Thomas Reis ist neuer Cheftrainer beim VfL Bochum. Er bringt Identifikation mit dem Verein, aber keine Erfahrung mit.

In den so genannten sozialen Medien haben sich viele Fans schon seit zwei Tagen schnell eingeschossen auf den neuen Mann und auf die, die ihn holten. Kernvorwurf vieler Anhänger: zu viel Stallgeruch. Und keiner, der durchgreifen kann.

Letzteres ist erst einmal nur Spekulation. Und dass Thomas Reis den VfL Bochum in seinen zusammen genommen 15 Jahren als Spieler, Nachwuchs-Trainer, Co-Trainer schätzen gelernt hat, dass er ihn kennt und ihm auch ein Stück weit mehr am Herzen liegen dürfte als manch einem Zeitreisenden, muss ja nicht verkehrt sein. Genau das jedenfalls war ein Pluspunkt für ihn, als in der Präsidiums-Sitzung um das Profil des neuen Mannes gerungen wurde. Lieber einer mit Erfahrung? Oder einer mit mehr Gier, mehr Herzblut?

Schindzielorz setzt auf neue Impulse

„Thomas Reis bringt aufgrund seiner VfL-DNA, seiner langjährigen Erfahrungen in Bochum die absolute Identifikation für den Verein mit und hat sich trotz einer komfortablen Situation in Wolfsburg für Bochum entschieden. Er brennt förmlich für die Herausforderung hier“, sagt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, der Reis aus gemeinsamen Spielerzeiten beim VfL in der 1. und 2. Liga selbst bestens kennt.

Schindzielorz. „Wir sind davon überzeugt, dass er zusammen mit Heiko Butscher und dem Trainerteam in der Lage ist, neue Impulse zu setzen und unsere Mannschaft aus der aktuell schwierigen Situation zu führen.“

Montag übernimmt Reis das Training

Thomas Reis als Co-Trainer des VfL im Trainingslager 2014/15.
Thomas Reis als Co-Trainer des VfL im Trainingslager 2014/15. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Ralf Ibing

Ob Thomas Reis, der als Cheftrainer bisher nur Erfahrung im Jugendbereich mitbringt, Erfolg hat bei den Profis, wird sich ab kommender Woche zeigen. Am Montag wird der 45-Jährige das Training übernehmen, zuvor stellt er sich den Medien. Am Sonntag steigt dann das erste Heimspiel gegen Abstiegskonkurrent Dynamo Dresden.

„Ich habe in den vergangenen Jahren nachhaltig gute Arbeit geleistet und bin bereit für den nächsten Schritt“, hatte Reis am Freitagnachmittag dem TV-Sender Sport 1 verraten, wenig später war es dann endgültig amtlich, was diese Zeitung bereits am Tag zuvor berichtet hatte. Reis kommt. Er löst Robin Dutt als Cheftrainer ab, der nach dem 3:3 gegen Wehen Wiesbaden und öffentlich geäußerter Zweifel seine Sachen packen musste in Bochum.

Keine Ausstiegsklausel

Der gebürtige Wertheimer, über dessen Vertragslaufzeit am Freitagabend noch nichts bekannt wurde, war der einzige Kandidat, mit dem der VfL Bochum nach der Trennung von Robin Dutt konkrete Gespräche geführt hat. Der VfL Wolfsburg soll dem VfL bei den Verhandlungen über die Vertragsauflösung - eine Ausstiegsklausel hatte Reis nicht – entgegen gekommen sein.

In Wolfsburg war er mit der U19 erfolgreich, gewann zweimal die Meisterschaft in der Bundesliga Nord/Nordost, scheiterte zweimal im DM-Halbfinale mit den A-Junioren, zuletzt knapp am VfB Stuttgart. Als Trainer der Bochumer U19 hielt er die A-Junioren auf Tuchfühlung zu Schalke und Dortmund, gewann zum Abschied mit ihnen den Westfalenpokal.

Erfahrungen als Co-Trainer beim VfL Bochum

Zudem arbeitete er als Co-Trainer bei den Profis unter Andreas Bergmann, Karsten Neitzel und Gertjan Verbeek, half auch - neben Frank Heinemann - Peter Neururer.

Bei seinem Profitrainer-Debut kommt eine harte Aufgabe auf ihn zu. Der Umbruch, längerfristig angelegt von Vorgänger Robin Dutt und Sebastian Schindzielorz, holpert, der Kader steht, das Transferfenster ist geschlossen. Zuletzt fehlten einige potenzielle Leistungsträger verletzungsbedingt, andere spielten deutlich unter ihren Möglichkeiten.

Ein Hoffnungsträger ist Simon Zoller, der ebenso wie Tom Weilandt am Montag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen will. Definitiv weiterhin fehlen wird Chung-Yong Lee.