. In der zweiten Halbzeit dagegen waren die Rumänen stärker, vergaben das 2:0, ehe Tom Weilandt nach einer Kombination über Soares und Blum das 1:1 erzielte.

Weilandt und Lee dürften es schwer haben

Ein Treffer, der dem Flügelstürmer gut tun dürfte, der es aber schwer haben wird im Kampf um einen Startelf-Einsatz. Zumal mit Zulj weitere Konkurrenz hinzugekommen ist. Simon Zoller dürfte wegen seines Einsatzes ebenso vorerst gesetzt sein wie Blum und Ganvoula. Auch Chung-Yong Lee droht daher zunächst die Bank. Positiv: Lee und Weilandt konnten nach vielen Verletzungsrückständen jetzt zwei Wochen am Stück beschwerdefrei Gas geben im Training.

Am Sonntagvormittag absolvierten die Bochumer eine letzte Einheit unter blauem spanischen Himmel, nach der geplanten Rückkehr in der Nacht ist am Montag frei.

VfL Bochum – 1. Halbzeit: Riemann – Celozzi, Decarli, Fabian, Leitsch – Tesche – Losilla, Janelt – Zulj – Zoller, Wintzheimer
2. Halbzeit: Drewes – Osei-Tutu, Bella-Kotchap, Soares – Eisfeld – Pantovic, Weilandt – Lee – Blum, Ganvoula
Tore: 0:1 Sorescu (27.), 1:1 Weilandt (65.)