Der Herzblut-Auftritt des VfL Bochum beim 2:2 gegen Union Berlin sollte gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, dass man abschenkt.
Der VfL Bochum hat für einen furiosen Saisonausklang gesorgt. Mit dem 2:2 gegen Union Berlin verwehrten die Bochumer den Berlinern den direkten Aufstieg. Der Herzblut-Auftritt des VfL richtete sich aber nicht gegen den Gegner, vielmehr wollte man nicht den Eindruck erwecken, einfach abzuschenken. „5:1, 5:1, 8:1 - bei den Bundesliga-Ergebnissen am Samstag konnte man glauben, einige Teams befänden sich schon im Urlaub“, sagte Robin Dutt und fügte hinzu: „Wir wollten keine Dekoration sein.“
Davon konnte keine Rede sein, trotz der personellen Probleme. Zwar verteidigte Danilo Soares auf der linken Seite, dennoch fehlten auf Seiten des VfL zehn Akteure, auch die Hoffnung auf Simon Zoller und Tim Hoogland als Alternativ-Spieler war vergeblich gewesen. An Engagement fehlte es aber nicht. In strömendem Regen und beflügelt von der stimmungsvollen Kulisse lieferten die Hausherren eine Partie ab, die, so Dutt, „mich richtig stolz macht“. Selten zuvor hat man Thomas Eisfeld so hingebungsvoll grätschen sehen, und was der 17-jährige Armel Bella-Kotchap auf den Rasen brachte, war bemerkenswert. Chancen waren zwar dünn gesät, aber vorhanden. Zum Beispiel für Milos Pantovic, dessen Heber nach einem langen Ball von Manuel Riemann über das Gäste-Tor segelte.
Anschließend leistete sich VfL-Torhüter Manuel Riemann einen Patzer, der allerdings nicht bestraft wurde. Und dann wurde der Einsatz der Bochumer belohnt. Nach einer feinen Kombination spielte Lukas Hinterseer, der zuvor aufgrund seines bevorstehenden Abschiedes nicht nur mit Blumen, sondern auch mit Applaus bedacht wurde, Anthony Losilla frei. Der Franzose, wie immer ein Vorbild an läuferischem Einsatz, Übersicht und Willen, schoss zum 1:0 ein. Union, bis dahin harmlos, verstärkte seine Offensivbemühungen, und Riemann musste nach Sebastian Anderssons Kopfball all’ sein Können aufbieten, um den Ausgleich zu verhindern.
Aber der VfL setzte nach. Als Sascha Prömel kurz nach dem Wiederanpfiff Hinterseer umriss, blieb dem schwachen Schiedsrichter Harm Osmers nichts anderes übrig, als auf Foulelfmeter zu entscheiden. Silvère Ganvoula trat in seinem möglicherweise letzten Spiel für den VfL an und setzte den Ball zum 2:0 ins Netz. Wenige Minuten später hätte Pantovic alles klar machen können. Nach einer sehenswerten Kombination über Losilla, Hinterseer und Weilandt kam der Ex-Bayer frei zum Abschluss, verzog aber.
Gelb-Rot für Ganvoula umstritten
Die Berliner drängten mit Macht, wollten das Blatt unbedingt noch wenden, zumal Paderborn in Dresden hinten lag und sich das Tor zur Bundesliga weit öffnete. Unterstützt wurden die Gäste von Schiedsrichter Osmers, der Ganvoula nach einem simplen Zweikampf Gelb-Rot unter die Nase gehalten hatte. Eine strittige Aktion, die Robin Dutt dem Angreifer jedoch nicht übel nahm: „Ich bin dafür dankbar, dass wir Mentalitätsspieler wie ihn haben.“
Mit Zähnen und Klauen verteidigten die Gastgeber nun ihren Vorsprung, doch Union war nicht mehr zu halten. Prömel gelang aus gut 25 Metern ein Traumtor, Joshua Mees traf wenig später zum 2:2. Und in der Nachspielzeit parierte Riemann noch einmal glänzend.
Die von gut 7000 euphorisierten Fans angetriebenen Berliner müssen in die Aufstiegsrelegation. Der VfL rutschte zwar auf Rang elf ab, verabschiedete sich aber mit einem Achtungserfolg in die Pause.