Bochum. 40 Jahre Ruhrstadion werden an diesem Wochenende gefeiert. VfL-Spieler erinnern sich an ihre besonderen Momente und Spiele.

40 Jahre Ruhrstadion werden an diesem Wochenende gefeiert. Am Samstag (20.) gibt es um 18 Uhr das Spiel VfL gegen Herta BSC Berlin und von 20 bis 22 Uhr ein Fanfest. Am Sonntag (21.) folgt ab 11 Uhr der Familientag. Die Profis schreiben von 12 bis 14 Uhr Autogramme.

Zum Ruhrstadion gibt es natürlich auch etliche Zahlen. So steht es in der Rangliste deutscher Fußballstadien mit einer Zuschauerkapazität von 27.599 überdachten Plätzen (davon 15.574 Sitzplätze und 12.025 Stehplätze) auf Platz 34.

Nach Ende der Umbauarbeiten wurde das Stadion am 21. Juli 1979 unter dem neuen Namen Ruhrstadion Bochum mit einem Spiel (3:0) gegen die SG Wattenscheid 09 eingeweiht. Die ursprüngliche Kapazität des Ruhrstadions betrug 49.522 Zuschauer. Diese Kapazität wurde jedoch durch zahlreiche Umbauten verringert. So wurde vor der Saison 1997/98 die Westtribüne, die ursprünglich eine reine Stehplatztribüne war, zu einer Sitzplatztribüne umgebaut.

Das erste internationale Pflicht-Heimspiel des VfL fand am 30. September 1997 im UEFA-Pokal gegen Trabzonspor (5:3) statt. Durch den Sieg zog der VfL nach einer 1:2-Hinspielniederlage in Trabzon in die nächste Runde ein. Bei bisher zwei UEFA-Pokalteilnahmen (1997/98 und 2004/05) und vier Heimspielen ist der VfL bis heute im eigenen Stadion ungeschlagen geblieben.

Die Spiele im Europapokal bleiben unvergessen. Es gab aber noch viele weitere. Hier erinnern sich einige VfL-Spieler und Funktionäre an ihre besten Spiele und besonderen Momente im Ruhrstadion.

Lameck zählt zu den Unabsteigbaren

Seine allergrößten Spiele feierte Michael „Ata“ Lameck, Bochums Rekordspieler mit 518 Einsätzen, noch im alten Ruhrstadion. Das 3:0 zur Einweihung des Flutlichtes gegen die Stars von Borussia Mönchengladbach ist Lameck in leuchtender Erinnerung geblieben, 1972 war das, der junge Lameck traf zum 2:0.

Gerd Müller (2.v.li., Bayern) setzt sich gegen Michael Lameck (5) und Erich Miß (beide Bochum) durch und kommt zum Torerfolg. Bochum führte 4:0, verlor mit 5:6.
Gerd Müller (2.v.li., Bayern) setzt sich gegen Michael Lameck (5) und Erich Miß (beide Bochum) durch und kommt zum Torerfolg. Bochum führte 4:0, verlor mit 5:6. © Imago | Imago

„Wir waren als kleine Bochumer doch immer Außenseiter“, sagt Lameck, der noch zu den „Unabsteigbaren“ des VfL zählt. „Im Ruhrstadion haben wir riesige Schlachten geschlagen.“ Etwa das legendäre 5:6 gegen den großen FC Bayern, als der VfL 1976 eine 4:0-Führung verspielte. Im neuen Ruhrstadion fällt Lameck eines seiner letzten Einsätze seiner Karriere ein: Im DFB-Pokalhalbfinale am 12. April 1988 gewann der VfL mit 2:0 gegen den Hamburger SV und zog zum zweiten und bis heute letzten Mal in das Finale in Berlin ein (0:1 gegen Frankfurt).

