Grumme. . Ein Jahr lang sah er nur zu, jetzt bekam er Lob. Görkem Saglam mischt wieder in der 2. Liga mit. Fünf Aspekte nach dem 1:0 des VfL gegen den SVD.
Heimspiele vor einer Länderspielpause bescheren dem VfL Bochum in dieser Saison offenbar das nötige Quäntchen Glück. Wie Anfang Oktober gegen Arminia Bielefeld setzte sich der VfL auch gegen Darmstadt mit 1:0 durch. Fünf Aspekte zum ersten Erfolg nach zuvor drei Unentschieden.
1 Einsatz und Spielkultur
In beiden Bereichen war der VfL das bessere Team. Bochum investierte mehr als die Gäste, war auch zweikampfstärker, wollte den Sieg. 61 Prozent Ballbesitz sprechen eine deutliche Sprache. Trainer Robin Dutt sah einen „ordentlichen spielerischen Ansatz“ gegen einen körperbetont verteidigenden Gegner. Nicht mehr, aber auch nicht weniger: Spielerisch war das Mittelmaß.
Dass Chung-yong Lee fehlte, machte Tom Weilandt praktisch wett, wenn man es nur auf die Position beschränkt. Schon im ersten Durchgang war der Ex-Kieler mit seinen Pässen und Abschlüssen der auffälligste Bochumer, sein Solo zum 1:0 krönte seine Leistung. „Es hat mir gut gefallen, auf der Zehn zu spielen“, sagte Weilandt. „Ich kenne diese Position, ich komme daher. Ich spüre das Vertrauen und dann ist es einfach, auch etwas zurückzugeben“, erklärt der 26-jährige sein Selbstvertrauen, sein Durchsetzungsvermögen, seine neue Zweikampfhärte.
Natürlich aber können und werden Lee und Weilandt künftig auch wieder gemeinsam auflaufen. Sidney Sam und Robbie Kruse auf den Flügeln konnten sich nicht großartig empfehlen, einer von beiden wird weichen müssen. Dass Lukas Hinterseer nach seiner Grippe in der Vorwoche nicht so aggressiv, nicht so lauf- und zweikampfstark auftrumpfen konnte wie üblich, erklärt einige Mängel im VfL-Spiel insbesondere im letzten Drittel.
2 Die Null steht
Im defensiveren Zentrum hatten Robert Tesche und Anthony Losilla alles im Griff. Die beiden Mittelfeld-Routiniers sorgten mit dafür, dass zum sechsten Mal in dieser Saison die Null stand. Denn die Viererkette gönnte sich doch einige Aussetzer, vor allem Jan Gyamerah, während Tim Hoogland den Laden zusammenhielt und links Danilo Soares dem einstigen Talent Marcel Heller keinen Stich ließ. Offensiv kam letztlich zu wenig von Darmstadt.
3 Die Schlussphase
Das galt auch in den letzten Minuten, die Zitterphase zuletzt gegen Regensburg und Fürth. Diesmal passierte nichts mehr, auch wenn Torwart Manuel Riemann nicht wirklich zufrieden war: „Wir haben das nicht unbedingt sicher und souverän zu Ende gespielt, da müssen wir einfach cleverer sein und das Spiel frühzeitiger entscheiden“, sagte Riemann. Dabei hatte er womöglich auch die Chance von Silvere Ganvoula vor Augen, der freistehend meilenweit verzog in der Nachspielzeit. Dennoch: Unterm Strich roch es diesmal nicht nach Gegentor. Auch, so Trainer Robin Dutt, weil der VfL besser anlief, sich nicht so sehr hinten reindrängen ließ, für Entlastung sorgte. Und einer, der dabei half, war vielleicht einer der glücklichsten Sieger des Abends.
4 Görkem Saglam
Der 20-Jährige durfte ein Jahr lang in keinem einzigen Pflichtspiel ran, jetzt war es soweit. Erstmals unter Robin Dutt. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis“, versicherte der Coach. „Görkem hat sich Woche für Woche verbessert und sich reingehängt“, lobte Dutt die Trainingsleistungen. „Er hatte die Aufgabe, für Entlastung zu sorgen. Er hat es gut gemacht, er hat am Ball für Sicherheit gesorgt.“
Der U-Nationalspieler freute sich über sein gelungenes 21-Minuten-Comeback, auch wenn er sogar auf einen Startelf-Einsatz gehofft hatte. „Aber bei so einem Spiel wie gegen Darmstadt und bei so einem Druck hätte ich auch Tom Weilandt den Vorzug gegeben“, räumte der klassische Zehner ein, der nicht so flexibel einsetzbar ist wie andere und auch deshalb oft nicht einmal im Kader stand.
Trotzdem betonte Saglam seinen guten Draht zum Coach, auch wenn er ja immer wieder „enttäuscht“ wurde bei der Nominierung. „Das war schwer für mich“, sagte er. „Das sollen jetzt nicht die einzigen 21 Minuten bleiben. Für mich gilt es, in der Länderspielpause Gas zu geben, nicht nachzulassen im Training.“
5 Die Aussichten
Als immens wichtig stufte Dutt den Sieg ein, auch für die Stimmung. „Die 20 Punkte entsprechen unserer Leistung in der Hinrunde“, ordnete er die Ausbeute und Rang fünf ein. Bei einem Heimsieg gegen Aue am 24. November könnte der VfL weiter klettern, ehe es nach Magdeburg geht und zum Abschluss des Jahres drei Höhepunkte warten. Spätestens bei Union Berlin, gegen den FC St. Pauli und in Köln wird sich zeigen, ob der VfL als Top-Drei-Kandidat überwintern darf.