Bochum. Solide Zahlen präsentierte der VfL Bochum bei der Jahreshauptversammlung. Liquidität sei ausreichend vorhanden. Weiter gesucht wird ein Investor.
Bei der Mitgliederversammlung des VfL Bochum präsentierte der Verein am Mittwochabend vor 1027 Mitgliedern im Ruhrcongress solide wirtschaftliche Zahlen. „Liquidität ist ausreichend vorhanden“, sagte Finanz-Geschäftsführer Ilja Kaenzig.
Bei der Suche nach Investoren indes warb auch er ebenso wie der Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis weiter um Geduld. Bis zum Frühling dieses Jahres habe die Geschäftsführung die Vorarbeiten geleistet, unter anderem ein exaktes Profil erstellt. Der Investor müsse zum VfL passen, ist eine Kernbotschaft, und der VfL müsse in jeder Hinsicht unabhängig von ihm bleiben. „Das ist eine Generationen-Entscheidung“, sagte Kaenzig.
Lizenzspieler-Etat soll stabil bleiben
Mittlerweile laufen Gespräche, vor dem Abschluss stehe man aber noch nicht. Rund 20 Millionen Euro sind anvisiert, die ein oder mehrere Gesellschafter für rund 20 Prozent der Anteile in den VfL Bochum stecken sollen. Damit sollen etwa der Lizenzspieler-Etat unabhängig vom TV-Geld stabil gehalten beziehungsweise leicht erhöht werden, Projekte in der Infrastruktur und im Nachwuchsbereich angeschoben werden sowie – überschaubare – Ablösesummen bezahlt werden. Denkbar ist, dass man die Partnersuche ausdehnt, also nicht nur im regionalen Umfeld potenzielle Investoren gezielt anspricht.
Die wirtschaftliche Basis für Zweitliga-Fußball ist jedenfalls auch ohne einen neuen Gesellschafter gegeben. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019) erwirtschafteten sowohl der eingetragene Verein (Umsatz: rund 2,35 Millionen Euro ähnlich wie im Vorjahr) als auch die GmbH & Co. KGaA (Profiabteilung mit U17 und U19) einen kleinen Gewinn. Im Vorjahr hatte die KGaA in ihrem ersten Geschäftsjahr nach der Gründung noch ein Minus von 1,6 Millionen Euro zu verbuchen. Das aber vor allem bedingt durch Altlasten.
Nettoverbindlichkeiten sind leicht gestiegen
Die Nettofinanzverbindlichkeiten betrugen zum Stichtag 30. Juni 2019 rund 2,84 Millionen Euro und damit etwa 200.000 Euro mehr als im Vorjahr. Vor fünf Jahren waren es noch 7 Millionen Euro, was zu Problemen bei der Lizenzierung geführt hatte. Mittlerweile hat der VfL die Lizenz im zweiten Jahr in Folge ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Der Abbau der Schulden bleibe aber das Ziel, betonte Kaenzig. Den leichten Anstieg begründete er mit normalen Schwankungen, die je nach Stichtag in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Mit einem Eigenkapital von 2,8 Millionen Euro (KGaA) stehe der VfL auf soliden Füßen.
In der für den Profifußball relevanten KGaA standen Erträgen von 34.075 Millionen Euro Aufwendungen von 33.242 Euro gegenüber (plus 833.000 Euro). Auch für das laufende Geschäftsjahr plant die Gesellschaft mit einem leichten Plus bei nahezu stabilem Umsatz (rund 34,5 Millionen Euro). Dabei ist der Lizenzspieleretat gestiegen: von 10,668 Millionen Euro in der Vorsaison auf geplante 11,9 Millionen Euro für die laufende Spielzeit. Unter anderem, weil der Verein mit Thomas Reis und Robin Dutt – Stand jetzt – zwei (Ex-)Trainer bezahlen muss. Auch Ex-Sportvorstand Christian Hochstätter steht noch auf der Gehaltsliste. Zum Vergleich: Der Etat des VfB Stuttgart soll bei rund 40 Millionen Euro liegen.
Keine Transfererlöse in dieser Periode
Während es 2018/19 noch Transfererlöse in Höhe von rund 1,15 Millionen Euro gab für Johannes Wurtz, Evangelos Pavlidis, den ausgeliehenen Ulrich Bapoh, Trainer Dimitrios Grammozis und – als Nachschlag – für Marco Stiepermann und Felix Bastians, geht der VfL in dieser Sommertransferperiode leer aus. Topspieler wie Lukas Hinterseer und Jan Gyamerah hatten den Verein ablösefrei verlassen. Dagegen investierte der Klub in neue Spieler zuletzt rund 1,5 Millionen Euro, vor allem für Saulo Decarli, Silvere Ganvoula und Winterzugang Simon Zoller. Kompensiert wird dies vor allem durch eine Millionen Euro mehr aus dem TV-Geldtopf. Vor allem dank der zweiten DFB-Pokalrunde steigen die Einnahmen hier von 14 auf 15 Millionen Euro. Mit im Schnitt 17.377 Zuschauern wurden die Erwartungen übertroffen, für diese Saison plant Bochum mit 17.110 Fans bei den Heimspielen.
Zudem meldet der Verein zwei neue Vereinsrekorde: 6.721 Dauerkarten bedeuten einen Höchstwert in der 2. Liga, und 1,23 Millionen Euro im Merchandising sind ebenfalls eine neue Bestmarke.
Steigende Mitgliederzahlen
Das Ziel, sich wirtschaftlich und sportlich unter den Top 25 Deutschlands zu etablieren, steht weiterhin, bisher wurde es verfehlt. Bei den Mitgliederzahlen hat es der VfL Bochum dagegen erreicht. Mit 11.583 Mitgliedern zählt Bochum erstmals zu den 25 mitgliederstärksten Fußballvereinen in Deutschland und zu den Top 50 aller Sportvereine.