Marbella. . Der dienstälteste Profi des VfL Bochum hat weiter Lust auf mehr. Der Verteidiger spricht über Erfolge, Enttäuschungen und persönliche Ziele.
Patrick Fabian, 31, hat vier Kreuzbandrisse überstanden. Im Jahr 2018 war der Innenverteidiger und dienstälteste Profi des VfL Bochum, der dem Verein seit 2002 die Treue hält, verletzungsfrei. Er half entscheidend mit, den VfL aus der Krise zu führen in der vergangenen Rückrunde – und meldete sich mit einem starken Comeback am Jahresende erneut zurück. Der gebürtige Hagener spricht im Interview über Erfolge und Enttäuschungen, Entwicklungen und Erwartungen – und seine persönlichen Pläne.
Riesige Freude nach dem Köln-Spiel
Der 3:2-Sieg in Köln hallt noch nach. Für Ihre Leistung haben Sie viel Lob erhalten, auch von den Fans in den sozialen Medien. Das tat sicher gut, nachdem Sie ja in den meisten Partien zuvor nur auf der Bank gesessen hatten.
Patrick Fabian: Dass uns der Sieg in Köln gelungen ist, in einem in dieser Liga schon besonderen Spiel, war ein schöner Jahresabschluss. Ich persönlich konnte zeigen, dass ich noch da bin, dass ich in der Lage bin, auf Topniveau in der 2. Liga zu spielen. Wirklich überrascht hat mich das zwar nicht. Ich habe mich im Training ja angeboten und gezeigt, dass ich mithalten kann. Aber letztlich zählt es dann im Spiel, und dass es so gekommen ist, hat mich schon riesig gefreut.
Sie waren in der Rückrunde der Vorsaison unter Trainer Robin Dutt, als es um alles oder nichts ging, gesetzt, waren das gesamte Jahr verletzungsfrei. Nach der Sommerpause aber mussten Sie bis zum letzten Hinrunden-Spieltag in Berlin auf Ihren ersten Startelf-Einsatz warten. Wie schwer ist Ihnen das gefallen?
Patrick Fabian: Mal mehr, mal weniger schwer. Ich bin tatsächlich seit April 2017, nach meiner letzten Operation, verletzungsfrei, mal abgesehen von einem Nasenbeinbruch. Ich habe seitdem, glaube ich, nur drei Trainingseinheiten verpasst, ich habe mit unserem Athletik-Trainer Jörn Menger viele Zusatzeinheiten absolviert. Am Ende hat sich das bezahlt gemacht. Ich mache mein Glück zwar nicht von Einsätzen oder Spielen abhängig, doch als gesunder Sportler will man auch am Wettkampf teilnehmen. Ich habe die Situation aber immer so angenommen, wie sie ist. Mir ist ja auch klar, dass viele Vereine, auch der VfL Bochum, an die Zukunft denken, sich verjüngen wollen. Ich bin mir meiner Rolle in der Mannschaft bewusst, als Typ, der einen gewissen Einfluss auch auf andere Spieler hat, der im Training oder auch unmittelbar vor den Spielen helfen kann. Ich habe alle Partien mit dem Herzen verfolgt. Dass ich am Ende wieder mitwirken konnte, war dann umso schöner.
Von Demut und Respekt
Inwiefern helfen Sie dem Team denn auch jenseits der 90 Minuten Zweitliga-Fußball?
Patrick Fabian: Ich denke, dass ich vom Charakter her, nicht nur als Fußballer, ein Vorbild sein kann. Ich versuche gewisse Werte vorzuleben, die hier und da vernachlässigt werden: das Bodenständige, die Demut, Anstand und gegenseitiger Respekt. Und es ist ja bekannt, dass ich viele Rückschläge wegstecken musste und dass ich immer zurückgekommen bin, teils über den Erwartungen. Ich denke, dass der Respekt der Teamkollegen da ist. Auch weil ich bin, wie ich bin.
Wie sind Sie denn?
Patrick Fabian: Ich bin nicht die beleidigte Leberwurst, wenn ich nicht spiele. Umgekehrt drehe ich auch nicht durch und mache nicht den großen Zampano, wenn ich spiele und meine Leistung auf dem Platz gebracht habe. Mein Charakter hat sich unabhängig vom Fußball entwickelt und ist so auch zu sehen.
