Marbella. . Im Interview im spanischen Trainingslager äußert sich Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis zu den Plänen des VfL Bochum.

Hans-Peter Villis nimmt am Dienstagvormittag auf einer Couch des Hotel Melia Banus in Marbella Platz. Bei einer Tasse Kaffee zieht der Aufsichtsratsvorsitzende des VfL Bochum im exklusiven Gespräch mit dieser Redaktion eine Bilanz der letzten Jahre und blickt optimistisch voraus - auch zum Thema Investorensuche.

Herr Villis, Sie sind seit über sechs Jahren Chef des VfL. Ihre Bilanz?

Hans-Peter Villis: Das Wichtigste ist, dass wir uns sportlich und wirtschaftlich konsolidiert haben. Vor sechs, sieben Jahren sah es finanziell nicht gut aus. Wir hatten überhaupt keine Flexibilität. So ein Transfer wie der von Simon Zoller war damals undenkbar. Alles war auf Kante genäht. Jetzt haben wir zweimal in Folge die Lizenz ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Sportlich wollten wir in die 1. Bundesliga, das bleibt im Fokus, auch wenn andere Vereine finanziell heute noch einmal anders dastehen als wir. Die Top 25 ist als dauerhaftes Ziel klar formuliert.

Es gab in Ihrer bisherigen Amtszeit auch etliche Tiefen, in der Krise vor einem Jahr wurden Sie auch persönlich kritisiert. Haben Sie nie ans Aufhören gedacht?

Villis: Nein. Im Gegensatz zu anderen stehen meine Aufsichtsratskollegen und ich zu unserer Verantwortung. Bei Schönwetter kann jeder segeln. Wenn es mal strubbelig wird, heißt das nicht, dass man hinschmeißen muss. Aber die Vorsaison ist abgehakt. Wir haben ein neues Management, wir haben Ruhe im Verein, werden uns aber nicht ausruhen.

Schickt seine Mannschaft nach sechs harten Trainingseinheiten in den ersten Test gegen ZSKA Sofia: VfL-Trainer Robin Dutt.
Schickt seine Mannschaft nach sechs harten Trainingseinheiten in den ersten Test gegen ZSKA Sofia: VfL-Trainer Robin Dutt. © firo Sportphoto/Ralf Ibing

Ist jetzt nur noch Friede und Freude zurzeit?

Villis: Nein, wir haben noch dicke Bretter zu bohren. Da ist die Investorensuche. Die Geschäftsführung hat Ideen und Strategien, woraus sich ein Prospekt entwickelt, wofür der VfL steht. Wir haben zwar einen guten Kader. Aber um noch weiter oben anzugreifen und die Qualität weiter zu erhöhen, fehlen uns noch ein paar Millionen. Ein Investor muss aber zwingend zu uns passen. Was wir den Mitgliedern gesagt haben, das hat Bestand.

Die Ausgliederung wurde im Oktober 2017 beschlossen. Wenn der Prospekt jetzt fertig ist - ist mit einem Gesellschafter in diesem Jahr zu rechnen?

Villis: Das ist denkbar. Es gibt Interessenten. Der in dieser Sache federführende kaufmännische Geschäftsführer Ilja Kaenzig hat Strategien, die wir in den Gremien noch weiter diskutieren, sehr gut entwickelt und alles vorbereitet. Wir mussten genau definieren, was wir wollen.

Nämlich?

Villis: Investoren aus China oder Dubai sind bei uns nicht das Thema, wir wollen Gesellschafter aus unserer Region, die eine hohe Affinität zum VfL Bochum haben. Das heißt nicht, dass er nicht auch aus Hamburg kommen könnte, der VfL hat bundesweit Fans. Und: Der VfL ist nicht nur ein Fußballverein, sondern auch eine wichtige Marke für die Stadt Bochum. Wir wollen die Anteile auf mehrere Schultern verteilen. Ein Ankerinvestor ist aber wichtig, auch um andere davon zu begeistern, sich beim VfL zu engagieren. Unabhängig von einem Gesellschafter sind wir mit unseren Partnern bereits gut aufgestellt, beispielsweise haben wir im Merchandising zugelegt und einen neuen Rekord beim Verkauf der Dauerkarten für die Stadtwerke Bochum LOUNGE aufgestellt. Auch beim Dauerkarten-Verkauf nähern wir uns unserem einstigen Bundesliga-niveau.

Zur Bundesliga: Ist der Aufstieg in dieser Saison noch möglich?

Villis: Wir haben einen guten Kader und wollen jede Gelegenheit nutzen, oben anzugreifen. Wir werden aber nicht mehr den Fehler machen zu sagen, dass wir unbedingt aufsteigen wollen. Wenn man sich in den Top 25 etablieren will, schließt das allerdings einen Aufstieg auch nicht aus.

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Die Kaderplanung nimmt Gestalt an. Simon Zoller und Dominik Baumgartner kamen im Winter, mit Tim Hoogland und Chung-Yong Lee hat man verlängert. Folgen weitere Unterschriften?

Villis: Man sieht in dieser Saison, wie wichtig es ist, eine eingespielte Mannschaft zu haben. Weitere Zugänge in diesem Winter sind nicht die oberste Priorität. Es gilt eher, wichtige Verträge zu verlängern.

Klappt das - etwa bei Tom Weilandt, Jan Gyamerah, Lukas Hinterseer, deren Kontrakte im Sommer auslaufen?

Villis: Wir sind in Gesprächen, wollen alle drei Spieler halten. Aber die Konditionen müssen für beide Seiten stimmen. Wir haben auch Alternativen. Tom Weilandt hat signalisiert, dass er sich wohlfühlt. Ähnliches gilt auch für die anderen Spieler. Jan Gyamerah weiß, dass er seinen Preis hat, und Lukas Hinterseer hat sich super entwickelt.