Grumme. . “Nur der Sieg zählt“, sagt Abwehrspieler Tim Hoogland vom VfL Bochum vor dem Zweitliga-Heimspiel gegen Dynamo Dresden am Dienstagabend.

Zwei Tage nach dem in der allerersten Betrachtung vielleicht etwas ärgerlichen 2:2 bei der KSV Holstein Kiel gibt es zwei gute Nachrichten vom VfL Bochum, dem Tabellendritten der 2. Fußball-Bundesliga. Erstens: Thomas Eisfeld ist am Montag in Berlin erfolgreich an seinem lädierten linken Knie operiert worden. Zweitens: Fast alle beim VfL sind inzwischen froh, aus dem Holstein-Stadion einen Zähler mitgenommen zu haben. Aber? „Jetzt zählt nur der Sieg“, sagt Innenverteidiger Tim Hoogland vor dem Spiel am Dienstag im Ruhrstadion gegen Dynamo Dresden (18.30 Uhr). „Wir wollen den Punkt, den wir in Kiel geholt haben, vergolden.“

Dresdens neuer Trainer Walpurgis sorgt für frischen Wind

Es rappelt in der 2. Liga. Köln (16 Tore), Paderborn (15) und Bochum (13) haben am häufigsten getroffen – und auch Dresden hat seine Torlaune wieder gefunden. Mit 4:1 setzte sich die SG Dynamo zuletzt gegen den stark gestarteten SV Darmstadt 98 durch und drehte sein Torverhältnis dadurch vom Minus ins Plus (9:7). Seit dem Trainerwechsel läuft es wieder beim Traditionsclub aus Sachsen.

Rund drei Jahre war der Hattinger Uwe Neuhaus (58) der Coach in Dresden, hatte das schlingernde Schiff von der 3. Liga umgehend wieder in die 2. Liga geführt. Doch nach einer schwachen Vorsaison, Unstimmigkeiten bei der Wahl der Taktik (Dreierkette ja oder nein?) und mehr als mäßigen Leistungen zum Saisonstart entschied man sich schon nach einem Sieg (1:0 gegen Duisburg) und einer Niederlage (1:2 gegen Bielefeld) sowie dem peinlichen Pokal-Aus beim Viertligisten SV Rödinghausen zur Trennung.

Christian Fiel, einst auch mal kurz für Bochum am Ball, übernahm kommissarisch, und nach dem 1:3 gegen Heidenheim präsentierte der Verein Maik Walpurgis als neuen Cheftrainer. Mit dem 44-Jährigen aus Herford, der in Lotte und Osnabrück erfolgreich war, danach in Ingolstadt aber letztlich scheiterte, kehrte der Erfolg zurück. 2:0 gewann Dresden in Regensburg, das 0:1 gegen den Hamburger SV war überaus unglücklich, nun folgte das 4:1.

Dabei trumpfte nach der Pause auch der eingewechselte Rico Benatelli auf. Mit dem Sohn der VfL-Legende Frank Benatelli ist zu rechnen, wenn die Dresdner um ihren Stoßstürmer Moussa Koné ihren Aufwärtstrend fortsetzen wollen. Beim Senegalesen platzte gegen Darmstadt der Knoten, der Winterneuzugang der SG Dynamo erzielte seine ersten beiden Saisontreffer. (rari)

Es ist nicht verwunderlich, dass Trainer Robin Dutt gegen den vierten Erfolg im siebten Saisonspiel überhaupt nichts einzuwenden hätte. Aber er weist einmal mehr mit sehr viel Nachdruck darauf hin, dass auch die Partien gegen Kontrahenten, die für die Fans einen vermeintlich kleineren Namen haben, Spiele auf Augenhöhe seien. „Nur der 1. FC Köln und der Hamburger SV stehen von ihren Möglichkeiten her mindestens eine Klasse höher. Alle anderen liegen relativ eng beieinander“, sagt Robin Dutt. „Und jetzt spielen wir gegen einen Gegner, der keinen kleinen Namen hat, sondern einen Traditionsnamen, und ein richtig guter Fußball-Standort ist.“

Sidney Sam oder Chung-Yong Lee für Robbie Kruse?

