Llucmajor/Malllorca. . VfL-Sportvorstand Hochstätter lobt Trainer Jens Rasiejewski und findet es schade, bald auf Wilken Engelbracht verzichten zu müssen in Bochum.
Am morgigen Sonntag kehrt die Delegation des VfL Bochum aus Spanien nach Bochum zurück. Vorher stand VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter der WAZ Rede und Antwort.
Das Hotel bietet Charme und Luxus. Dennoch: Der VfL ist nur vier Trainingstage vor Ort, der Trainingsplatz ist nicht optimal, einen zweiten Gegner gibt es nicht. Lohnt sich der Aufwand?
Christian Hochstätter: Ein Trainingslager lohnt sich immer, weil wir hier fünf Tage unter uns verbringen und uns auf das Wesentliche konzentrieren können. Ich bin sehr angenehm angetan, wie es läuft. Man ist fern vom Alltag, die Spieler sprechen in entspannter Atmosphäre mit uns, wir sprechen mit den Spielern, die Spieler sprechen untereinander.
Das klingt harmonisch. Sie haben in der Hinrunde aber kritisiert, dass mit dem Teamgeist etwas nicht stimme. Hat sich das geändert?
Hochstätter: Wir haben grundsätzlich eine Mannschaft, die recht pflegeleicht ist. Die Jungs verstehen sich untereinander. Der Kader wurde auf 25 Spieler reduziert, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Teamgeist ist da. Ich habe nicht das Gefühl, dass hier eine schlechte Stimmung ist.
Ex-Kapitän Felix Bastians wollte weg und durfte nicht, er ist in Llucmajor dabei. Können Sie sich nach all den Vorfällen denn noch in die Augen sehen?
Hochstätter: Wir hatten hier im Hotel ein Gespräch mit Felix Bastians, seinem Berater, Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis, Trainer Jens Rasiejewski und mir. Felix Bastians ist ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft. Um das Fußballerische kümmert sich der Trainer.
Einige Spieler sollen den Klub verlassen, Alexander Merkel und Nico Rieble etwa sind daheim geblieben. Gibt es Konkretes?
Hochstätter: Bisher liegen noch keine Anfragen vor, aber natürlich spreche ich hier mit Spielern und Beratern, auch mit denen, die wir halten wollen. Martin Kompalla hat bis gestern in Cottbus zur Probe trainiert, bei Nico Rieble gibt es lose Kontakte, von Alexander Merkel habe ich noch nichts vorliegen.
Das Gerücht, dass neben Bastians auch Tim Hoogland, der einen Vertrag bis 2019 hat, den Verein verlassen will, hält sich weiterhin hartnäckig.
Hochstätter: Ein Wechsel von Hoogland ist für uns kein Thema.
Auf der anderen Seite haben Sie Philipp Ochs bis Saisonende ausgeliehen ohne Kaufoption. Warum macht das Sinn?
Hochstätter: Weil wir der Meinung sind, dass wir auf der rechten offensiven Seite noch eine Verstärkung brauchen. Und da Philipp Ochs auf dem Transfermarkt war, haben wir entschieden zuzugreifen.
Kritiker sagen: Der VfL lässt zu viele eigene Talente ziehen. Zuletzt etwa Gökhan Gül (Düsseldorf), im Sommer U19-Nationaltorwart Niklas Thiede. Auch die Verträge von Selim Gündüz und Görkem Saglam laufen aus, beide haben aktuell einen schweren Stand. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Hochstätter: Bei uns spielt Jan Gyamerah aus der eigenen Jugend, er hat sich hervorragend entwickelt. Wir haben zu ihm gestanden, als kaum noch einer an ihn glaubte. Auch Tom Baack, Maxim Leitsch und Felix Dornebusch zählen fest zum Kader. Bei Niklas Thiede war es so, dass er bereits im Sommer ein Angebot aus Freiburg hatte und wir ein Dreivierteljahr versucht haben, ihn vom VfL zu überzeugen. Wir haben ihm seine Perspektiven aufgezeigt, aber er hat sich leider für Freiburg entschieden.
13 Verträge laufen aus im Sommer. Droht der nächste Umbruch?
Hochstätter: Wir haben das nicht vor. Der Kader ist groß, und es gibt Spieler, deren Verträge auslaufen, die wir halten wollen. Ob uns das gelingt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Fix ist der Trainer. Jens Rasiejewski bekam noch eher das längerfristige Vertrauen mit einem Vertrag bis 2019 als ursprünglich angekündigt. Was zeichnet ihn aus?
Hochstätter: Man hat gesehen, dass die Mannschaft mit ihm funktioniert, auch die Ergebnisse stimmten. Nach den Trainerentlassungen hat er seine Aufgabe mit Ruhe und Souveränität gemeistert. Jens sieht immer das Gesamtgebilde, legt auf zwischenmenschliche Begegnungen größten Wert. Er weiß, dass gute Leistung nur in einer vernünftigen Atmosphäre möglich ist. Die stellt er mit seinem Trainerteam her. Zudem hat er eine klare Vorstellung davon, wie er und der VfL Fußball spielen wollen.
Auf der Führungsebene sorgten vor Heiligabend die Rücktritte der Aufsichtsräte Frank Goosen und Matthias Knälmann für Aufsehen, zudem kündigte Ihr Vorstandskollege Wilken Engelbracht seinen Abschied bis zur Jahresmitte an. Wie haben Sie das aufgenommen?
Hochstätter: Zu den Rücktritten der Aufsichtsräte kann ich nichts sagen, ich kenne die Gründe nicht. Beide haben sich bei mir per Mail verabschiedet. Wilken Engelbracht hat mich am Abend des 22. Dezember persönlich informiert. Ich werde hier die Gelegenheit nutzen, um mit ihm zu sprechen und hoffe, Näheres zu seinen Beweggründen zu erfahren. Ich finde es sehr schade, dass er aufhört, aber es ist seine Entscheidung.
Danach nahm die Entrüstung bei etlichen Fans und Mitgliedern noch zu. Es gibt eine Online-Petition, die die Abberufung von Hans-Peter Villis als Ziel hat, zudem stehen Sie als Sportvorstand im Zentrum der Kritik der Initiatoren. Wie begegnen Sie diesem Protest?
Hochstätter: Eine Petition ist auch für mich Neuland. Wir müssen in den Dialog kommen, mit den Leuten sprechen. Herr Villis hat als Vereinschef bereits eine Kontaktaufnahme vorgenommen, dieser Part ist dem Aufsichtsratsvorsitzenden vorbehalten. Wenn wir uns dann treffen, werde ich natürlich gerne dabei sein.
Wie wichtig sind jetzt die ersten Heimspiele gegen Duisburg und Bielefeld?
Hochstätter: Natürlich ist es bei der Gesamtgemengelage nicht unwichtig, dass wir gut aus den Puschen kommen. Die Ergebnisse sind immer wichtig, nicht nur für den VfL Bochum. Unabhängig von den ersten beiden Spielen bin ich von dem Weg, den wir vor drei Jahren eingeschlagen haben, fest überzeugt. Diesen Weg gehen wir weiter.