Bochum. . Im Alter von 80 Jahren ist der frühere Bundesligatrainer und gebürtige Duisburger Rolf Schafstall verstorben. Der VfL Bochum ist ihm dankbar.
Wer mit diesem Mann beruflich zu tun hatte, musste einiges aushalten können. Rolf Schafstall war keiner, der einen Raum erst mit Blütenduft besprühte, bevor er etwas zu sagen hatte. Rolf Schafstall war direkt, ruppig, schonungslos.
Das Laptop war noch nicht erfunden, und niemand wäre auf die Idee gekommen, einen wie ihn Schreibmaschinentrainer zu nennen. Trainer, die so waren wie er, galten als harte Hunde. Und so genannt zu werden, das verstanden Männer wie Werner Lorant, Egon Coordes und eben auch Rolf Schafstall als Kompliment. Es gefiel ihnen, auch gefürchtet zu werden.
Die Spieler vertrugen seine Art
Man könnte also auf den Gedanken kommen, so ein Mensch sei unabhängig von Ergebnissen vor allem unbeliebt gewesen. Doch das ist ein Irrglaube.
Rolf Schafstall ist am Dienstag im Alter von 80 Jahren verstorben. Und die Weggefährten von einst verneigen sich vor dem gebürtigen Duisburger, der seine größte Zeit im Bundesligafußball in den 80er-Jahren beim VfL Bochum hatte, als er mit den damals noch „Unabsteigbaren“ wie selbstverständlich den Klassenerhalt schaffte.
Harter Hund – das hieß nämlich nicht automatisch: ungerechter, gnadenloser, verpeilter Befehlsgeber. Heinz Knüwe, Bochumer Abwehrspieler in jenen Jahren, würdigt seinen Trainer von damals im Gespräch mit dieser Zeitung als „ehrliche Haut“. Und Thorsten Legat, selbst ein Ruhrgebietskind mit kerniger Attitüde, erinnert sich noch genau an die typische erste Ansage dieses Trainers. Bei Facebook schreibt Legat: „Es ist für mich, als ob es gestern war, als Du zu mir als A-Jugendlicher beim Abschlusstraining sagtest: ,Hör zu, du Vogel, du fährst heute nicht nach Hause. Du sitzt bei den Profis gegen Borussia Mönchengladbach auf der Bank.’ Mach’s gut, lieber Rolf Schafstall! Ruhe in Frieden.“
Ein eingespieltes Team in Bochum
Sie hatten ein eingespieltes Team damals in Bochum, eine Mannschaft mit lauter lokalen Legenden wie Hermann Gerland, Ata Lameck und Walter Oswald, die es nicht nur einmal schafften, den auch früher schon großen FC Bayern aus dem Ruhrstadion zu fegen.
Die Kerle, die da in der Kabine saßen, vertrugen kräftige Ansprachen. Die wussten, dass der Trainer auch mal beleidigend wurde, wenn ihm etwas nicht passte.
Na und? Sie wussten ja auch, dass Rolf Schafstall bei aller Kompromisslosigkeit auf seine Art auch herzlich sein konnte.
„Das war einfach eine andere Zeit“, hat er mal gesagt. Der Erfolg rechtfertigte Rolf Schafstalls Umgangsformen. 1984 wurde er zum Trainer des Jahres gewählt – als Bochumer, das sagt alles.
Mit Duisburg im Uefa-Cup-Halbfinale
Im Westen arbeitete er auch für den MSV Duisburg, Rot-Weiss Essen, Schalke 04, Bayer Uerdingen und Fortuna Düsseldorf. Vor allem Vereine, die sportlich in Not geraten waren, engagierten ihn, im Abstiegskampf war er erprobt. „Ich habe das immer gerne gemacht“, verriet er rückblickend. „Ich war mit meiner Rolle wahnsinnig zufrieden. Mir konnte es nie schwer genug sein. Das war für mich positiver Stress.“ Mit den Duisburger Zebras zog er 1979 sogar ins Halbfinale des Uefa-Cups ein.
Im Bochumer Stadion hat man Rolf Schafstall, der in Krefeld lebte, in den letzten Jahren nicht mehr gesehen. Nachdem sein Freund Werner Altegoer, der langjährige Patriarch des VfL, 2013 gestorben war, erlosch wohl allmählich auch die Verbundenheit mit dem Klub, dem der Trainer dreimal in seiner Karriere zu Diensten war.
Erst bei seinem dritten Engagement in Bochum wirkte der raue Zauber von einst nicht mehr. Im Februar 2001 übernahm Rolf Schafstall einen zerstrittenen Haufen voller Egoisten. Der frühere Schleifer gab dieser zersplitterten Gruppe mit seiner Polarisierung den Rest, der VfL stieg erstmals unter seiner Regie ab.
Später sprach er von „fünf schönen Jahren“ in Bochum; die verheerenden vier Monate von 2001 ließ er außen vor. Auf der Tribüne blieb er ein gern gesehener Gast.
Rolf Schafstall wollte sich eigentlich nur einer Knie-Operation unterziehen. Dann wurden Gefäßverschlüsse in den Beinen entdeckt, ein Bein musste abgenommen werden. Die Wunde entzündete sich. Sein langjähriger Klub schrieb am Mittwoch: „Der VfL trauert um eine der prägenden Figuren seiner Vereinsgeschichte.“