Bochum. Die Mitglieder des VfL Bochum stimmten für eine Ausgliederung der Profiabteilung. Der Vorstand möchte 20 Mio Euro für bessere Spieler reinholen.

Am Abend nach der Jahreshauptversammlung des VfL Bochum gab es einen stummen Protest. Eine Gruppe von Anhängern des Fußball-Zweitligisten hatte vor der Geschäftsstelle des Klubs Grabkerzen aufgestellt – als Zeichen ihrer Trauer. „Man sieht anhand dieser Aktion, dass es Fans gibt, die besonders am VfL als Verein hängen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis im Gespräch mit dieser Zeitung.

Doch den Zusatz „eingetragener Verein“ wird die Profifußball-Abteilung des VfL bald ablegen. Denn das, was besonders die Bochumer Ultra-Gruppierungen befürchtet hatten, steht seit der Versammlung am Samstag in der Jahrhunderthalle fest: Der Traditionsverein wird seinen Profibereich in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. 80,19 Prozent der 2708 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder votierten für den Vorschlag.

Somit wird es künftig möglich sein, Anteile des Klubs an Investoren zu verkaufen und so frisches Geld zu generieren. Rund 20 Millionen Euro peilt der Klub zunächst an. Geld, das in die erste Mannschaft gesteckt werden soll. Der VfL Bochum sieht das als Chance, Kritiker sehen die Selbstbestimmung durch den möglichen Einfluss eines Investors in Gefahr.

Becher und Stühle fliegen

Während der Protest vor dem Stadion geprägt war von Trauer und Enttäuschung, hatte sich der Frust der Kritiker einer Ausgliederung unmittelbar nach Verkündung des deutlichen Wahlergebnisses anders geäußert. Einige Chaoten warfen mit Stühlen und Getränkebechern. Im Vorraum der Jahrhunderthalle explodierten Knallkörper. Es war der laute, vor allem aber in dieser Form unnötige Protest gegen eine demokratisch getroffene Entscheidung. „Wir haben gewonnen, weil die Mitglieder das wirklich wollten“, kommentierte VfL-Finanzvorstand Wilken Engelbracht das deutliche Wahlergebnis.

Für ihn beginnt nun der wichtigste Teil der Arbeit: „Wir sind dabei, mit einer Unternehmensberatung den Wert des Vereins seriös zu ermitteln“, erklärt der 44-Jährige. Danach gehe es darum, einen Investor zu finden. „Wir müssen jemanden finden, der zu uns passt“, sagt Engelbracht. „Es gibt Leute, die sagen, dass sie mit uns sprechen wollen. Wir suchen aber auch Leute, die diskret sind.“

So oder so: Die Mehrheit der Anteile der ausgegliederten Profiabteilung soll beim Gesamtverein bleiben. Das zu betonen, ist für Aufsichtsrats-Chef Villis von großer Bedeutung für das Tagesgeschäft des Zweitligisten. Der Verein und seine Werte, betont der 59-Jährige, blieben auch nach der Überführung der Profiabteilung in eine neu zu gründende GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) erhalten: „Eine neue Struktur beim VfL Bochum ist nicht mit dem Ende gleichzusetzen.“

Dass der Klub diesen Schritt, der nach eigenen Angaben nicht aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit unternommen wird, überhaupt gehen kann, liegt vor allem an der guten wirtschaftlichen Arbeit in den vergangenen Jahren. So hat der VfL seine Einnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem dank der Transfereinnahmen von sechs Millionen Euro um etwa 900 000 Euro auf rund 33,1 Millionen Euro gesteigert. Diesen Einnahmen stehen Ausgaben in Höhe von 30,388 Millionen Euro gegenüber. Der Jahresüberschuss beträgt 2,742 Millionen Euro.