Dass der 53-jährige VfL-Trainer nicht dieselbe Startelf bringen wird wie in den vergangenen beiden Partien, gilt als wahrscheinlich. Danilo Soares, der linke Verteidiger, wird wegen seiner Innenbandreizung im Knie wohl ausfallen und durch Timo Perthel ersetzt. „Das Band ist aber stabil“, sagt Robin Dutt und will das Fehlen des Brasilianers (noch) nicht endgültig bestätigen.

Indes plagt sich Offensiv-Mann Robbie Kruse schon seit mehreren Tagen mit Wadenproblemen herum. „Das kann eng werden“, sagt sein Trainer, der Sidney Sam oder Chung-Yong Lee bringen könnte. Vielleicht wird es sogar mehr Änderungen geben. Und Robin Dutt macht kein Geheimnis daraus, dass bei der Nominierung auch das Bauchgefühl eine Rolle spiele – gerade in einer Englischen Woche. Es gilt dann, Fragen zu beantworten. Nämlich? „Wer ist in der Lage, noch einmal an seine Grenze zu gehen? Wer kann einen frischen Impuls geben?“, sagt er. „Es ist immer ein Pro und Contra. Ich hoffe, dass wir richtig entschieden haben.“

Deutliche Walpurgis-Handschrift

Große Sorgen ums Personal macht sich beim VfL aber anscheinend niemand. „Wenn einer ausfällt, steht der nächste parat“, sagt der offensive Mittelfeldmann Tom Weilandt, der davon ausgeht, dass die Dresdner Mannschaft mit viel Selbstvertrauen ins Ruhrstadion kommen wird. „Aber“, sagt der 26-Jährige, „wir haben genauso viel.“

Schon dreimal in dieser Saison erfolgreich: Tom Weilandt bei seinem Treffer zur 2:1-Führung am Samstag in Kiel.
Schon dreimal in dieser Saison erfolgreich: Tom Weilandt bei seinem Treffer zur 2:1-Führung am Samstag in Kiel. © Selim Sudheimer/firo

Wichtig wird sein, dass eine Bochumer Elf auf dem Rasen stehen wird, die sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe einrichtet. „Dresden ist eine richtig gute Mannschaft“, sagt Robin Dutt. „Uwe Neuhaus hat in den vergangenen Jahren wirklich eine super Arbeit gemacht. Jetzt ist Maik Walpurgis da und hat eine eigene Handschrift, die sehr deutlich erkennbar ist. Dresden hat nicht umsonst sechs Punkte aus den vergangenen drei Spielen geholt.“ Und dabei ist dem VfL-Trainer besonders die gute Organisation des Dynamo-Teams in der Defensive aufgefallen, das aber trotzdem „im Umschalten nach vorne sehr viel Schnelligkeit hat“.

Anthony Losilla: „Die Stimmung ist richtig gut“

Um gegen die Sachsen zu bestehen, sollte der VfL seine Konzentration wieder steigern. „Wir waren nicht konsequent genug und haben Kieler Chancen kreiert, indem wir zu leichte Ballverluste hatten“, blickt Tim Hoogland auf den Samstag zurück. „Wir haben ein bisschen viel zugelassen.“

Aber wie schon erwähnt: Niemand hat beim VfL anscheinend zugelassen, dass das späte Gegentor zum 2:2 für etwas länger anhaltende Traurigkeit sorgt. „Es könnte immer noch ein bisschen besser sein, aber die Stimmung ist richtig gut“, sagt Anthony Losilla, der bekanntlich vor seinem Wechsel nach Bochum 2014 zwei Jahre lang das Trikot Dynamo Dresdens getragen hat. Und die Saisonpunkte zwölf, 13 und 14 würden die Bochumer Fußball-Stimmung sicherlich noch mehr verbessern.