Rauh, aber herzlich - wie das Revier, aus dem er stammt. Hermann Gerland ist ein Sympathieträger. Der Ur-Bochumer feiert seinen 65. Geburtstag.
Das Ruhrgebiet, insbesondere aber der VfL Bochum, kann sich glücklich schätzen, über solche Typen wie „Ata“ Lameck und Hermann Gerland zu verfügen, zwei Sympathieträger ersten Ranges. Gerland, der trotz seiner vielen Jahre im hippen München seine Herkunft nie verleugnet hat und dafür mehr als nur Respekt erntet, ist am Dienstag 65 Jahre alt geworden.
Nie die Bodenhaftung verloren
Sie kennen sich in- und auswendig. Und wenn Gerland, der auch im Mikrokosmos der Bayern-Stars niemals die Bodenhaftung verloren hat, mal wieder seine baldige Ankunft im Revier signalisiert, dann setzt sich „Ata“ Lameck, über Jahre hinweg Mitspieler und heute immer noch Freund, in Bochum ins Auto und fährt zum Flughafen. Auch wenn er inzwischen über die erschwerte Zufahrt in Düsseldorf-Lohausen flucht.
Hermann Gerlands biografische Eckdaten sind bekannt: Mit 18 Profi beim VfL, dann 12 Jahre Bundesliga-Fußball für seinen Verein als kantiger Verteidiger, der bis heute von seinen ehemaligen Mitspielern „Eiche“ gerufen wird. Einer, der sich den Zugang zum Profifußball erarbeitet hat und dann nicht mehr locker ließ. Natürlich wurde er auch Trainer in Bochum, er machte Station in Nürnberg, Bielefeld und Ulm, aber gewartet auf einen wie ihn haben sie offenbar bei den Bayern. Hermann Gerland war und ist die gelebte Antithese zum meist glamourösen Bild der Edelkicker in der Öffentlichkeit.
Antithese zum glamourösen Bild
Ein Korrektiv sozusagen, dessen Ehrlichkeit in einer oft unehrlichen Branche zwar zu verblüffen vermochte, aber nie persönlich verletzend war. „Gudrun, dem Philipp Lahm beim Training zuzusehen, ist wie Bratwurst essen. Ein Genuss“, hat er mal zu seiner Frau gesagt. Da kommt neben dem Auge des Talente-Entdeckers auch wieder die Herkunft zum Ausdruck. Nicht Edelfisch, wie zu vermuten wäre, nein, die Bratwurst ist für Gerland Synonym für Genuss geblieben.
In München ist er seit einiger Zeit wieder mit dem Nachwuchs beschäftigt. Sein Vertrag dort läuft noch bis 2022. Die Füße still halten wird Hermann Gerland aber auch danach nicht. „Vielleicht“, sagte er kürzlich, mache er dann „etwas im sozialen Bereich. Training mit benachteiligten Kindern eventuell“.