Als Peschel die Türken überraschte

30. September 1997. Da stieg die Heimpremiere des VfL Bochum auf der europäischen Bühne. Im UEFA-Cup hatte das Team von Trainer Klaus Toppmöller das Hinspiel mit 1:2 bei Trabzonspor verloren. Mittelfeldmann Peter Peschel fehlte da verletzt, zwei Tage vor dem Rückspiel erst ist er ins Training zurückgekehrt. „Du spielst“, sagt Trainer Toppmöller. „Trainer“, sagt Peschel, „von Beginn an? Ich hab doch erst eine Einheit trainiert!“ „Das ist mir egal, du spielst“, erklärt Peschel heute rückblickend den damaligen „Austausch“. Toppi: „Und halt deine Klappe, die Türken sollen nichts erfahren. Wir wollen sie überraschen.“ Das galt auch für Thomas „Stickinho“ Stickroth, der ebenfalls lange verletzt gewesen war und sein überraschendes Comeback im Rückspiel gab. Mit grandiosem Erfolg: Stickinho traf zum 1:0, Peschel zum 5:1. Doch Trabzonspor kam zurück, 2:5, 3:5 und ein Abseitstor. Eine dramatische Partie mit Happy End. Für Peschel der Höhepunkt im Ruhrstadion. Auch die folgenden Runden waren stark: Bochum setzte sich gegen den FC Brügge durch (0:1/4:1) und scheiterte dann erst im Achtelfinale an Ajax Amsterdam (2:4, 2:2).

Erwin Steden erzählt einen Witz

Jahrelang war Erwin Steden die Stimme des Stadions. Der ehemalige Jugendchef des VfL hat zahlreiche Schlachten im alten und neuen VfL-Rund erlebt; gute Zeiten, schlechte Zeiten. „Die Leute“, erinnert er sich, „haben mir gesagt: Wenn es mal nicht läuft, dann mach einen Witz.“ Gesagt, getan: „Als bei einem Spiel nichts ging, habe ich gesagt: Der Fahrer des Fahrzeugs mit dem polizeilichen Kennzeichen BO – xy 333 bitte zu seinem Wagen kommen. Er parkt auf einem Gullydeckel, die Kanalarbeiter wollen Feierabend machen“, erzählt Steden und schmunzelt: „Die Leute haben gelacht.“ Wenigstens das.

Erinnerung an Edus Luftnummer

27. April 2007. Es ist letztlich der Tag, an dem der VfL Bochum dem Nachbarn die Meisterfreude klaut. Der VfL, der ewige Außenseiter, besiegt im Derby am viertletzten Spieltag den FC Schalke mit 2:1. Für den VfL war es ein wichtiger Sieg im Kampf um den Klassenerhalt, für Schalke war es ein herber Rückschlag im Meisterkampf, für Marcel Maltritz das persönlich größte Spiel im Ruhrstadion. Der VfL hatte ein 0:1 durch Tore von Misimovic und Gekas gedreht, das 2:1 bereitete „Magic Malte“ vor. „Dass Schalke damit nicht Meister wurde, war schon etwas ganz Besonderes“, sagt Maltritz. Am Ende holte der VfB Stuttgart mit zwei Punkten vor Schalke die Meisterschaft, das VfL-Team von Trainer Marcel Koller wurde stolzer Achter.

Marcel Maltritz.
Marcel Maltritz. © WITTERS | UweSpeck

Der Verteidiger erinnert sich aber auch an eine der bittersten Minuten im Ruhrstadion. Der VfL hat es zum zweiten Mal in den Uefa-Cup geschafft, unter Trainer Peter Neururer landete Bochum 2003/04 dank eines 3:1-Sieges am letzten Spieltag gegen Hannover 96 auf Rang fünf – vor dem BVB und Schalke. In der ersten Europa-Cup-Runde 2004/05 geht es zu Standard Lüttich, nach dem 0:0 im Hinspiel führt der VfL mit 1:0 am 30. September 2004, exakt sieben Jahre nach der Heimpremiere gegen Trabzonpsor. Kurz vor Schluss tritt Edu über den Ball, und Lüttich gleicht wie aus dem Nichts aus. Ein Schock, ein Tiefpunkt. „Das war unfassbar bitter. Wir haben aber Edu wieder aufgebaut, er hat dann ja noch eine tolle Karriere hingelegt“, sagt Maltritz. Die Saison indes verlief konträr zum Vorjahr: Bochum stieg als Sechzehnter ab.

