Bochum. Der VfL Bochum sucht einen Trainer - doch nicht nur das sorgt für Unruhe. Ein größeres Thema ist die Suspendierung von Kapitän Felix Bastians.

  • Der VfL Bochum hat mit Ismail Atalan den zweiten Trainer in dieser Saison entlassen
  • Jetzt suchen die Bochumer einen Nachfolger
  • Allerdings wird gleichzeitig auch der tiefe Riss zwischen Sportvorstand Christian Hochstätter und Kapitän Felix Bastians deutlich

Christian Hochstätter saß bei der Pressekonferenz zum Trainerwechsel des Fußball-Zweitligisten VfL Bochum auf dem Podium und wunderte sich. "Wir sitzen hier seit einer Stunde - und reden 45 Minuten über Felix Bastians", sagte er. Hochstätter gegen Bastians, Sportvorstand gegen Kapitän: Eine solch wilde Rauferei gibt es im Profifußball nicht oft; und beim VfL geht sie weiter und weiter.

VfL Bochum trennte sich nach nur 91 Tagen von Ismail Atalan

Dass sich der VfL nach nur 91 Tagen von Ismail Atalan trennte, nun erneut einen neuen Trainer sucht, ging am Dienstagmittag rund um das Ruhrstadion beinahe unter. Die Suspendierung des Kapitäns erhitzte die Gemüter. Hochstätter hatte das früh gespürt und schon eine Stunde vor Beginn der Pressekonferenz noch schnell eine offizielle Mitteilung über die Vereinshomepage veröffentlicht. "Auch für ihn gelten Regeln des respektvollen Umgangs", schrieb Hochstätter dort über Bastians - und jeder ahnte schon jetzt: Es ist schwierig, den Riss in der Beziehung der beiden noch zu kitten.

Auch interessant

Was Hochstätter später dann vor allen Journalisten sagte, klang noch viel härter. "Wir sind ein Team", sagte Hochstätter. "Und wenn jemand diesen Teamgedanken verlässt, muss man handeln." Wie von dieser Redaktion berichtet, löste ein Ereignis vor dem Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfL am 21. September den Streit aus. Aufgrund einer allergischen Reaktion musste Bastians, der an einer Laktoseintoleranz und einer Glutenunverträglichkeit leidet, kurzfristig passen. In der Kabine kam es dann zu einer verbalen Auseinandersetzung mit Hochstätter-Sohn Christian junior, der als Teammanager in der Kabine anwesend war und von Hochstätter senior deshalb zum Trainerteam gezählt wurde. Was Bastians genau sagte, verrieten die Beteiligten nicht. "Felix Bastians hat aber nicht ,Christian Hochstätter junior' gesagt, sondern ,Ihr'", erklärte Hochstätter. "Ich war sehr baff, als die Aussage fiel. Mehr möchte ich dazu nicht sagen", sagte der alte und neue Co-Trainer Heiko Butscher dazu.

Bastians entschuldigte sich am gleichen Tag, bekam trotzdem eine Geldstrafe aufgebrummt - die er nicht akzeptierte. Drei Tage nach dem Nürnberg-Spiel traf der VfL auf den FC Ingolstadt. Hochstätter hätte Bastians schon für dieses Spiel suspendieren können - Ex-Trainer Atalan legte aus sportlichen Gründen sein Veto ein. Der VfL siegte 2:0, Bastians erzielte das erste Tor. Hochstätter reagierte erst zwei Tage nach der wichtigen Jahreshauptversammlung, auf der die vom Verein gewünschte Ausgliederung der Profiabteilung beschlossen wurde. Ein Streit mit dem in Verein und Stadt überaus beliebten Bastians hätte nicht gepasst. Doch den Vorwurf des Taktierens weist Hochstätter zurück: "Darüber kann ich nur lachen."

Christian Hochstätter junior ist nicht mehr für den VfL tätig

Doch nicht nur die Ereignisse nach dem Nürnberg-Spiel sorgten für den Zwist zwischen Hochstätter und Bastians. Der Kapitän hatte sich darüber beschwert, dass die Spieler unter anderem mit einem Regionalexpress zum Nürnberg-Spiel fahren mussten. "Wie soll ich einem Fan erklären, dass sich Spieler zu schade sind, mit dem Regionalexpress zum Spiel zu fahren. Ich finde es unverschämt meiner Assistentin gegenüber. Das steht Felix Bastians als Kapitän nicht zu", erklärte Hochstätter. Aus der Mannschaft selbst sei der Wunsch gekommen, mit dem Zug nach Nürnberg zu fahren.

Bastians soll nach Ablauf der zwei Wochen wieder ein normaler Bestandteil der Mannschaft sein. Hochstätter junior ist das nicht mehr, er arbeitet nicht mehr für den VfL und kann sich auf sein Sportmanagement-Studium konzentrieren. "Er ist schon 24, aber man hat immer noch eine Fürsorgepflicht für seinen Sohn. Ich werde dafür sorgen, dass er nicht Schaden trägt", sagt der Vater.