Bochum. Obwohl der Revierklub im Mittelfeld der 2. Liga feststeckt, ist es für Bochums Cheftrainer Robin Dutt nicht an der Zeit, Wagnisse einzugehen.
In der 2. Bundesliga ist der VfL Bochum Neunter. Um den Klassenerhalt wird der Pott-Klub nicht kämpfen müssen, nach oben geht aber auch fast nichts mehr. Einen Grund für Experimente sieht VfL-Trainer Robin Dutt deswegen aber nicht.
Elf Spieler bildeten am Dienstag um 15:30 Uhr vor dem West-Derby bei Armina Bielefeld die zweite Trainingsgruppe des VfL Bochum - über die Hälfte davon waren 20 Jahre oder jünger. Moritz Römling (17), Armel Bella-Kotchap (17), Jan Wellers (19) - sie zum Beispiel waren nicht nur bei der Einheit mit dabei, sondern sollen auch die Zukunft des VfL Bochum sein. In der 2. Bundesliga geht für die Bochumer in dieser Saison nicht mehr viel. Als Neunter hat die Dutt-Elf 13 Punkte Rückstand auf Rang drei, aber eben auch die gleiche Anzahl an Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz. Die Devise lautet dennoch: keine Experimente.
Der VfL Bochum hat im Durchschnitt die älteste Mannschaft (29,6 Jahre) in der 2. Liga. In den Top-Ten dieser Kategorie kommen die Bochumer nach 25 Spielen insgesamt neun Mal (!) vor. Eine radikale Verjüngungskur der Startelf will Trainer Robin Dutt in den nächsten Spielen trotzdem nicht vornehmen - für ihn geht es noch um sehr viel. „So eine Einstellung habe ich nicht“, sagte der ehemalige DFB-Funktionär: „Wir sind nicht in der Vorbereitungsphase. Jeder Verlust eines Tabellenplatzes kann uns eine Million Euro kosten.“ Die Erlöse aus dem TV-Topf sind aber nicht der einzige Grund für Dutt, er bezieht auch die Anhänger des Klubs mit ein: „Es gibt an jedem Spieltag Zuschauer, die Eintritt zahlen und ein gutes Fußballspiel sehen wollen.“
Jammern verboten - Janelt und Römling als Vorbilder
Im Klartext: Signifikante Änderungen in den Startaufstellungen wird es - natürlich abhängig von möglichen Verletzungen - bis zum Saisonende nicht geben. Das bedeutet für viele Youngster im Bochumer Kader: geduldig bleiben. Jammern und Lustlosigkeit sind in solch einer Phase keine guten Wegbegleiter, findet Dutt: „Man muss dranbleiben. Bei jungen Spielern hast du manchmal den Eindruck, dass sie denken, es liegt an jemand anderem, dass sie nicht spielen. Aber das ist nicht so. Manchmal dauert es einfach länger, aber irgendwann kommt die Chance.“ Zwei Positiv-Beispiele könnten dabei Vorbilder sein.
Moritz Römling feierte gegen Holstein Kiel sein Profidebüt, wurde gegen Dynamo Dresden erneut eingewechselt. Auch Vitaly Janelt hat sich mittlerweile in der ersten Elf festgespielt. Dafür gibt es vom Trainer ein Sonderlob: „Er hat seine Chance bekommen und dann eine gute Leistung gebracht. Dann konnte ich sagen, dass er wieder spielt.“ Dutt selbst betont, bei ihm gelte grundsätzlich das Leistungsprinzip - unabhängig vom Alter. „Ich bin zwar nicht immer bereit, jemanden sofort zu ersetzen, sondern schenke erst einmal Vertrauen“, sagte er und schob nach: „Aber ich bin nicht jemand, der unbedingt nach Hierarchie aufstellt. Robbie Kruse spielt im Moment nicht, sitzt teilweise auf der Tribüne. Auch Kapitän Stefano Celozzi ist mal draußen.“
Dennoch brauche eine Mannschaft immer auch eine Struktur und Stabilität, findet Dutt. Im Kampf um Erlöse aus dem TV-Topf und das Erreichen des Minimalziels Platz sieben wird der VfL-Trainer deswegen auch nicht zur Radikalkur ansetzen - keine Zeit für Experimente eben.