Frust pur beim VfL Bochum nach dem 0:2 gegen Duisburg. Kritiker der VfL-Spitze sammeln Unterschriften. Volker Goldmann rückt in den Aufsichtsrat.

Frustriert zog die halbe Ostkurve nach dem Schlusspfiff zur Bahn an der Castroper Straße. Es flogen keine Fetzen, auch nicht verbal. Manch einer rief „Hochstätter raus“, die Antipathien gegen den Sportvorstand des VfL Bochum gab es schon im Stadion zu hören. Erstmals nach dem Tor zum 0:1, nach der Pause mitunter eingepackt in eine Liedform. Unterm Strich war die Stimmung bei den Anhängern nach dem bitteren 0:2 gegen den MSV aber wie das Wetter: einfach nur trüb.

Stille. So erlebte man weitgehend das Ruhrstadion aus der Sicht eines Bochumers. Selten wurde es laut, nur die Duisburger Anhänger hatten ja auch etwas zu feiern, und die überschaubare Zahl an Bochumer Ultras fiel wie in den letzten Monaten, seit der beschlossenen Ausgliederung, nur mit Bannern gegen Klub, Sicherheitschef und Führung auf – diesmal auf Sitzplätzen der Südtribüne. Stiller Protest.

Kein Feuer auf dem Platz und auf den Rängen

Kein Feuer auf den Rängen, woher sollte es auch kommen – denn es gab ja keinen Funken Hoffnung vom Platz, mit dem man hätte zündeln können, rein emotional. So wirkte die Mannschaft in Durchgang zwei: Kein Aufbäumen, kein Ruck, kein Zug, kein Zusammenhalt. Duisburg hatte keine Mühe, die in den fünf Minuten vor der Pause herausgespielte Führung über die Zeit zu verteidigen. Johannes Wurtz hatte beim Stand von 0:0 zwei gute Möglichkeiten, und nach 60 Minuten scheiterte Robbie Kruse am Torwart und Lukas Hinterseer an sich selbst. Das war es. Wenig. Zu wenig.

Hinterseer war nach der Pause eingewechselt worden, ebenso wie Selim Gündüz. Trainer Jens Rasiejewski korrigierte damit seine rechte offensive Seite mit Debütant Philipp Ochs und Kapitän Stefano Celozzi. Beide nahmen praktisch nie erfolgreich am Spiel teil, fast jede Aktion lief über Kevin Stöger und Robbie Kruse, über die linke Seite.

Linke Abwehrseite überfordert

Umgekehrt lief in Durchgang eins fast jeder MSV-Angriff über rechts: Bochums linke Abwehrseite mit Luke Hemmerich war oft überfordert, was man allerdings dem 19-Jährigen, der diese Position erst in den Testspielen des Winters notgedrungen übernehmen musste, nicht allein vorwerfen sollte.

Überhaupt setzte Rasiejewski ja auf eine junge Viererkette um den oft zu sorglosen Routinier Tim Hoogland, der die weitgehend stabilen Jan Gyamerah (22) und Maxim Leitsch (19) neben Hemmerich (19) führen sollte vor dem ebenfalls jungen Torwart Felix Dornebusch (23). Der war an den Gegentoren – einen Schuss in den Winkel und einen Elfmeter – machtlos und hielt die wenigen Bälle ansonsten sicher.

Unterschriften-Aktion gegen die Vereinsspitze

Genutzt hat es nichts, was den Kritikern der VfL-Führung Zulauf bescheren dürfte. Vor der Partie sammelten sie Unterschriften für eine außerordentliche Mitgliederversammlung, einige hundert sollen bereits unterzeichnet haben, rund 1700 werden benötigt. Formal ist der erste Schritt gemacht: Beim VfL ist „der Antrag eines Vereinsmitgliedes auf Herausgabe der Mitgliedsdatei eingegangen“, teilte der Klub mit. „Dieses Mitglied strebt einen Mitgliederantrag auf Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung an.“

Goldmann rückt in den Aufsichtsrat

Nach ein paar Jahren Auszeit wieder mit auf dem Podium des Aufsichtsrates sitzen würde dann ein alter Bekannter und in Bochum bestens vernetzter Mann. Volker Goldmann (68), der nach Jahrzehnten als Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bochum nun im Ruhestand ist, wurde zum Vorsitzenden des 2016 gegründeten Wirtschaftsrates gewählt, dem er bereits angehörte. Damit rückt Goldmann automatisch in den Aufsichtsrat auf. Er ist in beiden Funktionen Nachfolger des zurückgetretenen Matthias Knälmann.

„Jetzt gilt es mitzuhelfen, dass alle diszipliniert an sportlichen Erfolgen des VfL arbeiten“, sagte Goldmann noch vor dem Anpfiff der Partie. Und Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, erklärte: „Ich kenne ihn bereits aus gemeinsamer Aufsichtsratsarbeit und weiß, dass man sich auf sein Wort verlassen kann.“