Bochum. Seine Vorgänger erhielten mehr Zeit. Ismail Atalan musste schon nach 91 Tagen den VfL Bochum verlassen. Markus Kauczinski könnte folgen.

  • Der VfL Bochum hat sich in dieser Saison schon zum zweiten Mal vom Trainer getrennt
  • Nach Gertjan Verbeek in der Sommerpause erwischte es nun Ismail Atalan
  • Jens Rasiejewski und Heiko Butscher übernehmen das Training zunächst

Als in sozialen Netzwerken bereits über potenzielle Nachfolger eifrig debattiert wurde, leitete Ismail Atalan noch das Training beim VfL Bochum. Aufgalopp am Montag um 11 Uhr an der Castroper Straße, am Samstag steht ja viel auf dem Spiel gegen den SV Sandhausen.

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Rund vier Stunden später erklärte der Verein VfL Bochum hochoffiziell die Trennung von seinem Trainer - Atalan durfte nur 91 Tage im Amt bleiben. Sieht man von den Interimstrainern ab, erhielt der erst mitten in der Saisonvorbereitung aus Lotte losgeeiste 37-Jährige die kürzeste Probezeit aller Trainer, die die Zweitliga-Mannschaft des VfL Bochum in den letzten sieben Jahren anführen durften seit dem Abstieg im Sommer 2010.

Sechs Zweitliga-Trainer seit 2010

Friedhelm Funkel (15 Monate), Andreas Bergmann (13 Monate), Karsten Neitzel (7 Monate), Peter Neururer (20 Monate) und „Spitzenreiter“ Gertjan Verbeek (31 Monate) eint nur eines: Den Aufstieg haben sie alle verpasst. Manche knapp (Funkel), andere waren der 3. Liga weit näher als der Ersten.

Dem unerprobten Ismail Atalan aber gab die Vereinsführung nur ein Ziel mit auf den Weg, und zwar die Rückkehr in die 1. Bundesliga. Mit einem um mehr als zwei Millionen Euro erhöhten Etat sollte dies gelingen in einer Liga, in der finanziell schier Übermächtige wie in den vergangenen Jahren Hannover oder Leipzig diesmal nicht zu finden sind. Nach nur zehn Punkten aus neun Partien, nach Pleiten gegen Bielefeld, Heidenheim, Kiel sah sich der Klub zum Handeln gezwungen.

Riesenlücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

„Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft ein Riesenlücke“. So hat es Hans-Peter Villis, der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Vereins, der sich einst Kontinuität auf die Fahnen schrieb, gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung am Samstag gesagt. Und Sportvorstand Christian Hochstätter hieß Trainer Ismail Atalan und seinen Co-Trainer Joseph Laumann bei dieser Gelegenheit vor knapp 2800 Mitgliedern zwar noch „willkommen beim VfL Bochum“ - um keine 48 Stunden daraus ein „Auf Wiedersehen“ zu machen.

Ein sportlich gutes Wort verlor Hochstätter schon seit Tagen nicht mehr über den 37-Jährigen, in der Jahrhunderthalle sprach er vielmehr von einem „rauen Wind“, den der Bundesliga-Novize nun kennengelernt habe in der 2. Bundesliga.

Vielleicht zu brav für die Profis

Ob Ismail Atalan „zu brav“ war für die Profis, vielleicht zu unerfahren für diese Liga, ob ihm ein wenig Glück fehlte oder auch nur die nötige Zeit, diese Frage wird man schlussendlich nicht mehr beantworten können, weil man sie im Fußball nur in Ergebnissen beantworten kann. Die müssen jetzt andere liefern. Gegen Sandhausen, so hat es der Klub kundgetan, werden U19-Trainer Jens Rasiejewski und Co-Trainer Heiko Butscher, der als starker Mann der Zukunft gehandelt wird beim VfL, das Team coachen. Wann ein Nachfolger für Atalan präsentiert wird, ist offen. Ein Kandidat ist Markus Kauczinski, der nach WAZ-Informationen schon im Sommer hoch im Kurs stand, ehe Atalan den Job erhielt.

Kauczinski gilt als umgänglich

Kauczinski ist ein gebürtiger Gelsenkirchener, er gilt als umgänglich. Der 47-jährige Fußball-Lehrer trainierte lange Zeit erfolgreich den Karlsruher SC, wo er als Jugendtrainer anfing, insgesamt war er 15 Jahre bei den Badensern. Sein letztes Engagement beim FC Ingolstadt indes endete schnell nach nur zwölf Spielen, seit fast einem Jahr ist Kauczinski nun „auf dem Markt“.

Ebenfalls gehandelt wird Jos Luhukay. Auch der Niederländer (54) könnte theoretisch sofort einsteigen, zuletzt trainierte er den VfB Stuttgart, zuvor Hertha BSC Berlin, Augsburg, Mönchengladbach.