Jerez de la Frontera/Spanien. Er ist eine Lebensversicherung für den VfL Bochum, sportlich und wirtschaftlich. Doch Silvere Ganvoula, der Torjäger, ist längst nicht zufrieden.

Entspannt lässt sich Silvere Ganvoula, dieser muskelbepackte 1,91-Meter-Stürmer des VfL Bochum, am frühen Abend in einen Sessel fallen im Mannschaftshotel, neben Kapitän Anthony Losilla, der übersetzt auf französisch. Dabei ist „Toto“ nicht nur als Dolmetscher die Nummer eins im Team: Ganvoula berichtet nicht ohne Stolz, dass er bei den Laktatwerten auf Rang drei lag. Und die Nummer eins des VfL? „C’est Toto, naturellement“. Natürlich Losilla. Die Profis lachen.

Ganvoula ist eine Lebensversicherung des VfL Bochum

Ganvoula hat nach einem Jahr im Schatten von Lukas Hinterseer eine starke Hinrunde gespielt. „Ich wollte unbedingt beim VfL bleiben, das war keine schwere Entscheidung“, erzählt der in der Vorsaison vom RSC Anderlecht nur ausgeliehene Nationalspieler des Kongo. Er unterschrieb einen Vertrag bis 2023, nach WAZ-Informationen ohne Ausstiegsklausel. Zehn Tore, fünf Vorlagen, dazu drei Treffer im Pokal. Rang drei in der Torjäger- und Rang zwei in der Scorer-Statistik der 2. Liga. Sein Marktwert ist laut transfermarkt.de bereits auf 2,5 Millionen Euro gestiegen. Ganvoula, eine Lebensversicherung des VfL, sportlich und wirtschaftlich.

Trainer Reis erwartet viel von seinem Torjäger Nummer eins

Hatte auch im Testspiel gegen MOL einige starke Szenen: Silvere Ganvoula.
Hatte auch im Testspiel gegen MOL einige starke Szenen: Silvere Ganvoula. © VfL Bochum 1848/Jan Aben

Zufrieden? „Nein, nicht ganz“, sagt der 23-Jährige, der immer noch mit Manschette am Arm spielt seit einer Kahnbeinverletzung im vergangenen Sommer, aus Sicherheitsgründen, nicht aus Aberglauben. „Ich will noch besser werden, mehr für die Mannschaft arbeiten, defensiv stärker werden, mehr Tore schießen“, sagt Ganvoula. Gerade bei Standards des Gegners ist seine Größe, seine Kopfballstärke gefragt.

Ganvoula lässt Taten folgen. Auf dem Trainingsplatz, beim Testspiel. Körperlich sieht Trainer Thomas Reis ihn „eine Spur besser“ als im Vorjahr, „das hat er auch im Training gezeigt“. Reis erwartet viel. „Er hat eine gute Hinrunde gespielt, aber seine Leistung ist noch ausbaufähig. Er kann vor dem Tor noch kaltschnäuziger werden und muss defensiv noch mehr arbeiten.“

Flic-Flac könnte bald auch die Bochumer wieder erfreuen

Seinen Flic-Flac nach Treffern allerdings hat er in Bochum letztmals beim 3:3 gegen Wehen Wiesbaden gezeigt, aufgrund der schwachen Mannschaftsleistung bekam er von Kollegen einen Rüffel dafür. Verboten sei der Ganvoula-Salto jetzt nicht, versichert Ganvoula. „Das kommt spontan.“ Wie bei seinem Länderspiel-Treffer im Herbst für den Kongo, seine Heimat, „für die ich immer gerne spiele, das ist eine Ehre für mich. Nach dem Treffer war ich einfach glücklich und wusste nicht, was ich machen soll“. Denkbar, dass ein wichtiger Ganvoula-Treffer demnächst im Vonovia Ruhrstadion mit einem Flic-Flac gefeiert wird.

Angebote? Ganvoula ist ganz auf den VfL fokussiert

Denkbar auch, dass er den VfL Bochum vorzeitig verlässt? Losilla lacht nach der Frage, als Ganvoula einen Moment zögert. „Joker?“, scherzt der Kapitän. Fußball ist schnelllebig, starke Stürmer wecken Begehrlichkeiten. Aktuell ist das kein Thema für Ganvoula, dessen Freundin in Duisburg studiert. „Ich fühle mich hier wohl, ich bin ganz auf den VfL Bochum fokussiert“, sagt er. „Wenn es mal Angebote geben sollte, denkt man darüber nach. Aber jetzt ist es mein großes Ziel, mit dem VfL den Klassenerhalt zu schaffen. Dafür müssen wir hart arbeiten.“