Von Tiefpunkt zu Tiefpunkt hangelt sich der VfL Bochum und hat inzwischen jegliche Sicherheit und Kompaktheit verloren.
Was ist da bloß passiert zwischen dem 3:2-Erfolg in Köln und dem Wiederanpfiff der Zweitliga-Saison im neuen Jahr? Der VfL Bochum ist jedenfalls nicht wiederzuerkennen. Von Tiefpunkt zu Tiefpunkt hangelt sich die Mannschaft und hat inzwischen jegliche Sicherheit und Kompaktheit verloren. Der mühsame 2:1-Erfolg gegen den MSV Duisburg zu Jahresbeginn hat die schon damals erkennbaren Schwächen überdeckt. Andere Teams, mit einem höheren Tempo, wie Paderborn und Kiel, decken nun diese Schwächen gnadenlos auf.
Appelle machen inzwischen die Runde. „Nur als Gemeinschaft werden wir wieder Punkte holen“, sagte Sportchef Sebastian Schindzielorz nach dem 1:3 gegen Holstein Kiel, das praktisch nach 41 Minuten und den Toren von Alexander Mühling, Jannik Serra und Masaya Okugawa besiegelt war. Und Patrick Fabian, der mit Beginn der zweiten Halbzeit den erneut sehr unglücklich agierenden Dominik Baumgartner ersetzte, warnte: „Keiner darf anfangen, sein eigenes Süppchen zu kochen.“ Derartige Kommentare, die ja mehr eine Aufforderung nach innen, also in die Mannschaft hinein, sind, machen hellhörig. Offenbar hat man beim VfL selbst das Gefühl, dass nicht mehr alle an einem Strang ziehen, offenbar gibt es auch Interessenkonflikte und hier und dort den Eindruck, es fehle an Engagement.
Man sollte sich davor hüten, das jemandem konkret zu unterstellen. Fakt ist aber, dass Spieler wie Robbie Kruse, der angeschlagen fehlte, und Lukas Hinterseer, der keinerlei Wirkung beim Gegner hinterließ, momentan meilenweit von ihrem maximalen Leistungsvermögen entfernt sind. Fakt ist auch, dass Sebastian Maier, der diesmal nicht mal eingewechselt wurde, auch in physisch ordentlicher Verfassung die Anforderungen in Sachen Körperlichkeit nicht erfüllt. Bis zum heutigen Tage gibt es niemanden im Bochumer Team, der in der Lage ist, Kevin Stöger einigermaßen zu ersetzen.
Es gibt immer ein paar untrügliche Zeichen für eine tiefgreifende und tiefsitzende Misere. Fehlende Kompaktheit ist eines dieser Zeichen. Wenn die Spieler nicht zusammenrücken und die Abstände riesengroß werden, wenn der eine dann nicht mehr den Fehler des anderen auszubügeln versteht, weil er ja sowieso nicht mehr rechtzeitig hinkäme, und wenn die Zweikämpfe in beiden Richtungen nur halbherzig bestritten werden, dann stimmt etwas nicht, dann ist das Kind ganz tief in den Brunnen gefallen. Genau das ist derzeit der Fall beim VfL Bochum.
Dutt muss rasch Lösungen finden
Unter diesen Umständen einem 17-Jährigen zu seinem Profidebüt zu verhelfen, setzt schon eine gehörige Portion Optimismus voraus. Vermutlich wäre Moritz Römling einen Tag später im Spitzenspiel der A-Jugend gegen den 1. FC Köln wesentlich besser aufgehoben gewesen, bei den Profis am Samstag gab es für ihn nichts, aber auch gar nichts zu gewinnen, außer dem Eindruck, wie es nicht laufen sollte, nicht laufen darf. Optimismus muss auch bei der Entscheidung im Spiel gewesen sein, Baumgartner anfangs praktisch allein, ohne die Hilfe des frei, aber wirkungslos vagabundierenden Jan Gyamerah, auf der rechten Abwehrseite zu lassen.
Es ehrt Robin Dutt, wenn er die Spieler, die die Zügel schleifen lassen, nicht, wie er sagt, öffentlich „an die Wand stellen“ will. Gleichwohl wird er rasch Lösungen finden müssen, um das von allen beschworene Gemeinschaftsgefühl wieder herzustellen.