Bochum. Woanders müssen Trainer trotz Erfolgs gehen. Bochum probiert es anders. Der VfL setzt auf Konstanz in der Führung und erneuert die Mannschaft.

Seit dem Abstieg vor neun Jahren sucht der VfL Bochum seinen eigenen Weg aus der 2. Fußball-Bundesliga. Bislang vergeblich. Jetzt kommt es zur Kurskorrektur: Müssen inzwischen selbst bei meisterlichen Klubs die Trainer ihre Sachen packen, verschliss auch der sich immer noch als Bundesligist fühlende Traditionsverein aus Bochum in der Vorsaison noch einige Trainer, darf Coach Robin Dutt weitermachen. Und eine neue Mannschaft aufbauen. Jünger, schneller, hungriger, erfolgreicher soll sie sein: Der VfL geht mit Konstanz in der Führung und einem radikalen Umbruch in der Mannschaft seinen Weg gegen den Strom der Zeit.

Robin Dutt, auch erst seit 16 Monaten im Amt, ist schon die Nummer drei der dienstältesten Trainer in der zweiten Klasse. Und das, obwohl der VfL Bochum mit Rang elf sein Ziel deutlich verfehlt hat.

Die enttäuschende Saison aber war schon vor dem letzten Spiel gegen Union Berlin (2:2) abgehakt. „In einem Jahr“, sagt Robin Dutt im Gespräch mit dieser Zeitung, „lasse ich mich daran messen, ob eine Mannschaft auf dem Platz steht, die die Träume der Menschen bedient und die Fantasie beflügelt.“ Nach dann zweieinhalb Jahren in Bochum „kann man schon beurteilen, ob ich hier der Richtige bin oder nicht mehr“. Um sein Ziel zu erreichen, benötige er eine Mannschaft, „die gierig ist, die voll mitzieht“. Eigenschaften, die hier und dort zuletzt vermisst wurden.

Der 54-jährige Fußball-Lehrer, der in Leverkusen und Stuttgart auch die andere Seite des Geschäfts kennen gelernt hat, und Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz haben aufgeräumt. „Wenn man einen Umbruch will, muss man ihn durchziehen und darf nicht scheibchenweise handeln“, sagt Schindzielorz. Der 40-Jährige, zeitgleich mit Trainer Robin Dutt und seinem Geschäftsführer-Kollegen Ilja Kaenzig gestartet, demonstriert damit erstmals rigorose Handlungsstärke.

Acht Abgänge stehen schon länger fest, weitere dürften bis zum Transferschluss noch folgen. Für Wirbel aber sorgte vor allem die Konsequenz, mit der die Führung des VfL zwei verdiente Routiniers sprichwörtlich vor die Tür setzte nach dem Schlusspfiff dieser Saison. Kapitän Stefano Celozzi, 30, und Innenverteidiger Tim Hoogland, 33, sollen den Klub nach zusammen neun Jahren verlassen, obwohl ihre Verträge noch bis zum Sommer 2020 laufen: Alte Verdienste zählen nichts mehr.

Verantwortung für Verbliebene beim VfL Bochum

Nicht verlängert wurde unter anderem mit Ex-Schalker Sidney Sam (31) und Australiens Nationalstürmer Robbie Kruse (30). Rechtsverteidiger Jan Gyamerah und Torjäger Lukas Hinterseer, zwei weitere Leistungsträger der Vergangenheit, hätte der VfL indes gerne gehalten. Beide zieht es aber zum finanzstärkeren Hamburger SV.

Spieler im besten Fußballalter wie Tom Weilandt, Simon Zoller und Thomas Eisfeld sollen künftig mehr Verantwortung übernehmen. Von den über 30-Jährigen zählen der nicht unumstrittene Torwart Manuel Riemann und Anthony Losilla weiter zum festen Kern, und der ewige Bochumer Patrick Fabian soll in neuer Rolle, als Spieler für den Notfall und Bindeglied zwischen Team und Führung, zum Neuaufbau beitragen.

Eigene Talente wie Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap (17) zählen zu den Hoffnungsträgern, und der erste Neuzugang ist auch gelandet: Danny Blum kommt aus der zweiten spanischen Liga. Den 28-jährigen Flügelspieler hatte UD Las Palmas von Eintracht Frankfurt, wo er einen Vertrag bis 2020 hatte, ausgeliehen. Der VfL will sich in allen Mannschaftsteilen noch weiter extern verstärken – auch ohne höhere Ablösesummen.

Denn mit Geld wuchern, daran hat sich nichts geändert, kann der VfL Bochum vor seiner zehnten Zweitliga-Saison in Folge nicht.