Das Fan-Projekt des VfL Bochum bekommt am 18. November in Dortmund den Julius Hirsch Preis des DFB (3. Platz) verliehen.
Titel krönen sportliche Bestleistungen, Preise sind eine willkommene Anerkennung für Anstrengungen in Sachen Forschung und gesellschaftlichem Engagement. Dass der Julius Hirsch Preis (3. Platz) des DFB am 18. November an eine Arbeitsgemeinschaft des Fan-Projektes Bochum verliehen wird, sollte den Machern um Florian Kovatsch und VfL-Fan Thorben Sommer Ansporn genug sein, die von ihnen erstellte Broschüre „1938 - nur damit es jeder weiß“ in einer überarbeiteten Version neu aufzulegen.
Am Dienstag war Kovatsch, Sommer, Dr. Henry Wahlig (Deutsches Fußballmuseum Dortmund und glühender VfL-Fan) sowie Fanbetreuer Dirk Michalowski im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte der Applaus der etwa 80 Zuhörer gewiss, als es darum ging, einen durchaus kritischen Blick in die Vergangengenheit zu werfen, um die Zukunft zu planen. Weil der Bochumer Zweitligist zwar das Gründungsjahr 1848 im Namen führt, tatsächlich aber erst ab 1938 ausdrücklich vom VfL die Rede sein kann, war in der Vergangenheit oft von einer nur auf Druck der Nationalsozialisten zustande gekommenen „Zwangsfusion“ der drei beteiligten Klubs die Rede gewesen. Wahlig spricht nach neuesten Recherchen inzwischen aber lieber von vorauseilendem Gehorsam und vergleicht das Verhalten der Vereinsoberen in diesem Fall mit der sehr frühen Vertreibung der Juden aus dem Vereinsleben - nicht nur in Bochum. Übrig bleibt: Es gab hier wie dort keinerlei Widerstand in der Bevölkerung.
Die Broschüre des Fan-Projektes stellt nun die Jahreszahl 1938 in den Mittelpunkt, benennt aber auch relevante Erinnerungsorte in Bochum. Es werden sogar auf Anfrage Stadtrundgänge angeboten. Der Verein selbst ist in Person von Dirk Michalowski aktiv geworden. Nach einem Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz initiierte Michalowski eine Reise nach Buchenwald in Weimar. Zwei Außenlager befanden sich einst in Bochum, das war der lokale Bezug. Michalowski bewertet die Reaktion der Teilnehmer dieser heterogenen Gruppe als durch und durch positiv und will an dieser Form von politischer und ethischer Bildung festhalten. Zudem hat der Klub Patenschaften mit Schulen ohne Rassismus geschlossen.
Ilja Kaenzig, Sprecher der VfL-Geschäftsführung und interessierter Zuhörer, dürfte mit diesem Engagement sehr zufrieden sein. Vielleicht greift Kaenzig ja auch Wahligs Wunsch nach einem kleinen VfL-Museum auf. Der Historiker sagte: „Fußball ist ein grandioses Vehikel, um die verschiedensten Bildungsangebote machen zu können.“