Das 3:2 in Köln vor 50.000 Zuschauern hat sicher auch bei einem Routinier wie Ihnen Appetit gemacht.
Patrick Fabian: Natürlich. Ich freue mich, dass ich es dem Trainer nicht einfacher gemacht habe bei der zukünftigen Wahl seiner Aufstellung. Ich weiß, was ich dem Team mitgeben kann, auch im Spiel.
Noch ist die Zukunft offen
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Sie sind als studierter Wirtschaftswissenschaftler, als ehrenamtlicher Vorsitzender des Tierschutzvereins PAU, als Gesellschafter der Sportswear-Firma „Stasp – Streets and Sport“ in Bochum vielseitig aufgestellt. Was sind Ihre Pläne über diese Saison hinaus?
Patrick Fabian: Das ist noch offen. Ich habe ein paar Sachen im Kopf, aber damit beschäftige ich mich aktuell noch nicht konkret. Ich lasse das auf mich zukommen. Mit dem Verein bin ich ohnehin in einem ständigen Austausch.
Wäre ein Patrick Fabian eines Tages auch in einer anderen Funktion beim VfL Bochum vorstellbar?
Patrick Fabian: Auch das ist denkbar. Aber in der 2. Liga Fußball zu spielen, im Ruhrstadion oder wie jetzt vor 50.000 Zuschauern in Köln, das macht schon weiter Lust auf mehr. Klar ist, dass der Fußball immer die Hauptrolle spielen soll, daran wird sich grundlegend nichts ändern. Ob aktiv oder passiv, ob beim VfL Bochum oder woanders, wird sich zeigen. Daneben werde ich mich weiterhin sozial und ehrenamtlich engagieren.
Mit Rang acht nicht zufrieden
In der restlichen Rückrunde sind Sie definitiv als Spieler gefragt. Mit Rang acht kann man derzeit nicht ganz zufrieden sein.
Patrick Fabian: Platz acht ist ein bisschen zu wenig. Nicht nur für das, was wir geleistet haben, sondern auch im Verhältnis zu den Teams, die vor uns stehen. Köln und Hamburg haben sicherlich eine extrem hohe Qualität für die 2. Liga, aber gegenüber allen anderen Teams sind wir nicht schlechter besetzt. Daraus muss man auch den Schluss für die Rückrunde ziehen. Dann werden die Platzierungen vergeben, dann muss man da sein, muss punkten. Ich nenne das Rückrunden-Mentalität. Jetzt gilt es zu siegen, egal wie. Wenn wir diese Rückrunden-Mentalität auf den Platz bringen, ist alles möglich.
Zumal sich der VfL mit Simon Zoller und Dominik Baumgartner verstärkt hat, zudem etliche Langzeitverletzte zurückkehren.
Patrick Fabian: Wir haben einen super Kader, aber wir sind nicht die einzigen, die Qualität haben. Auch die Mannschaften, die unter uns stehen, haben sich verstärkt, die werden kratzen und beißen, so wie wir es gemacht haben in der vergangenen Rückrunde. Das muss allen bewusst sein. Unsere ersten Gegner sind Duisburg und Sandhausen. Es braucht niemand zu denken, dass diese Spiele zu reinen Selbstläufern werden.
Alles geht miteinander in eine Richtung
Auch im Vorjahr startete der VfL gegen den MSV, verlor 0:2. Seitdem hat sich im Verein viel verändert. Was ist für Sie der entscheidende Unterschied zum Januar 2018?
Patrick Fabian: Es ist deutlich ruhiger geworden. Nicht auf dem Feld oder in der Kabine, da darf es auch nicht zu ruhig sein. Aber man hat schon das Gefühl, dass jetzt alles miteinander in eine Richtung geht, es gibt nicht mehr diese Nebenkriegsschauplätze. Der Fokus liegt jetzt ganz auf dem Fußball. Das macht es auch einfacher, erfolgreich zu arbeiten, sich weiterzuentwickeln.
Sie sind seit Sonntag im Trainingslager. Eine lästige Pflicht?
Patrick Fabian: Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich auf die Trainingseinheiten bei angenehmen Temperaturen, wie ein Großteil der Mannschaft auch. Das zeigt auch, dass die Stimmung im Team zurzeit wirklich gut ist.