Mit Wosz ging es in die Zweitklassigkeit

Auch für Dariusz Wosz waren die Partien gegen St. Pauli und Trabzonspor die emotionalen Höhepunkte mit dem VfL im Ruhrstadion. Gegen Pauli, erinnert sich die Zaubermaus, hat er sogar eine Freistoß-Bude erzielt, gegen Trabzonspor war „die Stimmung im Stadion einfach geil“. Wie überhaupt dieses Schmuckkästchen zu den Besten in Deutschland zählt: „Man steht und sitzt überall ganz nah dran, die Atmosphäre mit 25.000 Fans ist hier mindestens so gut wie in anderen Arenen mit 70.000 oder 80.000 Fans“, sagt Wosz.

Eine der schlimmsten Tage in der VfL-Geschichte will er aber auch nicht verschweigen: Beim Abstiegs-Endspiel im Frühling 2010 gegen Hannover 96 war er Interimstrainer. Hannover gewann mit 3:0, Bochum ist seitdem zweitklassig. „Ich war leider der bisher letzte VfL-Trainer in der 1. Bundesliga. Diese Niederlage war unheimlich bitter. Das tut bis heute weh.“

Schindzielorz: Erst Fan, dann Chef

Sebastian Schindzielorz hat eine ganz eigene Verbindung zum Ruhrstadion. Er war Fan, dann Spieler. Jetzt ist er Sportdirektor des Vereins. „Es war für mich eine besondere Geschichte“, sagt er im Rückblick, „dass ich erst Fan war und in der Ostkurve stand und dann als Spieler ins Stadion einlief.“ In der Saison 1998/99 spielte er sich in die Stammelf des VfL.

Der Anfang für Sebastian Schindzielorz als Sportdirektor: 9. Februar 2018, 2:1 gegen Darmstadt.
Der Anfang für Sebastian Schindzielorz als Sportdirektor: 9. Februar 2018, 2:1 gegen Darmstadt. © dpa | Marcel Kusch

Sein Debüt in der Bundesliga gab er am 6. Spieltag, dem 26. September 1998, gegen den 1. FC Kaiserslautern. Beim 3:2-Auswärtserfolg kam er über die vollen 90 Minuten zum Einsatz. Zwei Spieltage später erzielte er seinen ersten Ligatreffer. Beim 1:2 gegen TSV 1860 München glich er zum 1:1 aus. In seinen ersten vier Profijahren stieg er abwechselnd mit dem VfL aus der Bundesliga ab und sofort wieder in die Bundesliga auf. „Besonders war natürlich auch mein erstes Spiel als Sportdirektor. Ich musste mich kurzfristig auf einen Trainer festlegen, wir gewannen mit 2:1 gegen Darmstadt.“

Als Közle in Unterhose da stand

VfL Bochum gegen FC St. Pauli, 33. Spieltag, Samstag, 24. Mai, 1997. Der VfL Bochum gewinnt mit 6:0, er zieht erstmals in einen europäischen Pokalwettbewerb ein. Die Qualifikation für den Uefa-Cup sorgt für Jubel ohne Ende – nicht nur bei den Fans. „Ich hab zwar kein Tor gemacht, weil meine Fackel aus 20 Metern nur an die Latte ging“, erinnert sich Stürmer Peter Közle noch haargenau an diesen Tag des Volksfestes. „Aber die Stimmung war gigantisch.“ Auch beim Team, bei Peter Közle selbst: „Bis auf Fußballschuhe und Unterhose hatte ich hinterher nichts mehr an.“