Bochum. Beim Fußball kommt es auf die Kommunikation an. Um Silvere Ganvoula etwas zu erklären, bat VfL-Übergangscoach Heiko Butscher um eine Übersetzung.

Anthony Losilla hob die Arme, bewegte dabei die Ellenbogen nach außen. Dazu rief er: „Les coudes.“ Beim VfL ist der Kapitän bisweilen der Dolmetscher für Silvere Ganvoula, den Stürmer aus dem Kongo. Der spricht gut und gerne französisch. Und als Übergangscoach Heiko Butscher Ganvoula erklären wollte, dass dieser im Zweikampf die Ellenbogen einsetzen solle um sich zu behaupten, fragte er quer über den Platz bei Losilla nach. Um im nächsten Zweitligaspiel gegen den VfB Stuttgart (Montag, 20.30 Uhr) bestehen zu können, wird nicht nur Ganvoula seine Ellenbogen einsetzen müssen.

Ansonsten auffällig beim Training am Mittwochmorgen: die Stimmung darf gut sein. Kurz vor dem Beginn der Trainingseinheit schallte ein kräftiges Lachen quer über den Platz. Von wem es kam? Unerheblich. Nach zuletzt schwachen Leistungen, dem aktuellen 17. Tabellenplatz und der Demission von Trainer Robin Dutt, könnte man meinen, die VfL-Akteure würden nun doch sehr, sehr gewissenhaft ihrer Arbeit nachgehen. Was sie dann auch taten.

Chancen für Tesche und Saglam

Zumal sich ja jetzt gerade für die Spieler neue Möglichkeiten bieten, die unter Dutt wenig bis gar nicht gespielt haben. Görkem Saglam zum Beispiel oder auch Robert Tesche. Beide haben bislang keine Minute mitwirken dürfen.

Heiko Butscher aber muss es nun aber hinbekommen, dass die Mannschaft die nötige Lockerheit wiederfindet. Beim am Ende glücklichen 3:3 gegen Wehen-Wiesbaden drängte sich im ersten Abschnitt der Eindruck auf, die Mannschaft wäre ein Opfer ihres eigenen Anspruchs. Schließlich sollte es, nein soll es in dieser Saison in obere Regionen gehen. Möglich ist das ja immer noch. Die Meisterschaft wurde noch nie am vierten Spieltag entschieden. Der Abstiegskampf auch nicht, und mit dem wollte, nein will der VfL eigentlich gar nichts zu tun haben. Aber so überhaupt gar nichts.

Zahlenwerk eines Absteigers

Unter Robin Dutt blieb das Team allerdings den Nachweis schuldig, gehobenen Ansprüchen zu genügen. Gerade die Defensivreihe im Zusammenspiel mit dem defensiven Mittelfeld. Vier Spiele, zwei Punkte, zehn Gegentore. Das ist das Zahlenwerk eines künftigen Absteigers.

Heiko Butscher aber scheint schon Idee davon zu haben, wie er aus der Schießbude der Liga möglichst zeitnah eine Hochsicherheitszone machen könnte. Zusammen mit den weiteren Co-Trainern scheint er sich bereits für sechs defensiv denkende Spieler entschieden zu haben. Wie schon beim Training am Dienstag ließ er am Mittwoch Danilo Soares, Simon Lorenz, Saulo Decarli und den erst am Dienstag verpflichteten Cristian Gamboa möglichst oft als Viererkette agieren.

Vier Männer aus vier verschiedenen Ländern und zwei verschiedenen Kontinenten sollen also voraussichtlich Torwart Manuel Riemann möglichst die Arbeit abnehmen, damit der nicht wieder, so wie gegen Wehen-Wiesbaden, in der Halbzeit die Taktik für die ganze Mannschaft ändern muss.

Vor die internationale Viererkette schickte Butscher Anthony Losilla und: Robert Tesche. Eine Überraschung wäre es keineswegs, wenn Tesche gegen Stuttgart beginnen würde.

Neuer Partner für Losilla

Butscher hatte ihn auch im Februar ins Team berufen, als er in seinem bislang einzigen Spiel als hauptverantwortlicher VfL-Trainer einen 2:1-Sieg gegen den SV Darmstadt feierte.

Zuletzt unter Robin Dutt hatte stets Vitaly Janelt neben Losilla den defensiven Part im Mittelfeld übernommen. Er hatte seine Sache dabei auch ordentlich gemacht. So ordentlich, dass er nun erstmals für die U-21-Nationalmannschaft nominiert wurde.

Zoller macht nur Lauftraining

Viele Möglichkeiten zu wechseln aber hat Butscher ohnehin nicht. Gerade in der Offensive. Simon Zoller absolvierte am Mittwoch erneut nur ein Lauftraining. Chung-Yong Lee war ebenso wie Tom Weilandt gar nicht auf dem Trainingsplatz.

Möglich ist allerdings weiterhin, dass der VfL noch einen neuen Offensivmann, vielleicht sogar einen echten Stürmer präsentiert. Theoretisch könnte der neue Spieler sogar noch am Tag des Stuttgarts-Spiel zum VfL-Kader stoßen. Am 2. September schließt das vielzitierte Transferfenster erst um 18 Uhr. Bis dahin hat Sportdirektor Sebastian Schindzielorz noch Zeit, den Kader aufzuhübschen und dafür für mögliche Trainerkandidaten noch etwas attraktiver. Oder wie der Franzose sagen würden: attrayant.